Das Land ob der Enns

II. Die Baiern. 51 In welchen Formen vollzog sich die Einwanderung? Nach der von den meisten Forschern vertretenen Ansicht wurde der deutsche Boden von den Einwanderern nach Hundertschaften besetzt und inner halb der letzteren sippenweise. Jedem Siedler wurde das notwendige Areal zum Anbau überwiesen, der übrige Teil des Gemeindegrundes blieb unbebaut als Wildland liegen. Außerdem gab es noch weite Strecken unkultivierten Bodens, die dem im Herzog verkörperten Fiskus gehörten. Ungeheure Flächen des deutschen Bodens lagen demnach unbewohnt und unbebaut. Es lassen sich zwei Kategorien dieses Wildbodens unter scheiden, das offene Land und das Waldland. Die offenen Flächen, die dem Feldbau nicht unterworfen waren, zeigten drei Formen, nämlich die Heide, eine sandige, trockene Fläche mit gleichmäßiger, einförmiger Pflanzendecke, dann die Au,eine von einem Wasserlaufe durchschnittene oder überhaupt sumpfige aquatische Niederung, mitunter auch Brühl (mhd. brüel) genannt, endlich der Anger, ein vor den Anwesen sich aus breitender Grasboden. Das sind landschaftliche Bezeichnungen, in wirt schaftlichem Sinne werden Heide,Au und Anger alsWeidezusammengefaßt. Noch war das Land von vielen Sümpfen erfüllt, die die Kultur arbeit erschwerten. Heute zählt man in Oberösterreich 200 Moore im Gesamtausmaß von 3160,3 ha, fast durchwegs Hochmoore, aber unter 1000 m Seehöhe. Die größten Moorflächen liegen in den polit. Bezirken Braunau und Freistadt mit zusammen rund 2400 ha^). Viele andere sind durch der Menschen Arbeit verschwunden und nur die Bodenbeschaffen heit und Ortsnamen geben davon noch Kunde. Der verbreitetste Ausdruck zur Bezeichnung solcher Landstrecken ist Moos, er findet sich in allen Gegenden des Landes. Diese ,Moose' waren einst von Wasservögeln und anderem Getier bevölkert, woran noch z. B. die Ortsnamen Haigermoos, B. Wildshut, 1070 Hegir-, 1110 Heigermos, von ahd. heigir ,Reiher' und Kraims, älter Chraimos <*Kregimos, von ahd. kregi ,Krähe', erinnern. Ein weiterer Ausdruck zur Bezeichnung morastiger Stellen war hulwe. Er begegnet als Hilbern, Hilling, Hillinger (ze den Hulwaren) oder Hilger, einfach und zusammengesetzt wie Moos, ebenfalls häufig. Aber auch das Wort Au bedeuteten vielfach noch mehr Sumpf als Land. Der Name Schwödiau, G. Losensteinleiten, B. Steyr, urk. Swetigau = swetige, d. i. weiche, schwammige Au, ist dafür sehr bezeichnend. Mit unter waren diese Auen weithin von Binsen bestanden, wie die Reischauen in den Gemeinden Haag, Hohenzell, Garsten und Taufkirchen a. d. Trattnach, von rlsc ,Binse', die Folterau bei Molin, urk. Puocholterawe, von ahd. buocholter ,Schilf, oder die ,Kreh'(Gegendname) bei Ebensee, urk. Gerör, von (Schilf-) Rohr bzw. von anderen feuchten Grund bevorzugenden Pflanzen, wie die zahlreichen Ramsauen, von rams ,Bärenlauch'2). 1) Nachweis der Moore in Niederösterreich, Oberösterreich usw., Wien 1911, S. 21 ff. Nach O.Buchner, Die Ortsnamen des Werdenfelser Landes (Oberbayer. Archiv 62) 152 wäre Rams auch mundartl. Ausdruck für Geschiebe, Geröll, bes. eines Wildbaches. Bei Schmeiler ist aber dafür kein Beleg zu finden. 4*

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2