Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

7 Grenzfluss gegen die Avaren; diese dringen öfters verwüstend in unser Gebiet ein, und erst unter Herzog Odilo und seinem Nachfolger Thassilo 11. erfolgt wieder ein neues Aufblühen. Lange gieng es her, bis die heidnischen Bajuvaren dem Christenthume gewonnen wurden, was dem hl. Rupert, dem Gründer Salzburgs, und dem hl. Bonisacius, dem Apostel der Deutschen und Begründer des Bisthums Passau, zu danken ist. Ihre Schüler pflegen die frische Pflanze der Religion und 777 gründet Thassilo das Kloster Kremsmünster; zu dieser Zeit gibt es schon Kirchen und Kapellen int Bezirke. Unter den zehentpflichtigen, im Bezirke befindlichen Orten nennt die Aus­ stattungsurkunde für das Kloster Kremsmünster folgende: Kremsmünster, Hall, Sipbachzell, Leontbach, Jpf, Dietach, Sierning, Pfarrkirchen, Eberstallzell. Kremsmünster, als das östlichste Kloster Baierns, ward besonders wichtig; es bekehrte noch heidnische Nachkommen zurückgebliebener Römer, Avaren und Slaven, förderte die Landwirtschaft und die Handwerke, gründete deutsche Colonien auf eigenem Besitze und bahnte die Vergrößerung Baierns an. Karl der Große, König der Franken und Kaiser der Deutschen, entsetzt den nach Unabhängigkeit ringenden Herzog Thassilo II. seiner Würde und schickt ihn. ihm Jahre 787 in ein Kloster nach Frankreich, nimmt das Land bis zur Enns in Besitz, und es beginnen durch­ greifende Änderungen. Karls Augenmerk ist dem Kampfe mit den Avaren und dem Zurückdrängen derselben vollauf zugewendet, von drei Seiten lvird 791 gegen den Feind vorgerückt, dieser weicht zurück, der Krieg dauert fort, bis im Jahre 799 die Avareu gänzlich besiegt werden. Hundert Jahre später dringen stürmend die Magyaren vor, kommen über die Enns und verheeren unser Gebiet mit Raub, Mord uud Brand; 907 wird Ludwig das Kind von ihnen an der Enns geschlagen; er wird tributpflichtig und bildet die Mark ob der Enns. Die einfallenden Magyaren werden wiederholt zurückgeworfen und im Jahre 955 endgilüg geschlagen, woran' an der Grenze unseres Gebietes die Ostmark entsteht, in welcher im Jahre 970 Leopold der Erlauchte ans dem Hause Babenberg als Markgraf eingesetzt wird, dessen Nachkommen wegen ihrer Berdienste um Kaiser und Reich den Herzogstitel erhalten. Im Traungaue und besonders in unsrem Bezirke spielen um diese Zeit die Grafen von Lambach eine wichtige Rolle; sie erbauen int 10. Jahrhundert die Styraburg; ihre Erben sind die steirischen Otakare und diese iverden Markgrafen und dann Herzoge von Steiermark. 4. Der Trannga».*) Seit der Eiuivanderung des Bajuvaren - Stammes ivaren die Agilolsinger herrschend geivorden, ivoraitf später einzelne Theile des heutigen Oberösterreichs an die babenbergische Ost- und an die Kärntnermark fielen. Grenzfluss ivar immer die Enns, denn schon im 7. und ziveifellos auch int 0. Jahrhunderte schieden ihre reißenden Fluten das Land der Bajttvaren von jenen der Avaren, das Christenthum und die Gesittung von dem Heidenthume und der Barbarei. Haben auch Karls des Großen siegreiche Waffen die Grenzen des fränkischen Reiches bis tief in die Ebenen Panoniens hinabgerückt, so verblieb gleichwohl die Enns der Abschluss Alt-Baierns und seines östlichsten Gaues, des Traungaues. Aus der Zeit des Bestandes der Gauverfassung mangeln für den südöstlichen Theil des Landes ob der Enns, nämlich für die heutigen Gerichtsbezirke Windischgarsten, Grünburg, Steyr und Weyer, alle urkundlichen Nach­ richten. Der ganze Landstrich an der Enns, von Steyr aufwärts bis gegen Admont, ist ein enges Stromthal mit noch schmaleren Seitengräben, erfüllt von Bergriesen und nur kargen Raum für den Anbau gewährend. ') Strnadt: „Die Geburt des Landes ob der Enns."

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