Für Österreichs Freiheit und Recht

Trauer; sie hat seit über zwei Jahren das fried¬ liche und ersprießliche Nebeneinanderleben der beiden deutschen Staaten, wie wir es seit Jahren gewohnt waren, auf das empfindlichste zu stören vermöcht.“ Ich vermeide es absichtlich, all die tiefbedauerlichen Vorfallenheiten anzuführen, die diese Spannung in den letzten zwei Jahren eindeutig gekennzeichnet haben. Wenn wir auch die tragischesten dieser Momente niemals zu ver¬ gessen vermögen, so sind wir Österreicher doch keineswegs nachträgerisch und jedermann gegen¬ über stets gerne bereit, in eine uns gebotene Friedenshand ehrlich einzuschlagen. Aber bisher haben wir sie noch nicht deutlich gesehen. Die natürliche und unverrückbare Voraussetzung für eine Normalisierung dieses Verhältnisses ist und bleibt für die Bundes¬ regierung und die geschlossene Mehrheit der friedliebenden und deutsch es kann dies hier nicht oft fühlenden Bevölkerung Österreichs — die rückhaltlose Anerkennung der Berech¬ genug betont werden — tigung Österreichs, über sein Schicksal selbst frei und ohne offene oder versteckte Einflußnahme von Faktoren oder Strömungen außerhalb seiner Grenze entscheiden zu können. (Stürmischer, anhaltender Beifall und Händeklatschen.) Die Rede des Deutschen Reichskanzlers Vor einigen Tagen nun hat der Herr Reichskanzler in seiner großen Rede zu den Problemen Stellung genommen, die die Welt bewegen. Hiebei hat er auch die österreichische Frage gestreift und Auffassungen niedergelegt, öster¬ die einer deutlichen Stellungnahme reichischerseits bedürfen. Was der Herr Reichskanzler über die Notwendigkeit der Aufrechterhaltung des Friedens sagte, wird natürlich auch unsererseits restlos unterschrieben. Öster¬ reich wünscht nichts sehnlicher, als daß der Menschheit eine neuerliche Katastrophe erspart bleibe, und Österreich ist überall dort zu finden, wo Bemühungen am Werke sind, um ein solches Unglück zu verhindern. (Beifall.) Die Fragen der Pakte und der Vereinbarungen, die derzeit die internationale Diskussion bewegen, ist für uns ausschließlich aus diesem Gesichts¬ winkel einer ehrlichen und aufrichtigen Friedenspolitik zu betrachten. Die Erklärung des Herrn Reichskanzlers, daß Deutschland weder die Absicht noch den Willen habe, sich in die inneren österreichischen Ver¬ hältnisse einzumengen, Österreich etwa zu annektieren oder an¬ zuschließen, diese Erklärung nehmenwir mit Befriedigung und Genugtuung zur Kenntnis. Ebenso die grundsätzliche Bereitschaft, internationalen Vereinbarungen zuzustimmen, die in wirksamer Weise alle Versuche einer Einmischung von außen in andere Staaten unterbinden und unmöglich machen. Wir halten schließlich weiter auch die Forderung 19

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