Burgen und Schlösser, Städte und Klöster Oberösterreichs

Eine wesentliche Aufgabe der Stiftung kam im Stiftungsbrief zum Ausdruck, die Stiftung sollte nicht nur Kloster, sondern eine Art Hospiz für die Reisenden zwischen Passau und Eferding sein, in welchem diese Unterkunft, die Armen auch Verpflegung zu erwarten hätten. Der Bischof widmete feiner 'Stiftung Güter aus seinem väterlichen Erbe, aber auch andere, 'bie er auf verschiedene Weise erworben hatte. Der Bau des Klosters und der Stiftskirche, die, wie bei allen Zisterzienserklöstern, der heiligen Maria geweiht war, dauerte zwei Jahre. Die Äbte von Ebrach und Fürstenzell übernahmen das neue Kloster im Namen des Zisterzienserordens. Laut der über die Übernahme verfaßten Urkunde war die Stiftskirche teils aus Stein, teils aus Holz erbaut. Behausung für die Mönche und notwendige andere Bauten waren vollendet. Felder für zwei Pflüge (pro duabus araturis), Wald, Wiesen, Weiden zur Genüge vorhanden. Das Kloster besaß bei seiner Stiftung 100 T jährlicher Einkünfte, in Niederösterreich sechs Weingärten. Zum Ausbau des Stiftes standen noch 800 bar zur Verfügung; fünf silberne Kelche waren in der Kirche, zwei Pferde, 4 Ochsen, 20 Kühe, 100 Schafe im Meierhof, für eine ausreichendes!) Anzahl Bücher war gesorgt. Durch die Tätigkeit des Abtes Christian hob sich der Wohlstand 'des Klosters. Auffallend war immerhin der Erwerb zahlreicher Weingärten in Niederösterreich zu den bereits seit der Gründung vorhandenen. Äußer der Pfarre Engelhartszell besaß das Stift noch die bedeutende Pfarre Schönering. Um das Jahr 1400 änderte sich die Staatszugehörigkeit des Klosters. Bis dahin war es bayrisch, nun gehörte es unter die Landeshauptmannschast ob der Enns. Die günstigen äußeren Verhältnisse des Klosters und jene im Kloster erhielten sich bis gegen das Ende des 15. Jahrhunderts. Von da an begann der Verfall im Innern und nach außen, beides vollendete die Reformation. Die Aufführung der Äbte und der Mönche war keineswegs geeignet, dem Kloster aufzuhelfen. Von einem Abte — Johann II. — sagt der Generalabt der Zisterzienser selbst, daß dieser ein wenig ehrbares Leben führe. Abbatem de cella angelorum parum honestam vitam ducere. Als dieser Abt starb, zeigten sich die Folgen der Reformation schon in der geringen Zahl der Konven- tualen, die mit dem Abt zusammen nur 10 ausmachten. Das war aber erst der Anfang der Verödung. Die Zahl der Mönche sank durch Flucht und Austritt soweit, daß Engelszell ohne Abt bleiben mußte und zur Verwaltung ein Weltlicher, der Vizedom von Linz bestellt wurde. Der visitierende Abt von Reun fand das Stift in: Jahre 1566 „zurrt Erbarmen". Es gab damals nur einen Konventualen irn Kloster, ein klösterlicher Gottesdienst fand nicht mehr statt, nur an Sonn- und Feiertagen eine Messe nnd Predigt für die wenigen Katholiken der Pfarre. 55

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