Tätigkeitsbericht 1980-1983 Arbeiterbetriebsrat Werke Steyr

Für die ausfallende Arbeitszeit an den jeweiligen Freitagen konnte eine Verdienstentgangvergütung von insgesamt rd. 75 Prozent des jeweiligen Stundenlohnes zustandegebracht werden. Dazu wurden die im Krisenfond des Unternehmens befindlichen Mittel ausgeschöpft. Im Zusammenhang mit diesen Kurzarbeitsperioden und den damit verbundenen wochenlangen Verhandlungen mit der Firmen- und Unternehmensleitung, dem Arbeitsamt und dem Sozialministerium bis hinauf zur Regierungsebene - es mußte ja vor allem auch die staatliche Kurzarbeits-Unterstützung erwirkt werden - möchten wir nicht unerwähnt lassen, daß wir als Betriebsrat alles darangesetzt und alle Möglichkeiten ausgeschöpft haben, um die Solidaritätsaktion unserer Arbeitnehmer - die sicherlich viele Kolleginnen und Kollegen vor einer Kündigung bewahrt hat - finanziell beste möglichst verkraftbar zu machen. Und wir glauben wohl ohne Übertreibung sagen zu können, daß es kaum einem Betrieb bzw. einer Betriebsratskörperschaft besser gelungen ist, durch derartige Initiativen eine Regelung bzw. "Selbsthilfeaktion" zustandezubringen, die das Solidaritätsbewußtsein der Kollegenschaft so mobilisiert hat, wie bei uns, womit für viele Arbeitnehmer das Ärgste - den Arbeitsplatz zu verlieren - abgewendet werden konnte, eine sehr gefährliche Situation, die sicherlich darüberhinaus auch noch existenzgefährdende Auswirkungen auf viele Gewerbe- und Handelsbetriebe unserer Stadt, ja der gesamten Region, zur Folge gehabt hätte. Mit unserem Krisenplan also, der ein sehr zielführendes Instrumentarium ist, das bereits von einigen weiteren Betrieben aufgegriffen wurde, ist es uns gelungen, zumindest bisher, diese von der weltweiten Wirtschaftskrise auch auf die Fahrzeugindustrie unseres Landes übergegriffenen unabwendbaren Probleme, bestmöglichst zu meistern, wenngleich uns auch der sogenannte "natürliche Abgang" im Belegschaftsstand, dadurch, daß wir bereits .seit Jahren eine Aufnahmesperre haben - arbeitsplatzmäßig sehr beunruhigt bzw. die Arbeitsmarktsituation in unserer Region sehr belastet. Wäre es nicht gelungen, Steyr als Standort für das neue BMW-Motorenwerk in Österreich zu erhalten, wäre ohne Zweifel die an und für sich bereits überdurchschnittlich hohe Arbeitslosenrate in Steyr und Umgebung beträchtlich höher! Wollen wir daher ein weiteres Absinken der Beschäftigungsmöglichkeiten verhindern, wird es auf Sicht gesehen unumgänglich sein, die Arbeitszeit zu verkürzen! Es wird aber auch eine Arbeitszeitverkürzung nur dann zu einem Erfolg führen, wenn diese generell durchgeführt wird, wobei von seiten der Gewerkschaften und Betriebsratskörperschaften versucht werden muß, sicherzustellen, daß die Verkürzung der Arbeitszeit insgesamt, nicht zu einem wesentlichen Reallohnverlust führt. Gerade die Gewerkschaften haben durch ihre Lohn- und Sozialpolitik immer wieder bewiesen, daß bei ihren Forderungen in dieser wirtschaftlich schwierigen Situation, vor allem auch auf die Vollbeschäftigung besondere Rücksicht genommen wurde. Dazu ist es aber notwendig, daß diese Bemühungen auch durch das entsprechende Verständnis und die Solidarität der Kollegenschaft getragen werden. Unsere gemeinsamen Aufgaben werden daher in Zukunft sicher nicht leichter, was noch mehr Solidarität und Zusammenstehen erforderlich machen wird! Deshalb möchte ich, gerade anläßlich der bevorstehenden Betriebsratswahl im Bereich unserer Werke in Steyr zum Ausdruck bringen, daß wir eine geschlossene Gemeinschaft sein müssen, die mit allem Nachdruck auch weiterhin die Interessen der Arbeitnehmer, auch unter wirtschaftlich schwierigsten Bedingungen, vertritt. Nachdem ich in Kürze, nach 45 Dienstjahren im Unternehmen der SteyrDaimler-Puch AG, von denen ich drei Jahrzehnte dem Zentralbetriebsrat angehöre, seit mehreren Jahren als Obmann, in den Ruhestand trete, erlaube ich mir den Wunsch auszusprechen, daß diese Geschlossenheit auch in Zukunft dokumentiert wird, so wie dies bisher der Fall war. Unter dieser Voraussetzung werden unserer Kollegenschaft, auch unter immer schwierigeren Bedingungen, gewerkschaftliche Erfolge beschieden sein. Abschließend möchte ich allen Arbeitern und Angestellten unserer Werke, unseres Unternehmens, für die gute Zusammenarbeit, für Ihr Vertrauen, das Sie mir und meiner Fraktion in hohem Maße erwiesen haben, danken und wünsche und hoffe mit Zuversicht, daß sich die erfolgreiche Tätigkeit unserer Betriebsratskörperschaften auch in Zukunft fortsetzen kann. In diesem Sinne wünsche ich allen Kolleginnen und Kollegen mit unserem Metallarbeitergruß "Glück auf" viel Erfolg! Euer Hans HEIGL Obmann des Zentralbetriebsrates

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