Unfälle im Rahmen der Flößerei auf der Enns und Salza im Zeitraum 1880 - 1940

- 9 - Schwimmern berichtet. Aber selbst Schwimmer konnten sich bei Unfällen in der reißenden Enns nicht immer retten. Deutlich zeigt sich dies dadurch, dass 14 Faltbootfahrer ertranken, die sicher alle schwimmen konnten. Es wird immer wieder berichtet, dass Flößer nicht schwimmkundig sein durften. In der Broschüre "Historisches Steyr" (Verlag Kellner, Korneuburg, 2007) steht auf Seite 10: "Die Flößer mussten Nichtschwimmer sein, wodurch verhindert wurde, daß sie sich bei Gefahr mit einem Sprung ins Wasser retten würden und das wertvolle Floß preisgaben". Die Flößer waren aber meist selbständige Unternehmer, die für verlorengegangenes Holz dem Verleger gegenüber hafteten. Für den Holzverleger war es also in finanzieller Hinsicht egal, ob die Flößer schwimmen konnten oder nicht. Das Klischee vom skrupellosen Holzverleger und den gefährdeten Flößern wird zwar oft erzählt, hat mit den Tatsachen aber nichts gemein. 1833 wurde in Steyr eine Schwimmschule errichtet, "Unterricht wurde an die Söhne von Schiffleuten, Flößern und anderen erteilt" (Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender, 1925, Seite 20). Der Holzverleger Josef Reder erlernte übrigens von einem Schiffmeister schwimmen (Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender, 1965, Seite 45). Unter den Flößern war das "Schwimmverbot" sicher auch eine Schutzbehauptung zur Rechtfertigung der Nichtschwimmer. Beispiele dafür fanden sich bis in neueste Zeit auch in meinem beruflichen Umfeld: Nichtschwimmer bewarben sich für Vermessungsarbeiten am Fluß, die immer wieder auf kleinen Booten durchgeführt werden mussten. Sonstige Todesfälle ohne Bezug zu Floßfahrten Bei Holzarbeiten kam es immer wieder zu Unfällen, wobei einige Personen auch ins Wasser stürzten. Ebenso waren viele Unfälle mit Pferdefuhrwerken verzeichnet. Der Bau der Eisenbahn und der Bau der Wiener Wasserleitung brachte eine starke Zunahme an Bauunfällen. Auch im Betrieb der Eisenbahn gab es zahlreiche Todesfälle. Einmal stürzte ein Zug ins Wasser, der Lokführer ertrank. In Hieflau wurde ein Zug von einer Lawine verschüttet, dieser Unfall forderte einige Opfer. Wilderer wurden von Förstern erschossen, aber auch Förster von Wilderern. Häftlinge, die aus der Strafanstalt Garsten flohen, ertranken beim Versuch die Enns zu durchschwimmen. Weitere Erkenntnisse aus der Datenauswertung In den Kirchenmatriken sind für alle Todesfälle auch die Todesursachen aufgezählt. Erschreckend ist die große Anzahl an Infektionskrankheiten. Keuchhusten, Pocken, Diphterie, Scharlach - heute durch Impfungen kaum auftretende Krankheiten - forderten viele

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