Aktuell im Betrieb - Heft 1/1970

WARUM LIEGT STEYR NICHl St. Pölten Vöcklabruck Gtnunden oUrsprüngliches Gebiet der Grafen von Steyr«(Traungau). oDie „Steyrische Mark" in ihrer größten Ausdehnung um 1150 oKerngebiet der alten „Kärntner Mark Wenn es heute in weiten Gegenden der sogenannten Kulturwelt üblich ist, ,,Austria" mit ,,Australia" zu verwechseln, um wieviel mehr ist es da entschuldbar, wenn man anderswo Steyr und die Steier mark durcheinanderbringt! Es erscheint auch wirklich einigermaßen boshaft, daß Steyr, die Stadt sowohl als auch der gleich namige Fluß — von dem die Stadt ihren Namen bekommen hat — und dazu noch etliche andere Ortschaften, wie Steyregg, Steyrling, Steyrdorf und Steyrmühl, daß dies alles ausgerechnet in Oberösterreich liegt. Aber sollte da nicht doch ein Zusam menhang bestehen, ein tieferer Sinn, wie er letztlich hinter allen Ortsnamen steckt? Um das zu klären, müssen wir weit zurück gehen, in jene Jahrhunderte des Frühmittel alters, als unsere österreichische Heimat aus den langen dunklen Wirren der Völ kerwanderungszeit langsam wieder ans Licht der Geschichte emportauchte. In Mit teleuropa hatten sich die Verhältnisse be ruhigt und gefestigt, hatten sich germa nische Stammeskönigreiche und Herzog tümer gebildet, von denen dasjenige der Baiern den Südostteil umfaßte, vom Bren ner bis hinauf zum Fichtelgebirge. Weiter im Osten aber herrschte noch Asien: da saßen in der ungarischen Tiefebene die Awaren, ein türkisch-mongolisches Reiter volk, unstet und gefährlich, und ihr Macht bereich dehnte sich gewaltig nach Westen aus, bis an die Enns — jene Enns, die in der Geschichte als Grenzscheide zwischen West und Ost schon mehr als einmal eine schicksalsschwere Rolle gespielt hatte. Die Awaren hatten bei ihrem Vorstoß in InnerPöchlarn Enns Ybbs Wadhofen Wiener Neustadt Frledbera Bruck HartbÄrg"'' Schladming Oberwölz Judenburg Graz (Balrlsdi-Graz Voltsberg 0 Friesach Woltsberg Marburg (Markburg) asien die in Osteuropa sitzenden slawi schen Völkerschaften überrannt, mitgeris sen und vor sich hergetrieben, halb als Ver bündete und halb als Unterjochte, und so waren es nun vorwiegend slawische, den heutigen Slowenen nahestehende Stämme, welche, neben zurückgebliebenen Resten keltischer und germanischer Bevölkerung, seit dem 6. und 7. Jahrhundert den Osten Österreichs besiedelten und in den Alpen die Gebirgstäler der Enns, der Mur, der Drau und der Sau. Die Germanenstaaten in Mitteleuropa er starkten mehr und mehr, die Awaren blie ben unruhig, kriegerisch, angriffslustig, — Zusammenstöße im Raum von Österreich waren also unvermeidbar. Im Jahre 722 befreite der Baiernherzog Odilo die Alpen slowenen vom Awarenjoch, freilich, um sie alsbald unter seine eigene, zweifellos etwas mildere Herrschaft zu bringen; ihr Gebiet, die heutige Steiermark, Kärnten und Krain umfassend, wurde dem Herzogtum Baiern CIIII angegliedert, unter dem gemeinsamen Na men ,,Karantanien", einer uralten, kelti schen oder vorkeltischen Bezeichnung, die so viel wie ,,Land der Felsengebirge" be deutet und sich später allmählich zu ,,Kärn ten" umgeformt hat. Zusammen mit dem ganzen Herzogtum Bai ern kam dieses Gebiet dann zur Zeit Karls des Großen — der die Awarengefahr end gültig bannte — im Jahre 788 unter die Oberhoheit des Fränkischen Reichs. Karl unterstellte Kärnten und die Steiermark bis zur Drau dem Bistum Salzburg, eine für die Folgezeit sehr bedeutsame Entscheidung,

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