Steyrer Zeitung vom 22. Juli 1915

„Sichrer Zeitung* ven 22. Juli 1915. Nr. £8. eeitc 2.S'teyr, Donnerstag, mäßige n Ueberlegenheit ertragen zu können. Zugleich offenbart sich in der so erfolgreichen Agilität der öster- reichisch-rsimarischen Flotte ein solches moralisches Ueber- gewicht, das; selbst der bisherige zahlenmäßige Vorsprung der italiensschen Flotte nur mehr als ein schwacher Schutz erscheint; wird auch dieser noch hinwegge'spült, dann ist die Katastrophe unvermeidlich. Schwere Mißerfolge der Italiener in den Aolonien. Eine Niederlage in Libyen. — 18. Juli. Die Italiener haben in ihren Kolonialkämpfen AI iß erfolge zu verzeichnen. Auf Umwegen ist jetzt aus verläßlicher Quelle die Nachricht cingetroffen, daß die Italiener a m 28. Mai in Libyen an der Syrte eine schwere Niederlage erlitten haben. Sie verloren einen Oberst, 40 Offiziere, 2500 Mann cui Toten, ferner 12 Geschütze und drei Maschinengewehre. In Erythräa droht ein Aufstand. Ein General Statthalter in Galizien. Eine kaiserliche Ernennung. Seine k. und k. Apostolische Majestät haben nachstehendes Allerhöchstes Handschreiben allergnädigst zu erlassen geruht: Lieber Dr. von Korytowski l In Anbetracht meines Ihnen kundgegebenen E n t- schlusses, aus Anlaß der durch die Kriegslage bedingten außerordentlichen Verhältnisse an die Spitze der politischen Verwaltung Meines Königreiches Galizien eine militärische Persönlikeit als Statthalter zu berufen, haben Sie Mir die Bitte um Enthebung vom Amte unterbreitet. Indem Ich dieser Bitte in Gnaden willfahre, gedenke Ich mit warmer Empfindung der Verdienste, die Sie sich, wie in Ihrem früheren verantwortungsvollen Wirkungskreise, so auch seither auf dem zuletzt inncge- habten Posten erworben haben. Pflichttreu und mit unermüdlichem Eifer auf das Wohl beider das Laud bewohnenden Bolksftämme bedacht, haben Sie, jederzeit Ihre volle Kraft einsetzend, das einträchtige Zusammenleben derselben zu fördern getrachtet und das diesem Ziele zuvörderst dienende schwierige Werk der Landtags- wahlrefvrm 511 erfolgreichem Abschlüsse gebracht. Seit Anbruch der ernsten Zeiten des uns aufgezwungenen K ieges haben Sie sich mit voller Hingebung der Aufgabe gewid'net, die Kriegführung zu unterstützen, und nmren ^ ■ eifrig bestrebt, der Vekwlker^ng des schwer hcin.aesuchten Königreiches, dein Meine hilfsbereite lan- desväterliche Fürsorge gesichert bleibt, mit Rat und Tat bcizustchcn. Fiir diese sehr ersprießliche, aufopferungsvolle Tätigkeit sage Ich Ihnen Meinen herzlichsten Dank und behalte Mir Ihre Wiederverwcildung im Dienste vor. Wien, am 19. Juli 1915. Franz Joseph m. p. Hein 0 ld m. p. Seine k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Entschließung vom 19. Juli d. I. den Präsidenten des Obersten Militärgerichtshofes, General der Infanterie Geheimen Rat Hermann v. Colard, zum Statthalter im Königreiche Galizien und Lodomerien mit dem Großherzogium Krakau allergnädigst zu ernennen geruht. 5) e i n 0 l d m. p. Der neue Statthalter General v. Colard ist 1857 in Stanislau geboren, diente 26 Jahre als Offizier in Galizien und war 1911 Festungs-Kommandant von Przemysl. __________ ZenfationeKe Rede des schwedischen Ministerpräsidenten. „Wir rechnen mit allen Eventualitäten." Stockholm, 18. Juli. In Gegenwart des Ministers des Aeußern empfing Ministerpräsident 5) a m m ar 2 k- jöld eine Abordnung, welche die von dem allgemeinen schwedischen Friedenskongreß in Varberg angenommenen Beschlußanträge überreichte. Hiebei erklärte der Ministerpräsident: In Uebereinstimmung mit den abgegebenen Neutralitätserklärungen sowie mit den verschiedentlich vom König ausgegangenen unzweideutigen Kundgebungen ist es unser heißer Wunsch, den Frieden zu bewahren, ist es unsere Pflicht, mit allen Kräften hiefür zu wirken. Aber wir rechnen auch mit Eventualitäten, wo die Aufrechterhaltung des Friedens trotz aller Bemühungen für Schweden nicht mehr möglich wäre. Welches diese Eventualitäten in diesen: Weltkriege sind, wäre aus verschiedenen Gesichtspunkten ungeeignet jetzt anzugeben. Gewiß ist, daß er außer dem äußersten Falle einer feindlichen Invasion unseres Landes noch andere Fälle gibt, die als diesen gleichbedeutend in Betracht gezogen werden müßten. Der Ministerpräsident sprach die Hoffnung aus, daß die Neutralitätspolitik in allen Lagern des schwedischen Volkes und bei allen politischen Parteien eine mächtige Stütze finden werde. Er wolle nicht glauben, erklärte Hammarskjöld, daß die schwedischen Friedensfreunde, die kräftig gegen Mißstände austreten, auch gegenüber drohenden ä u ß e r e n M i ß^st ä n d e n/ble nur mit Gewalt abgewendet werden könnten, eine einfache Friedenspolitik empfehlen würden, die darin bestände, alles zu ertragen, ohne etwas für das schwedische Recht und die schwedische Freiheit einzusetzen. Es märe tatsächlich gefährlich, wenn durch eine Empfehlung des Krieges als wünschenswert die Vor-stelluug Wurzel faßte, daß Schweden den Krieg wünsche, aber ß l e i ch gefährlich wäre e s, wenn man auf gewisser Seite die Ueberzeugung be- käme, daß Schweden unter allen Umständen den Frieden wolle und deshalb ohne eigentliche Gesahr nach Belieben behandelt werden könne. Der Ministerpräsident wies auf die besondere Gefahr hin, die sowohl die Kriegs- wie die Friedensagitation mit sich bringen könne, weil beibe Parteien einander zu immer größerer Einseitigkeit^aufhetzten. Dadurch kann, fuhr der Ministerpräsident (3h, die Einigkeit verdunkelt werden, sogar teilweise verschwinden, diese Einigkeit, die doel) hoffentlich im großen und ganzen vorhanden, die mehr als jemals notwendig D. Jetzt ist es nicht an der Zeit, für ex t r e m e*W>MDr i n e n oder Liebling 2 id e en zu k ä m p feWidern es gilt, zufammen- zuhaltcn, um unser Erbe in^lem unvermindert und unverletzt für unsere Nachkommen zu bewahren. Es sei erklärlich, meinte 5) a m m a r^s k j ö l d, daß die schwedischen Friedensfreunde Schwedens Eingreifen zugunsten des allgemeinen Friedens wünschten; aber die S ache sei nicht so einfach, wie mancher vielleicht glaube. Auf internationalem Gebiete^elte in besonders hohem Maße der wenig ermunternde Satz: „Wer sich ungebeten einmischt, erntet Undank." Ä^as noch schlimmer sei — ein Eingreifen zu ungelegener Zeit, in ungeeigneter Weise, nutze nicht nur nicht, sondern'bringe großen, unheilbaren Schaden. _________ England bettelt um Rolland; Rille. Churchills Ratschläge an Holland. Rotterdam, 17. Juli. Dek Londoner Korrespondent des „Rotterdamschen Courant" hatte eine Unterredung mit Churchill über die niederländische Neutralität. Churchill sagte u. a., es sei unmöglich und undenkbar, daß England im Laufe des Krieges sich verleiten lasse, einen Anschlag auf die Neutralität der N jede r l a n d e zu verüben. Churchill fuhr fort, er glaube, die Holländer täten gut, sich bereit zu halten, aber die Gefahr drohe nicht von englischer Seite. Belgien in den Händen der Deutschen würde das Ende der holländischen Unabhängigkeit bedeuten. Ein freies Holland sei unvereinbar mit. einem deutWW^.Antwerpen. > ' Darüber Müßten holländischen Staats^ mäuuer urteilen. M Es bestünde indessen die Möglichkeit unmittelbarer Gesahr, denn Deutschland könnte getrieben werden, Holland anzugreifen. Dasselbe gleiche einem wilden Tiere in einem Käfig, das die Flammen näher und näher kommen sieht und nach links und rechts wahnsinnige Ausfälle macht. Jedenfalls sollten die Niederlande begreifen, daß England, das sich zum Beschützer der bedrängten kleinen Staaten aufgeworfen hat, nicht die unanfechtbaren Rechte anderer kleinen Nationen antasten könnte, ohne sich selbst unmöglich zu machen. Nach diesem Kriege, den die Alliierten zweifellos zu einem siegreichen Ende führen werden, werde die Stellung der kleinen Staaten stärker sein als je zuvor. Der Missetäter, der sich an Belgien vergriffen habe, werde nach der Züchtigung als ein abschreckendes Beispiel dastehen. Wenn einige Leute in Holland die Besorgnisse hegten, daß auf dem Friedenskongresse, wenn die Alliierten die Beute verteilen, den Niederlanden zugemutet würde, Seeländisch-Flandern gegen ein Stück deutschen Gebietes, etwa Ostfriesland, abzutreten, sei zu erwidern, daß die Friedensverhandlungen noch fern und derartige Dinge noch kaum in Erwägung zu ziehen seien. Churchill fuhr fort, es. würde dein Wesen Englands und seiner Sache vollkommen widersprechen, ein Land wie die Niederlande schlecht zu behandeln, mit Drohungen oder mit Gewalt jetzt oder später unter irgend welchem Vor- wande und Umstände zu irgend etwas zwingen zu wollen. Die Alliierten müßten siegen, die Welt stehe ihnen offen. Die Alliierten könnten sich erholen und verstärken, so oft es nötig sei. Wenn sie nicht in diesem Jahre siegten, dann im nächsten. Unser Volk, sagte Churchill, ist zäh und ausdauernd, mit jedem Monat ivächst unsere Entschlossenheit und Macht. Der Rekrutenzufluß' dauert an. Wir kannten sie nicht so schnell bewaffnen wie sie herzuströmten. Nun werden die industriellen Hilfsmittel des Landes organisiert und die Erzeugung von Munition wird ungeheuer sein. Unsere Flotte wird immer stärker werden. Auch die Italiener tun mit, auch sind noch andere Nationen frisch und werden ihrem Beispiele folgen. Es ist nicht befremdend, daß England nicht am ersten Tage so stark war wie Deutschland, das sich 40 Jahre vorbereitete. Wir mußten die militärischen Vorbereitungen erst mühsam treffen und zum Teil erst aus dem Stegreife schaffen. Streife der amerikanischen Munitionsarbeiter. Drohender Stillstand aller Kriegslieferungsfabriken. London, 19. Juli. Das Reutersche Bureau meldet aus Bridgeport (Connecticut): Die Verhandlungen wegen Verhütung des Ausstandes in den Remington-Werken find gescheitert. , Die Arbeiterführer erklärten, daß die Maschinisten die Arbeit Dienstag mittags einstellen werden. Innerhalb einer Woche werden die Re mington- Werke und die Anlagen der anderen Gesellschaften, die mit Kriegslieserungen beschäftigt sind, st i l l st e h e n. Essen a. d. Ruhr, 20. Juli. Laut einer Genfer Meldung des „Essener Generalanzeigers" bvcictstct die Pariser Ausgabe des „New-Pork Herald" aus New-Pork: Dryan forderte in einer seiner letzten Agitationsreden in Washington die Arbeiter auf, dem Kriege durch eine allgemeine Verweigerung der Muniti 0 nserzeugung in den Vereinigten Staaten ein Ende zu machen. ' „New-Pork Herald" hält eine vo rübergehende Beschränkung der Munitionserzeugung für sehr wahrscheinlich, da die Deutschen nnd die Iren eine große Propaganda für diesen Plan Bryans aufgenommen haben. In den Waffenfabriken von Bridgeport streike n bereits an 8000 Arbeiter, in den Waffenfabriken in Connecticut an 3000 Arbeiter. Die bekannten großen Remington-Munitionsfabriken zeigen an, daß sie den Betrieb vorläufig nicht ivieder anfnehmen können. Musterung der 43- bis 56 jährigen. Dom 29. Juli bis 30. September. Die Musterung der in den Jahren 1865 bis einschließlich 1872, ferner auch der seinerzeit vorzeitig aus der Landsturmpflicht ausgeschiedeuen 1873 und 1874 geborenen Landsturmpfttchtigen wird in der Zeit vom 29. Juli bis zum 30. September 1915 durchgeführt werden. Für die Zuständigkeit bet der Musterung ist die Gemeinde maßgebend, in tueldjer sich der einzelne Musterungspflichtige zufolge seines Aufenthaltes seinerzeit zur Verzeichnung melden mußte. Abgesehen von den in der bezüglichen Einberufungs-Kund- machung für die Musterung festgesetzten Ausnahmen, ivelche u. a. namentliche die Aerzte (Doktoren der Medizin), ferner die 1872 Geborenen vom Landsturmdicnstc gültig enthobenen Gedienten betreffen, sind zmn Erscheinen bei der Musterung alle jene, und zivar sowohl Gediente als auch NIchtgcdiente, verpflichtet, welche sich nach den Bestimmungen der die Meldung für die Landsturmverzeichnung regelnden Kundmachung L zu dieser Verzeichnung zu melden hatten. Die Einberufung der bei der Musterung geeignet Befundenen zwecks Dienstleistung wird fiir einen späteren Z e i t- p u n k t erfolgen. Landsturmpflichtigen, welche die nach dem Wehrgesetze für die Begünstigung des Einjährigen - P r ä s e n z d i e n st e s festgesetzte wisscnschastliche Befähigung entweder seinerzeit bei der Stellung nachgewiesen haben oder vielmehr bei der Musterung nachweisen, wird die« Bemi^igung muh Tragen des Einjährig- FreiwilligenHlbzelchens während ihrci^ Landhurmdienstl^stung er- « teilt werden. Hiebci kommt es nicht darauf an, wann diese wissenschaftliche Befähigung erworben worden ist, da es sich um Wehrpflichtige handelt, die nach den bisherigen Bcstiimnungen ihre Landsturinpflicht bereits beendet hatten und nunmehr infolge der Novelle zum Landstlirmgesetze neuerlich landsturmpflichtig geworden sind, bei denen also gewissermaßen eine ganz neue Epoche i h r c s W e h r p f l i ch t v e r h ä l t n i s s e s beginnt, wird die Begünstigung des Einjährig-Freiwilligen-Abzeichens auch jenen zuerkannt ivcrden, welche, sofern sie die ivissenschaftlichc Befähigung im Sinne des Wehrgezetzes nachweisen können, seinerzeit Ersatzrescrvistcn waren. Im Hinblicke auf die in Betracht kommenden höheren Altersklassen wird ferner diesmal auch auf jene Wehrpflichtigen besondere Rücksicht genommen werden, welche zwar die nach dem Wchrgesetzc fiir die Begünstigung des Einjährigen-Präsenzdienstes geforderte volle wissenschaftliche Befähigung n^i ch t nachweisen können, bei denen sich aber zufolge ihrer persönlichen L e ist u n g e n und Qualitäten und ihrer Stellung im L e- b e n ein über den Durchschnitt hinausgehender, allenfalls auto- didaktifch angccigncter Bildlingsgrad verinuten läßt. Diese Wehrpflichtigen werden zu den gewöhnlichen Kaserncn- (Lager)-Arbeiten nicht verwendet ivcrden und es kann ihnen auch, soweit es der Dienst zuläßt, gestattet ivcrden, außerhalb der Kasernen zu wohnen. Sie werden durch ein eigenes Abzeichen kenntlich gemacht sein. Mit diesem Abzeichen sind jedoch nur die erwähnten Begünstigungen verbunden, keinesfalls begründet es einen Anspruch allf Ausbildung in besonderen Abteilungen oder zu bestimmten Chargen usiv. Um die Zuerkennung der in Rede stehenden Berechtigung wird bei der Unterabteilung, zu welcher der Betreffende zugetcilt ist, also erst nach der seinerzeiti- gen Einrückung, anzusuchen sein. In gleicher Weise ivie die in Betracht kommenden Landsturinpflichtigen werden auch die b 0 s n i s ch - h e r z e g 0 w i n i- s ch e n D i e n st p f l i ch t i g e n der erwähnten Geburtsjahrgänge, welche sich in Oesterreich aufhalten, herangczogen. Diese haben sich zur Musterung bei dem k. u. k. Ergänzungsbezirkskommando ihres Aufenthaltsortes einzufinden. Die näheren Beftiinmungen hierüber find gleichfalls in der Einberufungskundmachung für die gegenständliche Musterung enthalten. Pakeiverkehr zu? Mmee im Felde. Achtung! Wie amtlich gemeldet lvird, mirb ber am 21. Mai 1915 eingestellte W a r e n p ä ck ch e n v e r k e h r zur Armee im Felde, um den vielfachen Wünschen der Bevölkerung nach Tunlichkeit entgegenzukommen, mit 22. Inli d. I. iv i e d e r a u f g e n 0 m m e 11, und zwar zunächst zu deu Feldpostämtern: 9 10 11 14 16 34 39 45 46 51 53 55 61 69 76 78 81 85 88 91 93 95 99 106 109 113 119 129 136 145 149 151 168 169 170 176 186 187 188 189 191 215 216 217 218 219 220 251 254 300 301 302 303 304 305 306 307 308 309 310 311 312 313 314 315 316 317 318 319 320 321 322 323 324 325 326 600 601 602 603 604 605 606 607 608 609 610 611 612 613 614 615 630 Sarajewo. Hiebei lvird erwartet, daß die Bevölkerung die folgenden Bestimmungen genauest beobachtet:

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