Stadtpfarrkirche in Steyr - Oberösterreich

Stadtpfarrkirche in Steyr · Oberösterreich

Zeittafel Vor 1000 erste Erwähnung „ecclesia sancti Egidii in Styria" 1443 Baubeginn der dreischiffigen gotischen Hallenkirche , Planung von Hans Puchsbaum 1470 Errichtung des ersten Turmes unter Mert Kramschach 1522 zerstört ein Stadtbrand das Kirchdach samt Gewölbe und Einrichtung Von 1548 bis 1598 ist die Stadtpfarrkirche evangelisch 2 1553 Errichtung des spätgotischen Hauptp01tals 1567 Renaissance-Taufbecken Ab 1630 Weiterbau der Kirche , das Langhaus wird mü einem Stichkappengewölbe versehen , der Turm erhält eine barocke Kuppel Ab 1692 barocker Hochaltar 1777 Orgel von Franz Krismann 1857 Errichtung des neugotischen Hochaltars 1876 Brand des Turmes 1885- 1889 Wiederaufbau des Turmes in gotischem Gepräge 1893 Erneuerung der Orgel unter Mitwirkung von Anton Bruckner 1906 Neugestaltung der Kirche, Versetzung der alten Grabsteine an die Außenmauern der Kirche 1917 und 1943 Abnahme der Glocken (nach beiden Kriegen erklingen neue Glocken) 1962 Neubau des Orgelwerkes unter Weiterverwendung von 17 Registern der Krismann-Orgel

STADTPFARRKIRCHESTEYR Diözese Linz / Land Oberösterreich Kirchenpatrone: Hl. Ägidius ( 1. September) und hl. Koloman (13. Oktober) Margaretenkapelle: HI. Margarete (20. Juli) Kirchweihfest: 7 . Sonntag der Osterzeit Eine kurze Baugeschichte Als Res idenzstadt der Ottokare (auch: Otakare) gewann die Stadt Steyr, strategisch günstig am Zusammenfluss von Steyr und Enns gelegen, bereits vordem Jahr 1000 an Bedeutung. Nachdem die Stadt auch Hauptstadt der Steiermark geworden war, wurde sie im Mittelalter durch Eisenbearbeitung und Eisenhande l zur mächtigste n und wichtigsten Stadt ob der Enns. Aus dieser Zeit stammt auch die erste schrift li che Nennung eines Kirchenbaues „ecc lesia sancti Egidii in Eisernes Besch/agband am östlichen Südtor Styria". Auch die zweite urkundli che Erwähnung (1287) nennt u. a. wieder den hl. Ägidius als Patron, der besonders in der Nähe zu Flussläufen Verehrung findet. Der gotische Neubau ab 1443 Der durch eine Feuersbrunst beschädigte Kirchenbau erwies sich bald als zu k lein für die stark angewachsene Bevölkerung . So wurde 1443 vom Dombaumeister des Wiener Stephansdomes HANS PucHSBAUM mit einem Neubau begonnen , den er bis 1454 leitete. Die Planungen belegen die bis heute e rhaltenen Entwüife. Kriegsereignisse und religiöse Wirren unterbrachen die Bauarbeiten einige Male auf längere Zeit, was Änderungen der Puchsbaumschen Pläne zur Folge hatte. Nach 1454 leiteten MERT KRAMSCHACH (bis 1482), WOLFGANG TENK (bis 1513) und HANNS ScHWETTICHAUER 3

(bis um 1525) die Bauarbeiten. Eine Vedute der Sehedelsehen Weltchronik wird traditionell als alte Ansicht der Stadt Steyr identifiziert. Das Gotteshaus ze igt bere its das gotische Chorhaupt (um 1470) , Langhaus und Turm sind noch spätromani sch.Große Rückschläge für die Bauarbeiten bedeuteten insbesondere die Brände in den Jahren 1479 und 1522. Spätere Veränderungen vom 16. bis 18. Jahrhundert Vedu1e der Scheele/sehen Weltchronik, traditionell als Ansicht der Stadt Steyr identifiziert Die darauffol genden Aufbauarbeiten waren auch durch den Einfluss der evangelischen Lehre geprägt , denn in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wirkten evange li sche Prediger an der StadtpfaiTkirche Steyr , und die Mehrzahl der Bürger hatte s ich der Lehre Luthers angeschlossen. l n dieser Zeit wurde die Kirche um di e westliche Vorhalle erweite1t, samt großem Doppelportal und Westempore (1554) . Auch die Turmkapelle und das bis heute verwendete Taufbecken stammen aus di eser Erweiterungsphase. Mit der Gegenreformation setzte di e Barockisierung des Kirchenbaues e in (Stichkappentonnengewö lbe der vier westlichen Langhausjoche, Kirchengestühl , Gemälde von Carl von Res lfe ld). Neugotisierung nach 1854 Ab 1854 fö rderte Ada lbert Stifter als Landeskonservator die Neugotisierung der Kirche. Die barocke Ausstattung wurde we itgehend entfernt und durch neugotische Einri chtungen ersetzt, die bis heute wesentli ch den Eindruck des Innenraumes der Pfarrkirche bestimmen . Als 1876 der barocke Turmhelm abbrannte, war das die Gelegenheit , den goti schen Charakter der Stadtpfarrkirche zu vervollkommnen. So errichtete man 4

1889 den heutigen steinernen Helm, der dem Türmchen der Margaretenkapelle nachempfunden ist und nach Plänen von FRIEDRICH VON SCHMIDT, dem Wiener Dombaumeister und Erbauer des Wiener Rathauses , ausgeführt wurde. 1893 erfolgte die Erneuerung der barocken Krismann-Orgel , unter der maßgebl ichen Mitwirkung von Anton Bruckner, der gerne auf der Orgel in der Steyrer Stadtpfarrkirche spielte. 1977/78 e1folgte eine Renovierung der Margaretenkapelle, seither sind laufend Restaurierungen und Instandsetzungsarbeiten (z. B. Epitaphien) im Gange. Rundgang um die Kirche (s iehe Plan S . 10) Denkmäler wider das Vergessen An der westlichen Außenfront des Kirchengebäudes befinden sich die Kriegerdenkmäler zur Erinnerung an die Opfer be ider Weltkriege. Ei ne mächtige Bronzestatue , die den hl. Michael darstellt , bildet das Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs (1) . Überdimensionale Flügel umfangen die schwebende Gestalt des Heiligen, der im Ersten Weltkrieg zum Patron der Soldaten gemacht wurde. Der Körper des Jünglings steckt in einer mitte lalterlichen Rüstung , in seiner rechten Hand hält er e in F lammenschwert. Auf das Thema Krieg wird weder expressiv noch glorifizierend Bezug genommen. Der Engel ist eine Arbeit des Bildhauers JosEF FRANZ R1 EDEL (Vater von Rupert Ri edl, bedeutender Evolutionsbiologe des 20. Jahrhunderts) , dessen Oeuvre in der Tradition des Wiener Jugendstil s der Jahrhundertwende steht. Hinter der Westfassade liegt die Vorhalle, von der man durch das stabwerkverzierte Doppelportal ins Kircheninnere gelangt (heute Eingang in der Regel durch das Südportal). In der Vorhalle sind etliche wertvolle Epitaphien angebracht , darunter rechts außen das Epitaph für Wo(fgang Urkauf (2) . Zweimal ist der ehemali ge Stadtrichter und Bürgermeister auf seinemGrabstein dargestellt .E inmal im oberen Feld, wo er in seiner letzten Stunde dem Erlöser und dem Tod begegnet , darunter sieht man den angesehenen Bürger betend im Kreise seiner Famjli e (1588). Links vom Portal befindet sich di e eindrucksvoll figural gestaltete Grabplatte aus rotem Marmor des Benefiziaten Stephan Grätl (3) . Interessant ist die nur mehr zum Teil erhaltene Wappendarstellung links unten: Das sogenannte „sprechende Wappen" ziert eine Fischgräte (1509). 5

Mittelalterliche Portalplastik Den ersten markanten Blickpunkt an der reich gegliederten Nordseite der Kirche bildet die wie ein ste iler Schiffsbug über die Traufe emporragende Nordvorhalle (4) , flankiert vom türmchenbekrönten Orgelaufgang und ei ner rechteckigen Kapelle mit Doppelfenster. Der übers Eck gestellte Baldachinvorbau (entstanden um 1522) breitet sich schützend vor das skulptierte Nordportal, sein Grundriss bestimmt ein unrege lmäßiges Fünfeck.Das Baldachingewölbe zieren Schlingrippenfigurationen, deren durch -~ Nordvorhalle, Baldachinvorbau di e Tektonik vorgegebene Form sich im Dekorativen aufzulösen beginnt. Damit werden die ursprünglich gliedernden Rippen zum Zierat und markieren so den Schlusspunkt der spätgotischen Gewölbeverzierungen. Die Portalgewändefiguren in den Baldachinnischen zeigen (von links nach rechts) die hll .Agnes , J akobus den Älteren , den Evangelisten Johannes und Dorothea. Bis auf den hl. Johannes, bei dem es sich um eine Ergänzung des 19 .Jahrhunderts handelt , sind diese Skulpturen der einzige figurale Schmuck ,der aus der ersten Bauphase der Kirche erhalten ist. Eine Datierung um ca. 1385 weist diese Skulpturen a ls Frühwerke des „Schönen" bzw . ,,Internationalen Stils" aus,dersich im eleganten Schwung der grazilen Figuren und dem kunstvollen Faltenwurf manifestiert. Als Urheber der Figuren des Nordportals , die durch ihre liebliche, sanfte Anmut und schön lini ge Formgebung bestechen , wird heute der MEISTER VON GROSSLOBMING (Steiermark) angeführt , der Mitglied der Bauhütte von St. Stephan in Wien war. 6

Die Statue des hl. Johannes ist neugotisch (um 1900) und stammt von FRANZ ERLER. Dieser hat auch im teilweise zerstörten Tympanonrelief „ Tod und Krönung Mariens" (5) Köpfe und Hände der Heiligen (ausgenommen bei Mar ia, Christus und Gottvater) im „nazarenischen" Sinn ergänzt , die jedoch nicht mit dem lebhaften und bewegten Stil der Figuren korrespondieren. Das birnenförmige Tympanonre lief wiJd von üppigen , mit Putten bevölkerten Laubgirl anden umkränzt. In zwei Registern sind der Tod und die Krönung Mariens dargestellt. In dieser Konzeption gleicht das Medaillon dem Bischofstor von St. Stephan in Wien , dazu kommt im Relief des Steyrer Nordportals das Stifterpaar, das in den Zwickeln Iinks und rechts unterhalb der Darstellung vom Tod Mariens zu sehen ist. In seiner Versp ie ltheit weistdasTympanonrelief über Spätgoti_k und Renaissance hinaus. Seine Entstehung ist um l 526 im Krei s der B ildhauer von St. Stephan anzusetzen. Entgegen dem puristischen Stei ngrau , in dem sich die Sku lpturen heute präsentieren , hat man sich das Figurenensemble ,wie zumeist üblich für die Tympanonrelief „ Tod und Krönung Mariens " mittelalterliche Plastik , in leuchtenden Farben vorzustellen. So wurden Farbreste von Malachitgrün, Ocker , Azuritb lau, Zinnoberrot , Bleiweiß u. a. festgestellt. Links darunter befindet sich die Grabplatte des Stifters, des Handelsmannes Lorenz Guetbrod, ein wohlhabender Bürger und Erbauer des bekannten DunkJ-Hofs (Kirchengasse 16) in Zwischenbrücken. Das Epitaph aus rotem Marmor (1508-1527) zeigt in v ier Bi ldfeldern Szenen von Leben und Auferstehung Jesu , im untersten Relief die Familie, die betend um den Schmerzensmann versammelt ist. 7

Der Turm - ein weithin sichtbares Wahrzeichen Entl ang der Nordseite in östlicher Richtung erreicht man den mächti gen Turm (6) , der in seiner heuti gen Gestalt hoch übe r Kirche und Stadt hinwegragt und als das Wahrze ichen der Stadt g ilt. Der sechsseitige Grundri ss, auf dem sich der Turm erhebt, schneidet weit in die Grundfläche des Kircheninnenraumes e in. Der Baubeginn ist um 1470 unter MERT KRAMSCHACH festzusetzen. Nach den Bränden 1479 und 1522 wurde der Turm immer wieder erneuert. Alte Stadtansichten zeigen den Turm zunächst mit e inem He lm im Renai ssancestil und später mit einer Barockkuppel. Nach dem Brand 1876 erhielt der Turmabschluss seine neugotische Gestalt , di e das goti sche Gepräge der Kirche vollendet. An der Turmmauer ist jenes Turmkreuz befestigt, das bis zum Brand 1876 den Turmhelm geziert hat. Bruckners Stiege Am nördlichen Vorplatz der Stadtpfarrkirche liegt das im Kern in das Jahr 1399 zurückreichende Mesner- und Organistenhaus (7) , in dem ursprüng8 lich der Pfa1Thof und die Stadtschule untergebracht waren .Über eine gedeckte , gotische Stiege erreicht man das erste Stockwerk, das vom regens chori F. X. Bayer bewohnt wurde. Ein häufige r Gast war dort Anton Bruckner. In den Jahren 1886 bi s 1894 verbrachte der Komponi st di e Sommermonate im Steyrer Pfarrhof. Rund um den Chor Um den Chorabschluss und in den Ni schen der gegenüber verlaufenden Friedhofsmauer befin- "' den s ich mehrere bemerkensweri te Grabmäler, darunter am Chor- -1 sche ite) das Epitaph der Familie Rottaler (8) . Die hll. Georg und Florian flankieren ein InschrifBruckners Stiege

tenfeld , darüber ist die verstorbene Farni lie im Gebet dargeste llt. Oberhai b verläuft ein durchhängender Zaun aus Flechtwerk , hinter dem Christu s im Garten Getse rnani betet (um 1519). Links daneben befindet sich das Epitaph der Familie Zumbherum (9) . Christus wird auf e inem Regen boge n thronend als Richter mit Schwert und Lilie (Symbole de r Gerechtigke it und Barmherzigkeit) gezeigt , Engel mit den Leidenswerkzeugen umgeben ihn (um 1530- 1551 ) . Verschlungene Gewölbe Heute betritt mandi e Der weithin sichtbare Turm an der Nordseite der Kirche wieder durch Stadtpfarrkirche , südlich die Margaretenkapelle das lange versch lossen gehaltene Südportal (10) , dessen dekorative Baudetai ls und ebenso mannigfaltig wie e infallsreich ges taltete Rippenformationen des Gewölbes seit dem 19 . Jahrhundert die goti schen Schöpfungen von Hans Puchsbaum ersetzen. Oberhalb des Südportals, etwas nach Westen versetzt, befindet sich die um 173 1 angebrach te Gaupenuhr. Ihre Uhrzeiger werden vorn Uhrwerk im Turm an der Nordfassade angetrieben, die Übertragung erfolgt über ein etwa 33 rn langes Eisenges tänge, das quer über den Dachboden verläuft. 9

Grundriss und Orientierungsplan Rund um die Kirche (1) Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges (2) Epitaph für Wolfga ng Urkauf (3) Grabp latte des Benefi ziaten Stephan Grätl (4) Nordvorhalle (5) Tympanonrelief „Tod und Krönung Mariens" (6) Turm (7) Mesner- und Organi stenhaus (8) Epitaph der Fami lie Rottaler (9) Epitaph der Fami lie Zumbherum (10) Südportal (Eingang in di e Kirche) Einrichtung (A) Hochaltar (B) Sakramentshäuschen (C) Priesterbank (D) Kommuni ongitter (E) goti sche Pieta (F) ,,Steyrer Christus" (G) ,,Laxenburger Fenster" (H) Renaissancefenster (1) ,, Yoti vfenster" 7 <- (J) östliches Südtor (Eisenbeschl äge) (K) Wappentür zur Sakristei (L) Renaissance-Taufbecken (M) Schrein der hl. Columba (N) Ehemali ges Hochaltarblatt „Anbetung der Köni ge" (0) ,,Sonnenblumenepitaph" (P) Epitaph des Steinmetzmeisters Wol fgang Tenk 10 10

Führung durch die Kirche Die Steyrer Stadtpfarrkirche, die kleine Schwester des Wiener Stephansdomes Am besten erlebt man di e Ausgewogenheit der gotischen Hallenkirche , in der das Mittelschiff und die Seitenschiffe von annähernd gleicher Höhe und Breite si nd , wenn man von Westen her zum Chor blickt . Die Trennung des Langhauses mit seinem erst um 1630 eingezogenen barocken Stichkappentonnengewölbe und des noch spätgotisch eingewölbten Chores erfolgt beim vierten Pfeilerpaar durch starke und bre ite Quergurte , die so e inen Triumphbogen bilden. Dahinter erstreckt sich der außergewöhnlich lange Chor. Diese Chorform geht auf HANS PucHSBAUM zurück und bedeutet eine Weiterentwicklung der Choranlage von St. Stephan: Die drei annähernd gleich hohen und außergewöhnli ch langen Chorschiffe der Halle werden durch die fehlenden Zungenmauern (zwischen Mittel- und Seitenschiffen) zu einer räumJjchen Einheit. Dieser Eindruck verstärkt sich durch die Gewölbeschale, die aus einer Abfolge von flachen Kuppeln besteht, die durch die Rippenzüge betont werden. Mit dieser Raumeinheit eines mehrschiffigen Chores bildete sich e in zukunftsträchtiger Chortypus für Pfarrkirchen heraus. Nicht nur Bündelpfeiler und ausgeprägte Gurtrippen scheiden Cho r und Langhaus, ursprünglich war es auch ein massiver Lettner (i n der Gotik übli che Scheidewand mit Lesepult und Durchgängen, zwischen Chor und Langhau s), der an di eser Stelle die gesamte Chorbreite umspannte. Dass der Lettner entgegen langj ähriger Meinung tatsächlich zur Ausführung ge langte , be legt e in heute zugemauerter Zugang beim vierten Bündelpfe iler an der Chorhaussüdwand. Über di e endgültige Gestaltung des Lettners ist nichts Näheres überliefert. Ein Hochaltar für die religiöse „Erbauung" Auffälligstes Ausstattungsstück ist sicherlich der Hochaltar (A) , der aus Anlass des gesche iterten Attentats auf Kaiser Franz Joseph 1853 von der Steyrer Bürgerschaft gestiftet wurde .Anleihen für seinen monstranzförmigen Aufbau wurden bei Werken der Goldschmiedekunst genommen .Seine Wirkung beruht vor allem auf den seitlich geöffneten Rückwänden, wodurch das einströmende Tages li cht die Statuen modelliert. Prägend für die Figurengruppen (Gottvater mit den Apostelfürsten, Kreuzigungsgruppe, hll. Ägidius und Ko loman) ist di e Art von religiöser Erbauung, die in einer recht sentimentalen Grundhaltung zum Ausdruck kommt und typisch für die christliche Kunst des 19. Jahrhunderts ist. 1l

Sakramentshäuschen 12 Das Sakramentshäuschen - ein liturgischer Wandtresor Zahlreiche Pläne belegen die architektonische Konzeption des Sakramentshäuschens (B) links vom Hochaltar. Es ist um 1450 zu datieren und wohl HANS PucHSBAUM zuzuschreiben. Der fest verschließbare Wandtabernakel zur höchsten Sicherung des Allerheiligsten sollte den seit dem 11 . Jahrhundert zunehmenden Hostienschändungen und Missbräuchen einen Riegel vorschieben. Beim Steyrer Sakramentshäuschen handelt es sich um das älteste in Österreich erhaltene Beispiel eines turmartig ausgeführten Wandtabernakels . Der Turm tritt nur leicht aus der Mauer hervor und wird dabei von einer schlichten Konsole getragen. Die zwei Engel , die den Tabernakel flankieren , sind eine neugoti sche Arbeit des 19. Jahrhunderts. Das darüber liegende Geschoss ziert aufwändiges Maßwerk. Ein „ehernes Spitzenwerk" ist die besonders aufwändig gearbeitete Tür des Sakramentshäuschens. Sie gilt in ihrer künstlerischen Raffinesse und technischen Qualität als eine Visitenkarte spätgotischer Eisenkunst. Rahmende Bänder untertei Jen die hochrechteckige Gittertür in sechs verschiedene Maßwerkmuster. Die vergoldeten Durchbruchsarbeiten sind in mehreren Schichten ausgeführt. Der Reiz der fein geschnittenenMuster ergibt sich aus den Variationen des Grundmotivs , der Fischblase (,,Schneuß") , bis hin zu komplexen Wirbelmustern. Die Dichte der Ornamente wird durch die hohe technische Fertigkeit gesteigert und findet durch die Model Iierung von Licht und Schatten höchste Vollendung. Blick zum Hochallar I>

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Dem turmartigen Aufbau des Sakramentshäuschens entsprechend , befindet sich gegenüber -an der südlichen seitlichen Hauptchorwand die mit einem gotischen Baldachin geschmückte Priesterbank (C) . Ein Engelschor aus Bronze Einen gelungenen Beitrag der künstlerisch nicht immer hochwertigen historistischen Kirchenausstattung stellt das um 1902 von der Wiener Produktivgesellschaft hergestellte Kommuniongitter dar (D) . Auf den bronzenen Speisgittertüren wird das „panis angelorum" (Brot der Engel) 14 verkündet, Engelspaare zeigen die Arma Christi, die Leidenswerkzeuge vor. Heilige Bilder und ,,Teufelszeug" Mit der gotischen Pieta (14. Jahrhundert) im neugotischen Seitenschiffaltar im nördlichen Chor und dem „Steyrer Christus" besitzt die Steyrer Stadtpfan-l<irchezwei bedeutende Zeugnisse derWallfahrt und des Kultes um wunde11ätige Bilder. Die Pieta (E) stammt aus einer Kapelle des aufgelassenen Kapuzinerklosters bei Steyr. Dort setzte zwischen 1796 und 1797 reger Pilgerstrom ein, nachdem sich die Kunde verbreitete, auf dem Antlitz der Muttergottes wären Schweißtropfen bemerkt worden. Mit der Pieta

Aufstellung des Vesperbildes in der Stadtpfarrkirche im Jahr 1798 wurde die Wallfahrtstätigkeit auf kaiserliche Anordnung hin unterbunden. Der „Steyrer Christus" (F) im rechten Seitenschiff der Kirche erlitt ei n ähnliches Schicksal , sei ne Verehrung wurde im Jahr 1797 durch Kaiser Joseph II. ebenfall s verboten. Das mehrfach überarbeitete Ölbild ist um 1400 entstanden und zeigt den Gekreuzigten als blutüberströmte Kreatur. Begleitet wird diese Darstellung von einerTextstelle aus den Klageliedern des Alten Testaments(Klgl 1,12).Das Bild ist eines jener „Teufel skruzifixe" , die der Teufel selbst gemacht haben soll, um mit di eser „schrecklichen" Leidensgestalt di e Steyrer Bürger vom echten Glauben abzubringen. Die Kirchenfenster - Farbiges Licht Dem Ideal einer gotischen Kirche entsprechend war „Steyrer Christus" auch di e Steyrer Stadtpfarrkirche reich mit bunten Glasfenstern ausgestattet. Mit dem Brand von 1522 ist aber das Gros der Gl asfenster zerstört worden. Um 1800 mu sste die Pfarre die erhaltenen mittelalterlichen Glasgemälde an Kaiser Franz II . für die Ausstattung des Lustschlosses in Laxenburg übergeben. Die überzäh15

Markgraf Leopold l!I. , der Heilige , im ,, Laxenburger Fenster " 16 ligen Stücke wurden nach getaner Ausstattung an „die Spender" z urückgegeben. Zeugnis dieserRückvertei lung stellt das sogenannte „Laxenburger Fenster" (G) dar , das 1955 aus Scheiben des 14. und 15. Jahrhunderts zusammengesetzt wurde , die aus den ehemaligen Laxenburger Depotbeständen stammten . Auf drei Bahnen sind in der unteren Hälfte Christus Salvator zu sehen,flankiert vom Markgraf , Leopold III., dem Heiligen (,,Dux Leupo ldus"), und Markgräfin Agnes (,,MFN Agnes" = Mater fundatrix nostra). Diese Gruppe dürfte bereits um 1300 entstanden sein und zeigt Übergänge vom spätromanischen Zackensti l zum schönlinigen , fließenden Sti l der nahenden Gotik . Trotz intensiver Forschungen konnten die Provenienz und der ursprüngliche Zusammenhang der Glasgemälde bis heute nicht genau geklärt werden. Weitgehend zugestimmt wird aber der These einer Herkunft vom Augustiner Chorherrenstift Klosterne uburg - dort so ll en die Glasgemälde ursprünglich die Capella marmorea oder Capel la speciosa geschmückt haben.

Unvollständig geklärt ist auch die Provenienz des Renaissancefensters (H) . In den Nischenrahmungen in den unteren Registern sind Darstellungen der Stifterfamilien und Heiligen zu finden , wobei nur mehr die Stifterfiguren und der Oberkörper der Heiligen Katharina und Johannes aus dem frühen 16 . Jahrhundert stammen. Die Stellung des Meisters amÜbergang von der Spätgotik z ur Renaissance wird deutlich in den raumgebenden Architekturdetai ls. Kassettierte Renaissancebögen begrenzen den perspekti - visch gestalteten Raum , in dem sich der TodMariens zuträgt , gleichzeitig öffnet sich dieser Raum in himmlische Sphären, aus denen Gottvater herabschwebt. Darüber erfolgt die Krönung Mariens vor einer tiefen , bühnenhaften Sitzbank . Eine Entstehung in einer österreichi schen Werkstatt unter Verwendung von Graphiken aus der Augsburger Gegend ist Renaissancef enster anzunehmen. l7

Porträts von ehrenhaften Bürgern War Adalbert Stifter beim Beginn der historistischen Neugestaltung 1853 noch die treibende Kraft, zog er sich in den folgenden Jahren von diesem Unternehmen zurück. Umso mehr spiegeln sich in der Gesamtheit der Umgestaltungen die gesellschaftlichen Verhältnisse von Steyr wieder. Diese soziologische Dimension verleiht dem Bau einen speziellen Denkmalcharakter, dessen lebendigster Beweis das sogenannte„ Votivfenster" (1) bildet , das 1893 von einem bürgerlichen Kollektiv gestiftet wurde. Ein fiktives 900-Jahr-Jubiläum der Stadt und ein 500-Jahr-Jubiläum des städtischen Bürgercorps wurden zum Anlass für die Stiftung genommen. Im oberen Fensterbereich wird die Übergabe des Rosenkranzes an den hl. Dominikus durch Maria gezeigt , flankiert von den hll. Ägidius und Michael. Über den drei Patronen der drei Steyrer Kirchen sieht man die Auferstehung Christi. Der untere Bereich bleibt ganz der Selbstdarstellung der Stadt und ihrer führenden Exponenten vorbehalten. Anregung für dieses Stifterbild war das Votivfenster im Linzer Dom. Das Steyrer W A h • Fenster geht jedoch appentür, ussc mtt mit dem Nebeneinander von idealisierter Wiedergabe des Religiösen und fotografischem Realismus von Porträts und Stadtansicht deutlich über sein Vorbild hinaus. Diese Facette bürgerlicher Selbstdarstellung belegt als Dokument des Gemeinschaftsdenkens eindrucksvoll die Verbundenheit der Steyrer Bürger mü ihrer Stadtpfarrkirche. Heidnische Mythologie und freche Fratzen In der Stadtpfarrkirche sind mehrere Werke spätgotischer Eisenkunst erhalten, deren Bedeutung weit über die Grenzen Oberösterreichs hinausreicht. Als Auftakt dazu sind die beiden rot gestrichenen Beschlagbänder (Abb. S. 3) des östlichen Südtores (J) zu nennen. Ein waagrecht angeord18

neter Baum verleiht dem oberen Beschlag seine Form. Seine Wurzeln sind ein wilder Drache, im Geäst sitzt ein Vogel. Diese Darstellung, verwandt mit der immergrünen Weltesche „Yggdrasill" aus der nordischen Mythologie , ist um 1500 zu datieren. Die Wappentür (K) , die in die nach Norden angebaute Sakristei führt , verdeutlicht die üben-egionale Bedeutung der Stadt Steyr als Eisenstadt. Dabei handelt es sich um eine Holztür , die von einem eisernen Rahmenband eingefasst ist und durch weitere Eisenbänder in rautenförmige Felder gegliedert wird. Ziernägel in unterschiedlicher Gestaltung steigern den dekorativen Gesamteindruck . Von besonderem handwerklichem Geschick zeugen die getriebenen und von der Rückseite versenkt eingehämmerten Wappendarstellungen.Neben dem Nürnberger Wappen (gespaltener Schild mit ha lbem Adler und drei Querbalken) sind der deutsche Königsadler und der steirische Panther als Wappen der Stadt Steyr zu finden. Die Tür dürfte als Geschenk vom Handel spaitner Nürnberg nach Steyr gelangt sein , tatsächlich sind dort im l4 . und 15 . Jahrhundert mehrere dera1tige Wappentüren hergestellt worden. Für die Steyrer Wappentür ist eine Datierung um 1470/ 1480 anzunehmen .Farbreste verweisen auf eine ehemalige Polychromjerung der heute schwarz gestrichenen Tür. Ein Blickfänger ist die das Schlüsselloch umfassende Maske aus Akanthusblättern , die eine spätere Zutat des 17. Jahrhunderts darstellt. Ein Taufbecken verkündet die Lehre Luthers Westlich vom Eingang in die Sakr istei befindet sich die polygonale, sterngewölbte Turmkapelle. Dorthin wurde 1630 , zu Beginn der Gegenreformation ,das massi veRenaissancetau.f becken (L) transferiert , das ursprüngRenaissancetauf/Jecken 19

li eh wahrscheinli ch im Mittelchor aufgestellt gewesen sein dü1tte. Mit seinem heutigen Aufs tellungsort entspricht das Taufbecken, we lches das bedeutendste Zeugni s derreformi erten Steyrer Bevölkerung darstellt , ni cht mehr den liturgischen Erforderni ssen des Protestanti smus. Demnach sollte sich die Taufste lle in der Nähe zum Abendmahl saltar befinden , als Zeichen eine r symboli schen Vereinigung der be iden wesentlichsten Sakramente nach der Lehre Luthers. Wi e e in ins Monumentale übertragener Messkelch erhebt sich das im Kern hölzerne, zinnbeschl agene Taufbecken . Rückwärti ge Scharni ere sorgten für die Verbindung von Deckel und Kuppa. Eine Restauri erung der arg von der Zinnpest befallenen Reliefs e1fo lgte Mitte der l 950er Jalu·e buchstäbli ch in der letzten Minute. Das Taufbecken stellt ein Pasti ccio aus Einzelpl aketten unterschied! ichster Qualität dar. Dargestellt sind Szenen aus der Heiligen Schrift (Erschaffung Evas , Vertreibung aus dem Parad ies , Arche Noah, Zug durch das Rote Meer) , ferner Allegori en , Putti , T iermoti ve , Patriarchenbilder und Benj aminszenen.Einige der Plaketten nehmen speziell auf das Symbol der Taufe im Neuen Bund Bezug. Zwei Reliefs- di e Kinds taufe und der Kindersegen - untermauern di e Bedeutung der Kindstaufe , e ine wesentliche Forderung der lutheri schen Lehre . Dass gerade in der Steyrer Stadtpfarrk irche so eindringlich auf die Kindstaufe hingewiesen wird , dürfte in der Bedeutung li egen, die der Stadt als Zentrum der Wiedertäufer zukam. Allegorische Darstellungen (Faun mi t Wurst, Faun fi edelt miteinerTierkeul e amBratrost) verweisen auch auf di e Bedrängung des Glaubens durch we ltli che Genüsse , welche di e protes tanti schen Prediger den Katholiken vorwarfen . Heute entsprechen di e Pl ake tten wieder der ursprünglichen reformationszeitlichen Anordnung . Mit der T ransferierung des Taufs teins vom Chor in di e Kapelle im Zuge der Gegenreformation wurde auch di e Anordnung der Hauptreliefs geändert. Re li efszenen, die als zentrale protestanti sche Argumentation vers tanden wurden, versetzte man an weniger e insehbare Stellen, z .B. unterha lb der Scharni ere. Somit erkannten di e Katholiken das theologische Programm mit protes tanti schen Lehren und zerstörten di eses bewusst im Rahmen gegenreformatori scher Bestrebungen . Al s ge istiger Urheber des komplexen Bildprogramms gil t Basilius Camerhofer. Der äußerst gelehrte Geistli che hatte in Wittenberg studie1t und war se it 1566 Pfarrer in Steyr. Seine Beziehungen zum sächsisch-erzgebirgischen Raum erkJ ären auch die Herkunft e ines Teiles der Reliefs aus di eser Gegend . 20

Barocke Aufbruchsstimmung In den Jahren 1548 bis 1598 wurde in der Steyrer Stadtpfarrkirche die Lehre Luthers verkündet. Bereits in den 30er Jahren des 17 . Jahrhunderts wurden mit verschiedensten Unternehmungen die Ziele der Gegenreformation durchgesetzt. Bruderschaften wurden gegründet, Wallfahrer wurden angesprochen und die barocke Kirchenausstattung wurde vorangetrieben . In diese Zeit fällt auch die Übertragung der Reliquien der hl. Columba in die Stadtpfarrkirche. Der Schrein der „Katakombenheiligen" (M) befindet s ich im Seitenschiffaltarim südlichen Chor. Nur e in ze lne Spuren hat di ese Phase in der Stadtpfarrkirche hinterlassen. Repräsentatives Zeugnis dieser Zeit stellt das ehemalige Hochaltarblatt (N) von ' C ARL VON R ESLFELD (l 688) dar , das s ich heute oberhalb der Turm- bzw . Taufkapelle befindet. Der ursprünglich aus Tirol stammende Künstler hatte in Venedig beim Deutschen Carl von Loth studiert. In der „Anbetung der Könige" wird di e Au se inanderse tzung mit dem großen Vorbild und dem mal enden Protagoni sten Venedi gs deutlich , nämlich Paolo Caliari, genannt Veron ese (1528-1588). Davo n ze ugen die Zurschaustellung von Prunk und raffinierter Ausstattung, aber auch das Zueinander Altarbild von Car! von Reslfeld , 1688 von Muttergottes und den adorie renden Königen inmitten des dynamj schen und dichtgedrängten Figurenspieles. Im Gegensatz dazu öffnet sich im Hintergrund der Blick in den weiten Himmel. Das für Veronese noch typi sche architektoni sche 21

Rahmungssystem führt Reslfeld weiter zu einer illusionistischen hochbarocken Vorstellungswelt: Ein der Kulissenarchitektur vorgeblendeter Engelsreigen verklärt den realen Charakter des Dargestellten ,dazu trägt auch das gebündelt einfallende Licht bei. Durch die visionäre Schilderung des Geschehens und die lebendige Komposition zählt dieses Werk zu den besten Arbeiten des Carl von Reslfeld. Sonnenblumen als tröstliche Jenseitsvision Ein in vielerlei Hinsicht bemerkenswertes Grabdenkmal befindet sich heute an der Westwand unterhalb der Orgelempore. Nachdem das ,,Sonnenblumenepitaph" (0) lange unbemerkt in der Gruft der Stadtpfarrkirche dem Ve1fall preisgegeben war , erinnert es heute in restauriertem Zustand als außergewöhnliches Beispiel barocker Funeralkunst an die ,,kläglichsten Tage" des Oktobers 1703 . Damals raffte eine Pockenepidemie mehrere Mitglieder der Familie Von-ig von Hochhaus hinweg, wie die 22 ,, Sonnenblumenepitaph"

Inschriften in den fünf großen Sonnenblumen verraten . Das Baumschema bietet sich als ideale Gestalt an,eine ihrer Abstammung nach verbundene Gemeinschaft zu verdeutlichen. Das ,,Sonnenblumenepitaph" illustriert dabei auch das 14. Kapitel des Buches Hiob , in dem das Menschenleben mit dem Bi ld ei - ner blühenden und welk.enden B lume verglichen wird. Die Grundidee des Sonnenblumenbaumes wurzelt im Gestaltungsprinzip des Lebensbaumes, abseits des Memento mori vermag die Sonnenblumejedoch als Symbol des Lichtes tröstliche Jenseitsvisionen zu vermitteln . Die vier gekrönten Patrone der Bauhütten An der rückwärtigen südlichen Seitenschiffwand befindet sich se it dem 19. Jahrhundert das Epitaph des Steinmetzmeisters Wolfgang Tenk (P) , der bis zu seinem Tod im Jahr 1513 die Bauarbeiten der Pfarrkirche leitete. Das Relief zeigt Christus am .Kreuz, umschlossen von üppigem Blattwerk, aus dem beidseitig je zwei Gekrönte hervorragen und mit verschiedenen Steinmetzarbeiten beschäftigt sind.Zu Epitaph des Wolfgang Tenk Füßen des Kreuzes ist auf einem Kleinschild das Steinmetzzeichen des Verstorbenen zu erkennen. Im 19. Jahrhunde1t wurde in einer Beschreibung des Epitaphs dem im Profil gezeigten Verstorbenen „PorträtähnLichkeit" bescheinigt. 23

Die Margaretenkapelle Die Margaretenkapelle (südlich neben der Kirche) war einer von zwei Sakralbauten, die im l 5. Jahrhundert innerhalb des Friedhofsbereiches um die Steyrer Stadtpfarrkirche errichtet wurden . Während die nach ihrem Stifter benannte „Traindtenkapelle" im Laufe des 19. Jahrhunde1ts nach und nach veifiel, wurde die Margaretenkapelle immer wieder instand gesetzt und damit bis heute eine kontinuierliche Nutzung ermöglicht. Das Äußere Der auffallend schlichte, nur von wenigen Strebepfeilern akzentuierte Außenbau zeigt in seiner Gesamtauffassung wenig Ähnlichkeit mit jener Margaretenkapelle, Dachreiter des Puchsbaumschen Chores (reich profilierte Bündelpfeiler, ausgeprägte Gurtrippen). Die Margaretenkapelle teilt also nicht jene durch die Wiener Bauhütte nach Steyr verpflanzten Stilmerkmale . Hingegen lässt sich der relativ schwere Dachreiter der Margaretenkapelle mit seinen mannigfaltig und filigran durchgebildeten Dekorationsdetails überzeugend dem Baumeister HANSPucHSBAUM(Sakramentshaus und Baldachin in der Stadtpfarrkirche) zuschreiben. Da der Dachreiter jedoch in keinerWeise imGrundriss vorbereitet ist , muss man annehmen , dass die Margaretenkapelle - wenn überhaupt - mit einem hölzernen Dachreiter versehen war. Die Errich - tung des gemauerten Dachreiters in den l 430er Jahren bildete für Puchsbaum und die Wiener Bauhütte den Auftakt zur Ausführung des Chorneubaues der Stadtpfarrkirche ab l 443. 24

Vorster Epilaph an der Nordwand der Margare/enkapelle An der westlichen Nordwand der Margaretenkapelle befindet sich unter einem Schutzdach das Vorster Epitaph (1529-1538), das monumentalste aller Grabmäler , die um die Stadtpfan-kircbe zu finden sind. Mehrere Relieffelder sind übereinander angeordnet und werden von e inem halbkreisförmigen Aufsatz aus Sandstein abgeschlossen . So ergibt sich ein altarähnlicher Eindruck von Antependium und Altarbild . Gezeigt werden die verstorbene Familie Vorster , Szenen aus dem Leben Jesu und im Abschluss ein Vera Icon. Auffallende Renaissance-Ornamente zieren die seitlichen Sandsteinlei sten , originell sind die verschiedenen Delphinmotive . Freskenreste umgeben das Epitaph, erkennbar ist darüber Christus als Weltenrichter. 25

Das Innere Im Innenraumder einschiffigen,dreij ochigen Kapelle etfolgt di e Wölbung durch schmaleBirnstab-Kreuzrippengewölbe , die auf polygonalen Di ensten ruhen. In g le icher Weise ist auch der quadratische Chor gewölbt . Durch den mächtigen Hochaltar ist d ie Si cht auf den polygonalen Chorschluss der Kapelle verste ll t. Das Altarbi ld von CARL VON RESLFELD ( 1727) zeigt die 14 Nothe lfe r , an deren Spitze die hl. Margarete mit dem Drachen thront. Dr . Veron ika Berti Literatur : Franz Xave r Pritz: Beschre ibung und Geschi chtecler Stacl t Steyr und ihre r nächsten Umgebung, Steyr [837. - Aclalbert Sti fte r: Bericht übe r die Wi ederhe rste llungen an de r Pfar rkirche in Steyr , in : Mitte ilungen de r k. k. Zentra lkommi ss ion zur Erfo rschung und Erh a ltung de r Baudenkmale , Bel. 3 , 1858 , S. 194- 195 .- Dehio-Hanclbuch de r Kun stdenkmäle r Öste rre ichs: Obe rös te rre ich , Wien 1956. - Rudo lf Koch und Be rnhard Proki sch: StadtpfmTkirche Steyr. Baugeschichte und Kun stgeschichte , Steyr 1993 . Fotos: R. We id! / Verlag St. Pe te r , Salzbu rg (auße r S. 7 und S. 16: Bunclesclenkma la rnt ,Wien) . Plan: Buncl escl enkmalamt , Wien Christliche Kunststätten Österreichs, Nr. 464 © 2007 by VERLAG ST. PETER· Em1btei St. Peter · A-5010 Salzburg 1. Aufl age 2007 · Herste ll ung: Sal zburger Drucke re i (Salzburger Pressvere in) Abbildung auf der Umschlagvorderseite: Stadtpfarrkirche, Ansicht von Norden Abbildung auf der Umschlagrückseite: Margaretenkapelle Stadtpfarre Steyr Pfarrgemeinde aktuell Pfarrblatt der Stadtpfarre Steyr N r. 3/2007 - 8. April 2007 26

Für die finanzielle Unterstützung bei der Herausgabe des Kirchenführers bedankt sich die Stadtpfarre Steyr herzlich bei : Energie AG Oberösterreich BMD Systemhaus GesmbH Gröger, Uhren & Juwelen Friedhofverwaltung Steyr W. u. E . Pötzl , Schwechater Hof GR Mag. Michaela Frech, Bürgerforum Steyr A. Ploberger, Ges.m.b.H. & Co KG Frech KG, Der Ordensspezialist Riha Steuerberatungsgesellschaft mbH Friedrich Suchy, KFZ-Service Ges .m.b.H. Gertrude Lechner, Remax-Immobilien Glas Hayek project GmbH Dr. Josef Brandecker, öffentlicher Notar Dr. Gerlind Holub , Fachärztin für Lungenkrankheiten Dr. Hermann Pramendo1fer, Facharzt für Kinder- u. Jugendheilkunde sfadt s e■r ALLES DA! INTER SPAR JBIAU§VJEIR?.WAJL'll'UNG§ G .M.JIB.JI--1[ Verwaltung und Vermittlu ng von Realitäten gewerblicher Bau träger 07252 / 53 510 0 YKB[i)Bank WO DER MIENSCH VORRANG HAT Cfpfer t 4400 Steyr/ Haa~er Straße 54 . Tel.: 07252 / 73848 e-mail: office@h lert.at www.li lert.at Nachtwächter-Stadtführungen mit Aufstieg auf den Stadtpfarrkirchenturm www.steyr.info +43 (0) 7252/53229-0 27

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