Das Land ob der Enns

Lauriacus — Ovilava — luvavum. 11 menten läßt sich aber diese Frage nicht entscheiden, sie ist anders anzu fassen. Es fällt vor allem auf, daß neben der lat. Form Florianus nirgends ein deutsches Fluran^) überliefert ist, ja daß nicht auch die lateinische Form Flurianus lautet, wo doch der ähnliche Name Florinus als Flurn in Flurining (Flaurling, Tirol) und Flurnespach^)(Flurnsbach nö. Bern dorf, Salzb.) begegnet, im gleichen Martyrologium, das uns zuerst Kunde von dem angeblichen Lorcher Heiligen gibt, Noricum in der Form Nuricum erscheint und der Lautwandel o>ü überhaupt in einem Umfange eingetreten ist, daß lat. o vor i der folgenden Silbe nur ganz vereinzelt erhalten blieb®)! Da es in Baiern vor dem 8. Jahrhundert außer einer Überzahl von Heiden katholische Romanen, vereinzelte bonosianische, arianische, aber auch katholische Deutsche gab^), so hätte sich doch im Munde der römi schen Katholiken welscher und deutscher Nationalität der Name Florian ohne Zweifel in Fluran geändert, zumal er als der eines einheimischen Heiligen auf aller Lippen gewesen wäre. Hat sich ja auch Laurentius in Lorenz, Korbinian in Kurbin gewandelt! Wie kommt es ferner, daß eine nach damaligen Begriffen alles über ragende Persönlichkeit, die doch ein Lorcher Märtyrer unter den Romanen gewesen sein müßte, in der Namengebung so gut wie gar keine Rolle spielte? Unter der außerordentlich großen Zahl®) welscher Namen im Salzb. Verbrüderungsbuche begegnet ein einziger Florianus®) und das ist ein Mönch von St. Peter im 8. Jahrh., wodurch das Zeugnis an Wert verliert. Hätte es wirklich eine Tradition von einem Lorcher Märtyrer namens Florianus gegeben, so müßten wir wenigstens in Laienkreisen einen Fluran oder Fluren') erwarten, und es wäre ganz unverständlich, daß der Heilige und sein Name gar keine Rolle spielte®). Strnadt denkt an den afrikanischen Märtyrer gleichen Namens, und diese Vermutung wird zutreffend sein, aber daß der Kult, wie er meint, durch römische Kaufleute oder Soldaten von Süden herauf in unseren Gegenden bekannt gemacht worden sei, ist mit dem, was ich oben gesagt habe, unvereinbar. 1) Das antike -ian wurde deutsches -an. Vgl. Tonazan aus Donatianus (Salzb. UB. I, 991). 2) Salzb. UB. I, 1015; FP.^ 511. 3) Bremer in Idg. Forschgn. 26, S. 165. Schatz, Altbair. Gramm.§ 5, S. 13. Daß Dominicus im Salzb. Verbrüderungsbuch 24, 58, 29 (8. Jahrh.) in der Form Domnichio erscheint, liegt wahrscheinlich am Doppelnasal. Die von Zillner, Salzb. Kulturgeschichte, S. 154, außerdem angeführte Form Domingus findet sich im Register der Ausgabe in den Monumenta nicht. *) Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands I, Leipzig 1904, S. 368. 3) Eine Übersicht gibt Zillner, Salzb. Kulturgeschichte, S. 154. °) In der Ausgabe der Monumenta 18, 42, 16. ') Das Deminutivum zu Florian lautete im Mittelalter Flörl (z. B. FlörlPlain neben Maria-Piain im Salzburgischen), gespr. Fledl. «) Der Name fehlt auch im Kalendarium des Codex millenarius minor aus dem 9. Jahrh. in Kremsmünster, was aber nichts beweist, weil die Hs. wohl anderswoher stammt.

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