Das Land ob der Enns

144 II. Die Baiern. scheinlich ein altes (ze der) wihen steti (Heiligenstatt) ist^). Auch heilige Haine begegnen noch lange. Von einem Rechtshandel des Stiftes Reichers berg ca. 1180 heißt es: causa terminata est in luco, qui Subnensi claustro (Chorherrnstift Suben) adiacet), und in dem noch bestehenden Haine auf dem Georgenberg in Enns wurde 1186 die Steiermark mit der Ost mark verbunden®). Mit heidnischem Baumkult könnte man versucht sein, die als Grenz marke bezeichnete Wielantestanne (ca. 1150, Oö. UB. 1, 477) bei Zwettl in Verbindung zu bringen, aber in Kärnten begegnet als eben solche Grenzmarke schon 898 eine Entrichestanne(Kämmel 267, Anm.2). Es ist also bei der Wielandstanne nicht an den Zwergschmied Wieland, sondern an einen Grundbesitzer dieses Namens zu denken. Auch der Hausname Asenbaum bei Gramastetten hat nichts mit den Asen zu tun, sondern Asen bedeutet Tragbaum, Traggestell (Schmeller I, 155). Über das Fortleben römischen Christentums in die baierische Zeit hinein habe ich im ersten Abschnitte dieses Buches mehrfach Andeutun gen gemacht. Das organisierte baierische Christentum aber geht in seinen Anfängen natürlich nicht über das 8. Jahrh. hinauf.^) Es ist wahrschein lich, daß die von den Agilolfingern ins Land gerufenen Franken und Slawen zusammen mit den noch vorhandenen Romanen die ersten Christen waren und die baierischen Bauern, konservativ wie sie noch heute sind, nur zögernd folgten. _ Daß insbesondere die Slawen im Lande bei der Christianisierung eine gewisse führende Rolle spielten, ersieht man beispielsweise aus der Überlieferung des Namens des hl. Severin. Seine Betzelle in InnstadtPassau heißt nämlich im Volke Zifrein®). Daß hier ahd. s stimmhaft auftritt, weist auf Übernahme des Namens aus slaw. Munde. Es haben also offenbar hier in Passau die früher durch die Reste der romanischen Bevölkerung aufrecht erhaltene Tradition von dem Apostel Ufernorikums seit dem 8. Jahrh. Slawen fortgeführt. Daß sie den hl. Florian mit gebracht haben, wissen wir bereits. Wie überall, steht am Beginne dieser neuen Zeit auch bei uns das Klosterwesen im Vordergrunde. Merkwürdigerweise ist es ein Frauen kloster, das die Reihe eröffnet, nämlich die am 1. Nov. 736 vom Bischof Vivilo von Passau eingeweihte Niederlassung von Nonnen in Enknach (Neukirchen a. d. Enknach), mit denen in Nonnberg und Rottalmünster 1) Neben der Kirche steht oder stand wenigstens nach A. Baumgarten eine riesige Linde. 2) Oö. UB. I, 379, n. 177. 3) Ebd. II, n. 272. ■>) Vgl über die Anfänge des Christentums im Lande Vancsa, Geschichte Nieder- und Oberösterreichs 1, S. 124 ff., und in Baiern überhaupt A. Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands, 1. Bd., 3. u. 4. Aufl., Leipzig 1904, S. 367 ff.; S. Riezler, Geschichte Baierns I, S. 89ff.; Franziß, Die ältesten Denkmaler des Christentums in Bayern (Histor.-polit. Blätter, 128. Bd., 1901, S. 389 ff.) und den schon genannten Aufsatz M. Fastlingers. Erhalten auch im PN. Ziehfreund, der besonders im Mühlviertel vor kommt.

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