Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

13 Klöster entwerfen ein unerquickliches Bild von den Zuständen in jener Zeit; es fehlte ein Landesherr, welcher die Zügel der Regierung fest ergriffen und Ordnung gemacht hätte. Kaiser Friedrich II. betrachtete die babenbergischen Besitzungen als erledigte Reichslehen und setzte den Grafen Otto von Eberstein als Reichsverweser ein. Papst Jnnocenz IV. forderte die Könige von Böhmen und Ungarn auf, dieser Reichsver- wesung ein Ende zu machen, aber Otto von Eberstein wusste sich sein Ansehen zu wahren und Achtung zu verschaffen. Er begab sich 1248 zum Kaiser nach Italien; die österreichischen Landesherren sahen sich bewogen, den Kaiser um Ernennung eines Herzogs zu bitten; die Gesandtschaft kehrte unbefriedigt von Verona nach Österreich zurück, Eberstein blieb in Italien und der Kaiser setzte den Herzog Otto von Baiern zum Reichsverweser in Ober- und Niederösterreich ein. Nun stand Österreich unter bairischer Verwaltung, aber Otto konnte sich kein Ansehen verschaffen. Später erschien sein Sohn Ludwig, besetzte den größten Theil unseres Landes und die Städte Linz und Enns; auch nach Steyr kamen seine Truppen, sie überfielen unerwartet das Kloster Garsten, plünderten es gänzlich aus und hausten auf eine mnthwillige Weise. Imgleichen Jahre 1250 starb der Kaiser und der Markgraf Hermann von Baden; die Länder Österreich undSteier­ mark waren jetzt vollkommen herrenlos. Oberösterreich mar der Schauplatz der wildesten inneren Kämpfe, unter denen besonders der Bürgerstand, die Städte und Klöster litten. Die Verhältnisse gestalteten sich erst günstiger, als nach päpstlicher Vermittlung der österreichische Adel Premisl Ottokar, den Sohn des Böhmenkönigs, 1251 zum Herzoge wählte. Dieser be­ herrschte dann unser Land 25 Jahre lang und widmete demselben große Aufmerk­ samkeit; als er 1253 seinem Vater auf dem Thron folgte und Steiermark und Kärnten gelvann, erstreckte sich sein Reich vom Erz- und Riesen­ gebirge bis zum adriatischen Dieere. Um sich im Besitze von Österreich zu befestigen, vermählte sich Ptemisl mit der Witwe des römischen Königs Heinrich, der baben­ bergischen Prinzessin Margaretha. Der lviderspenstige Adel des Landes beugte sich allmählich unter die Obmacht des kräftigen Landesfürsten ; den gewaltthätigen Dietmar von Steyr lvies er nach Losenstein, den Klöstern und Städten ward er ein Schirmherr. Leider wurde die Ruhe im Lande zweimal gestört, weil der Herzog von Baiern im Bunde mit dem Könige von Ungarn die Herrschaft Premisls in Österreich zu erschüttern trachteten. Als int Jahre 1273 die Kurfürsten den Grafen Rudolf von Habsburg zum deutschen Könige erivühlt hatten, weigerte sich Ottokar, jenen als seinen Oberherrn anzuerkennen, die Länder als Reichslehen zurückzustellen und den erfolgten Vorladungen Folge zu leisten. Deswegen sprach Rudolf über ihn die Reichsacht aus und beschloss ihn zu demüthigen. Er zog durch Oberösterreich, „geharnischte Reiter und Reisige er­ scheinen in großer Zahl, wieder flattert das Banner des deutscheit Reiches in den frischen Lüften. Unter diesem Hoheitszeichen sitzt ein jJiann von etwa 20 Jahren hoch zu Rosse; majestätisch ist seine Gestalt, edel und schlank die Form seiner Glieder. . Burgruine tiefenstein. Bon F. Sulftrimt.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2