Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

14 Unter der hohen, gewölbten Stirne blitzen ein Paar blaue Augen in feurigem Muthe; eine kühn gebogene Adlernase überragt den Mund mit der etwas vortretenden Unter­ lippe; Kaiser Rudolf von Habsburg ist es", der gegen Ottokar zieht. Die Stadt Wien ergibt sich nach fünfwöchentlicher Belagerung, Kärnten, Krain und Steiermark gehen Ottokarn verloren, in höchster Bedrängnis schließt er unter Verzichtleistung auf alle österreichischen Länder mit Rudolf Frieden; dieser belehnt jenen mit Böhmen und Mähren und lässt die andern Länder für das Reich verwalten. Premisl Ottokar erneuert 1277 den Krieg, findet aber in der Schlacht bei Jedenspeugen am 26. August 1278 den Tod; der Kaiser hält einen feierlichen Einzug in Wien, ordnet auch in unserem Lande die Verhältnisse, verkündet einen allgemeinen Landfrieden, bestätigt die Rechte der Klöster und Städte und ernennt den Besitzer von Steyregg, Ulrich von Kapellen, zum Landeshauptmann und Landrichter in Oberösterreich. Seinen Sohn Albrecht ernennt er 1281 zum Statthalter, dem sechzehn Land­ herren rathend zur Seite stehen, 1282 belehnt er seine Söhne Albrecht und Rudolf aus dem Reichstage zu Augsburg mit Bewilligung der Kurfürsten mit den baben- bergischen Landen, aber auf die Bitte der österreichischen Edlen erklärt er am 1. Juni 1283 Albrecht als Alleinherrscher. So hatte Deutschland den Frieden, die babenbergischen Lande ein Herrscher­ haus erlangt. 8. Die Habsburger?) Die Übertragung des babenbergischen Erbes an die Habsburger war ein wichtiger Augenblick in der Weltgeschichte, ein entscheidendes Ereignis für die Geschicke der europäischen Menschheit, eine weit in die Zukunft wirkende Begebenheit. Der Segen des Allerhöchsten ruhte auf den Nachkommen dieser Fürsten, welche berufen waren, Deutschland eine lange Reihe ruhmgekrönter Kaiser zu geben, über Spanien zu herrschen und über eine Welt, ivelche durch die Fluten des atlantischen Meeres fast unnahbar abgeschnittene war. — Sie giengen verloren, die Kronen von Spanien und Indien; aber die österreichische Monarchie steht noch fest. Rudolfs Leichnam ward 1291 zum ewigen Frieden „in die Gruft seiner Ahnen" gesenkt; Adolf von Nassau belehnt als deutscher König Rudolfs Sohn Albrecht 1. mit den österreichischen Ländern, letzterer wird auf der großen Fürstenversammlung in Wien 1298 zum Gegenkönig Adolfs ausgerufen, er rückt diesem kriegsbereit entgegen, besiegt ihn und wird Deutschlands König, ivorauf er seine Söhne mit Österreich, Steiermark, Krain, der windischen Mark und Portenau belehnt. 1308 findet er einen gewaltsamen Tod und seine Söhne, Friedrich der Schöne und Leopold, „die Blume der Ritterschaft", rächen die Mordthat; 1315 empören sich die Waldstätte, Leopold wird mit seiner Reiterei bei Morgarten meuchlings überfallen; fünfzehnhitndert Tapfere werden gelobtet und Leopold ist zum Waffenstillstände gezwungen. Friedrich wird 1314 König von Deutschland, geräth mit dem Gegenkönig Ludwig von Baiern in Kampf, bei Mühldorf leilchtet er an Heldenmuth allen voran, sein Pferd stürzt, vom Speere getroffen, und Friedrich ist dann 30 Monate lang in der Burg Trausnitz in Haft. Die Gegner versöhnen sich, aus Feinden werden Freunde, laut Vertrages vom 5. September 1325 wollen sie als Eine Person das römische Reich regieren; Leopold stirbt 1320 und Friedrichs Kraft ist gänzlich gebrochen; „der Titel mar alles, was ihm nach so vielen Kämpfen und Leiden vom Traume des Königthums übrig blieb." (Meynert.) In der Karthause zu Mauerbach wurde er 1330 begraben; bald darauf ward sein Bruder Albrecht II. der Weise infolge einer Vergiftung *) Dr. A. Huber: „Österreichische Geschichte für das Volk."

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