Das Land ob der Enns

• "V1. Kelten und Römer. 5 Einwanderung und Besiedlung durch die Baiern ermitteln können und weil selbst die Lage der meisten in den literarischen und epigraphischen Denkmälern überlieferten Römerorte bisher nicht mit Sicherheit fest gestellt isfi). Die in der Tabula und in den Itinerarien genannten Ver bindungen sind: Lauriacus — Boiodurum (Castra Batava), Lauriacus Juvavum und Ovilava — Virunum. Verfolgen wir zunächst diese, wenn auch nur in der Hauptsache^). Die altrömische Meile rechne ich mit Kenner®) zu 24 Minuten, so daß auf die deutsche Meile(= 2 Stunden) 5 römische Meilen kommen, wobei nach je 41 milia passuum eine römische Meile zuzugeben ist. Erschwert wird die römische Straßenforschung durch den Umstand, daß die römischen Distanzangaben in den verschiedenen Quellen und Handschriften mitunter abweichend lauten und vielfach mit der Wirk lichkeit schwer oder gar nicht in Einklang zu bringen sind. Denn wenn auch der antike Straßenverlauf im einzelnen Änderungen durch die nach folgenden Jahrhunderte unterworfen war,so gibt es doch Fälle, die keinen anderen Schluß zulassen als den, daß die überlieferten Zahlen mehr oder minder ungenau, ja zuweilen ganz unmöglich sind^). Sie sind daher keineswegs als heilig zu betrachten, wenn man sie auch nicht so behandeln darf, als stünden sie nur da, um korrigiert zu werden. Außer den durch Itinerar und Tabula bezeugten Römerstraßen hat es natürlich noch andere gegeben. Ihre Ermittlung ist nicht ganz leicht. Man muß sich dabei vor Augen halten, daß, wie bereits betont, ein großer Teil des Landes auch südlich der Donau damals noch weit mehr be waldet war als heute, daß Wasserläufe und Seebecken noch vorhanden waren, die heute verschwunden sind oder eine andere Gestalt ange nommen haben, und daß für die Römer in erster Linie militärische Be dürfnisse Zahl und Richtung der Straßen bestimmten, keinesfalls aber die heutigen Gravitationslinien, da es außer Lorch, Wels, Passau und Salzburg keine bedeutenden Anziehungspunkte gab. Donau- und Inn grenze hatten für sie eine so hohe Wichtigkeit, daß sich der Möglichkeit, sie bei Gefahr auf dem kürzesten Wege militärisch zu decken, alle anderen Verkehrsinteressen unterzuordnen hatten. Unterstützt wird die römische Straßenforschung durch Funde und Anhaltspunkte, die die natürlichen Verkehrswege und die Terrain plastik bieten. In manchen Fällen mag der Orts- oder Flurname Hochstraß (Hochweg), in dem man gewöhnlich eine Bezeichnung des aufgemauerten ^) K- Millers Itineraria Romana, Stuttgart 1916, haben die Unsicherheit eher vermehrt als behoben. ®) Detail könnte höchstens bei persönlicher Begehung der Strecken ge wonnen werden. Dazu wäre aber auch der geschulte Blick des Technikers und Militärs erforderlich. ®) Noricum und Pannonia, S. 90, Anm. 1. *) Daß derartiges auch heute noch vorkommt, dafür ist ein Beispiel Pill weins Topographie unseres Landes, die die Entfernungen vielfach ganz wider sprechend angibt (vgl. im 2. Teile die Orte Klaus, St. Pankraz, Spital a. P. und Windischgarsten).

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