Das Land ob der Enns

II. Die Baiern. 55 Aber auch die später beurkundeten ing-Orte zeigen dieselbe Er scheinung; von insgesamt 445 echten, d. i. von Personennamen gebildeten ing-Namen haften rund 340 an größeren Ortschaften, davon 153 Dörfer und 163 Ortschaften im engeren Sinne, und nur 58 an Einzelhöfen und sonstigen einzelnen Häusern. Dasselbe Verhältnis tritt bei den heimOrten zutage: von 304 Namen sind 221 die von Dörfern und Ortschaften und nur 40 solche von einzelnen Häusern und Gehöften. Mag sein, daß sich die Zahlen für die älteste Zeit etwas verschieben würden, so viel ist aber gewiß, daß die größeren Siedlungen die kleineren und die Einzelhöfe bei weitem überträfen. _ . Wenn nun aber dem so ist, so fällt nicht nur Dopschs Einwand m sich zusammen, sondern die Tatsachen sprechen auch zugunsten der Annahme Riezlers. Aber es lassen sich dafür noch andere Gründe bei bringen. Man stelle sich nur einmal die politische Gliederung des Landes am Ausgange der römischen Zeit vor. Da waren Stadt und Land zu einem organischen Ganzen verbunden^), und zwar hatten nicht nur Orte vom Range der Städte Passau, Wels, Lorch ihr attribuiertes Gebiet, sondern auch kleinere. Das läßt sich noch deutlich erkennen. So erhält beispielsweise St. Emmeram in Regensburg im Jahre 777 locum nuncupantem Askituna (Eschenau bei Peuerbach) — ich habe diesen zweifellos kelt.-röm. Namen schon besprochen , aber die Urkunde^) versteht darunter ein Gebiet in folgendem Umfange: vom Knie (ellinpoga) der Dürren Aschach aufwärts bis zur Einmündung des Leitenbaches (Antalanga), der weiter oben Aubach^) (Auinpah) heißt, weiterhin bis zur Quelle, sodann über den Kreuzberg (Hegiperc) bei Neukirchen am Walde, die Straße fort zum Keßlabach (Chezinaha), diesen hinab bis zur Mündung in die Donau, sodann stromabwärts zur Mündung des Haibachs (Haihinpah), mit einer Schwenkung (derivatur) zum Cnagapah (Fuchsbach?), längs demselben bis zur Vereinigung mit dem Freudentalerbach (Suleginpah = Schlägenbach) und diesen auf wärts bis zum Ausgangspunkte, dem Knie der Dürren Aschach. Eine ähnliche Schenkung ist die des Gebietes zwischen den Flüssen Alst und Naarn von der Donau bis zum Nordwald an das Stift St. Ernmeram im 9. Jahrh.^), in dem zwei Orte liegen, deren Narnen in die römische Zeit weisen: die curtis Agesta, heute Aisthofen bei Schwert berg, und der locus Nardinum, heute der Pfarrort Naarn, beide im 9. Jahrb. genannt. Und noch ein dritter römischer Ort, nämlich Cetium, das heutige Zeiselmauer in NÖ., geht in dieser Zeit mit einem ansehnlichen Land bezirk in geistliche Hände über®). 1) Jung a. a. O., S.64f., 82f. 2) Oö.UB. II, n. 1. 3) Auf Lamprechts Karte zur Matrikel irrtümlich mit dem heutigen Sand bach identifiziert. *) Oö. UB. II, n. 12. =) Ebd. II, n. 5.

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