Das Land ob der Enns

24 I. Kelten und Römer. Es sprechen vielmehr alle Urnstände für den Marktflecken Aschach an der Donaui). Dieser Ort erscheint schon 777 als Mittelpunkt einer Weingegend und seine strategische Wichtigkeit ist dadurch gegeben, daß hier der von Passau herab beide Stromufer begleitende Höhenzug endet und die Donau in offenes Gelände* tritt^). Die Maut in Aschach läßt sich bis in die karolingische Zeit nach weisen, sie tritt noch zu Beginn des 10. Jahrh. bezeichnenderweise mit Linz, Enns, Pöchlarn und Mautern auf, also mit Orten, die alle römischen Ursprungs sind. Das römische Lager von Joviacus wird wohl bei Hartkirchen ge standen haben und vielleicht dem kundigen Auge noch erkennbar sein. In der Nomenklatur der Gegend erinnert heute nur mehr die Bezeichnung Hochstraß für eine Häusergruppe nächst Aschach an die römische Zeit. Ausgrabungen sind keine gemacht worden, da man Joviacus eben nicht hier, sondern in Schlägen gesucht hat, die Aufmerksamkeit also von dem richtigen Punkte abgelenkt war. Auch scheint die Zerstörung des Römerortes, von der die Vita s. Severini®) berichtet, wirklich eine vollständige gewesen zu sein^), wie ja auch der Name Joviacus, nach Holder von Jovius, verschwunden ist. Man darf annehmen, daß er in der bairischen Bevölkerung als Jupah noch einige Zeit fortgelebt haben wird®). Sah man darin, wie dies wahrscheinlich ist, einen Bachnamen, so mochte er, da in unmittelbarer Nähe kein ,Bach' vorhanden ist, mit dem er in Verbindung gebracht werden konnte, als unpassend erscheinen, woraus sich die Ersetzung durch den Namen der immerhin eine Strecke entfernten Aschach erklären würde. Die Entfernung Joviacus—Ovilatus wird von den Handschriften mit 27 mp angegeben. Sie stimmt auf keinen Fall, ob man nun Joviacus für Aschach oder für Schlägen hält. Es ist 17 mp zu lesen®) und so weit ist es auch von Aschach bis Ansfelden, nämlich nicht ganz 7 Stunden. Auf der Karte „Österreichs Länder unter den Römern" von E.v. Renner, Wien 1820, steht der Name Joviacus an der Stelle von Aschach, während Simler, Aethici cosmographia, Basel 1575, S. 260, Joviacus nicht, wie Kenner und Trampler behaupten, in Aschach sucht, sondern mit Laciacus identifiziert. Auch Schels und Hormayr halten Joviacus für Aschach. ö Der Mauttarif von Raffelstetten (c. 904) bezeichnet die Lage des Ortes mit den Worten: cum naves silvam Patavicam egresse sint. ®) Kap.24. Vgl. Kämmel 125, Anm. 1. Auch von dem gewaltsamen Tode des hl. Maximianus (Maximus) daselbst (vgl. Fastlinger, Altchristliches aus Noricum, S. 166 f.) hat sich keine Tradition erhalten. ') Vgl. Jubindorf (Eugendorf bei Salzburg) vom PN. Jovin. Hätte sich der Name Joviacus weiter erhalten, so würde er heute Eubach, Gibach oder Au-, Aubach, gespr. Aibach, lauten. Wenn röm. Iciniac- zu Itzing wurde, worauf man verweisen könnte, so ist zu beachten, daß hier dem -ac ein n vor ausgeht und so ein deutsches -ing in der Richtung der Entwicklung lag. In Joviac- aber begünstigte wie in Lambach aus *Lamb-ac- der vorausgehende Labial die Assoziation mit dem deutschen Worte Bach. ®).Miller 417 schlägt ebenfalls diese Änderung; vor, weil er Ovilatus für Ovilavis hält. Aber Wels kann von der Straße Lorch—Passau unmöglich be rührt worden sein.

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