Die mittelalterlichen Stiftsurbare des Erzherzogtums Österreich ob der Enns II

Der älteste Besitzstand der Benediktinerabtei Kremsmünster, wie er in der Stiftungsurkunde vom Jabre 777 angegeben ist, umfaßte Land schenkungen im näheren und weiteren Umkreise des Stiftes (Kremsmünster, Bad Hall, Sippacbzell, Leombach, das Ipfland, die Slawendekanie Physsos, die Dietacbslawen, der Forst an der Dietach und Sierning) und Kultur land (Alkofen, Pettenbach, Eberstalzell). Dazu kommen Wirtscbaftsleute, Handwerker und Kirchen.^ In der Folge von den Karolingern mächtig gefördert, erreichte Kremsmünster unter König Arnulf den Höhepunkt an Ansehen und Besitz.^ Wir können die Stiftsgüter, wie sie vor der Ungarninvasion lagen, in drei Gruppen zusammenfassen. Zunächst das Gebiet um das Stift herum, das wir mit einer Linie von der Mündung der Krems in die Traun über die Vereinigung der beiden Ipfbäche nach Dietach, Sierning, Hall, Wart berg, Pettenbach, dann der Alm und Traun entlang im Umriß begrenzen können; dazu kommen die Weingärten an der Aschach und Rottel, die villa Alkofen, die Besitzungen um Buchkirchen, der Landstrich zwischen den beiden Spratzbächen bei Pennewang. Eine zweite Gruppe bilden die Besitzungen im Donaugau nm Vilshofeu, in Piding, Alburg und Lindhart an der kleinen Laaber. Endlich der große zerstreute Besitz in der eigentlichen Mark bei Pechlarn, St. Pölten, um Schmida, am Kamp, an der Perschling und an verschiedenen anderen, nicht näher bezeichneten Orten.® Aus einer Vergleichung des Besitzstandes, den das Urbar von 1299 aufweist, mit dem der Karolingerzeit ergibt sich, daß dieser zum größeren Teil verloren ging. Das geschah im 10. Jahrhundert.^' Entfremdungen von Klostergut kamen auch in der Folgezeit noch mehrfach vor® und scheinen schon vor der Anlage des ältesten erhaltenen 'Darüber unterrichtet jetzt eine vortreffliche Abhandlung B. Pösiiigers im Jahres berichte des Gymnasiums in Kremsmünster 1911. ^ B. Pösinger, Die "Rechtsstellung des Klosters Kremsmilnster 777—1325, im Archiv für die Geschichte der Diözese Linz, 3. Jahrgang (1906), S. 54f. ^ Pösinger, Rechtsstellung, S. 56. ^ Ebenda, S. 72—77. ® Der Hauschronist (,Bernardus Noricus') widmet ihnen die Kapitel ,De violentia episcoporum' und ,De dilapidatione abbatum'. Oberösterr. Stiftsurbare. 2. Teil. 6

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2