Das Land ob der Enns

Namen auf haft und stat. 89 Nachdem die erste Besiedlung der neuen Heimat, die sich auf die bereits vorgefundenen Orte an den Römerstraßen beschränkte, voll zogen und gefestigt war, breitete sich die Bevölkerung nach und nach immer weiter^aus, es entstanden neue ing- und heim-Orte, besonders als die von den Ägilolfingern und Karolingern geförderte Kolonisation vom Inn weiter nach Osten drang. In diese Zeit sind auch die Namen auf haft und stat. Dat. steti, zu setzen, die sich bezeichnenderweise ebenfalls wieder in Gebieten finden, die schon von römischer Zeit her besiedelt waren. Im oberen Innviertel begegnen: Siegertshaft, Df., G. Kirchberg, Ober- und Unter-Haft, Df., G. Lochen, letzteres mit einer Kirche zum hl. Valentin, daher auch Valentinshaft genannt; Haften, Wir., G. St. Lorenz, B. Mondsee; Höft, Df., G. Gaspoltshofen, und Höft, Bhs., G. Geinberg. Die Bezeichnung Haft, umgelautet Heft (Höft) muß eine Stelle, an der man haftet, also Halteplatz, Niederlassung be deutet haben. Höft bei Braunau gehört nicht hierher, weil es ursprünglich Höf, urk. auch Curiae, hieß. Die stat-Orte liegen mit Ausnahme des bekannten Hallstatt alle im Bez. Mattighofen, einem Gebiete, in dem fränkische Kolonisation sehr wahrscheinlich ist: Astätt, Df., 8. Jahrh. Ouui-, Auui-, Euuisteti, von ahd. au ,Lamm'; Teichstätt, Df., 8. Jahrh. Tih-, Tisteti, von ahd. tih ,Teich'i); Hofstätt, 0.; Pfaffstätt, Df., 8. Jahrh. Papsteti; Mahlstätt, Bhs., ahd. *mahalsteti ,Gerichtsstätte'; Heiligenstatt bei Friedburg. Schon einzelne Bestimmungswörter, wie Hof-, Heiligen-, Mahal-, Pfaff-, zeigen, daß wir es bei dieser Gruppe mit Namen zu tun haben, die nicht der ältesten Zeit, sondern dem 8. u. 9. Jahrh. angehören, wenn auch die Siedlungen älter sein können und werden. Am Beginne des 10. Jahrh. begegnet zwischen Linz und Enns an der Donau das Dorf Raffoltesstetun, heute Raffelstetten, wie der Plural zeigt, schon damals eine größere Ortschaft. Die vielen übrigen Namen auf -statt und -Stetten gehören alle einer späteren Zeit an, wenigstens findet sich in den ältesten Urkunden kein weiterer derartiger Name. In größerer Anzahl treffen wir sie im Bez. Braunau und im Mondsee land, wo nach dem Urbar von Mondsee aus dem Jahre 1416 viele Häuser einen mit stat verbundenen Personennamen tragen, der allerdings mit unter verdunkelt ist, wie z. B. in Falkenstatt, G. Handenberg, das im 13. Jahrh. Walchunstat heißt. In anderen ist wieder stat entstellt, wie in dem Hausnamen Häuselstaller, G. Neukirchen a. d. Enknach, das im 13. Jahrh. als Häuselstat begegnet, oder durch steten ersetzt, wie in Buchstetten, G. Handenberg, das im 13. Jahrh. noch Buhurtstat lautet, von mhd. buhurt, einem Ritterspiel, und Kirnstetter, G. Geretsberg, das zur gleichen Zeit als Chürnstat bezeugt ist, von quirn, kurn Apian setzt zum Namen: templum ad lacunam.

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