Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

8 Noch heute ist das ganze Gebiet von Weyer, Großraming und Reichraming, links von der Enns, ziemlich menschenleer. Im zehnten Jahrhundert muss das ganze Gebiet des oberen Steyrthales und westlich von der Steyr bis an die heutige Landesgrenze gegen Niederösterreich als bloßes Waldgebiet betrachtet werden, welches nur in den Thaliveitungen spärlich von Slaven besiedelt war. Erst langsant, und zwar in das obere Ennsthal aus dem Wege von Waidhosen an der Dbbs nach Gaflenz und von Steyr aus, drang die Cultur und deutsche Bevölkerung in diese einsamen Waldthäler ein, in welchen die Bildung von Psarren erst int 11. und 12. Jahrhundert vor sich gieng; denn ur­ sprünglich waren die wenigen an der Enns und Steyr be­ findlichen Ansiedlungen der Pfarre Sierning, das Thal vonWindischgarsten der alten Taufkirche Misburg (Kirch­ dorf) zugewiesen, und die Thatsache, dass der Bezirk St. Gallen keine einzige slovenische Benennung auf- iveist, bezeugt deutlich ein späteres Vorschreiten der Cultur in diesen Gegenden. Das Land war in Gaue, diese in Untergaue (Centen) getheilt und diese Hundert­ schaften des Traungaues waren: 1. Das Landgericht zwischen Traun und Enns, dessen Südgrenze von Thal­ heim an der Traun bis zum Steinfelde an der Steyr reichte. 2. Das Landgericht Hartnids von Ort und Mar- schalls von Steyr, welches von Thalheim, die Traun und Ager aufwärts bis an den Aurachbach und das Höllengebirge sich erstreckte. 3. Das Landgericht Starhemberg (Ufgau) und 4. Das Landgericht Donauthal bis zur Einmün­ dung der Traun in die Donau. Nach der Niederlage der Baiern im Jahre 007 bricht für die Geschichte unseres Gebietes plötzliche Dunkelheit ein, ivelche erst mit dem Aitftreten der Babenberger in der neuen Ostmark langsam zu weichen beginnt; ganz vereinzelte Urkunden sind aus einem Zeitraume von nahezu siebzig Jahren auf uns gekommen und nur hie und da gibt eine Chronikstelle spärliche Kunde. Bevor der Vorhang fällt, sehen wir noch die alte karolingsche Verfassung in Kraft, die Gaue von Grafen verwaltet; wie der Vorhang wieder aufrollt, ist die Gattversassnng himveggefegt, die Gaue sind zerfallen

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