Hermann Riewel - Die Stadtpfarrkirche zu Steyer in Ober-Oesterreich

Die Pfarrkirche zu Steyer. 107 dass Meister Tenk auch Baumeister der Kirche gewesen, und 1513 gestorben ist 1 ). Sehr interessant ist die Darstellung der sogenannten vier Gekrönten (von den Kronen, die über ihrem Grabe erschienen) mit Emblemen des Steinmetz - Handwerks (b. Serinus, h. Severianus, h. Carpoforus und h. Victorinus) als der Patrone der Bauhütten, welche Darstellung überhaupt sehr selten vorkommt 2 ). 1 ) Sehr viel ist für die RtylgcmiisHc Rt'Hl:1urir1111g der Kirehe gl'sehchcn. Es wurden aus dem Chore drei Zopf· alfäre entfernt, sicheu v1'rm:1.u('ril' l•\ •11Hll'I' i111 ( 'horn wit •<ll'r ausgebrochen, und mit bemalten Gläsern verziert, ein gotliischcr lloehallar auf'i,1•Hfl•III 1111d 11 0<·11 111:111<'IH'H Holl di' Zukunft zur passenden Verschönerung dieses G ottesli:tuscs heil r:t gl'11. 2) Die Legcn<l1• dil'H<'r vi1·r lkilig-<'11 (paHHio H:11l!'lornrn q11aluor ('orn11alon1111) wurde, vereint mit einer weit ausführ- liel1er hPh:111dt>ll1 •11 i,pg·1•11d(• vo11 l'ii11f' a11d1·n•11 Jleilig-<·11 ((':1Hlorius, SymJ)hronianus, Nicostratus, Claudius und Si111plic•i11H) z 11111 1·rHIP11 ~l:do cl11n·l1 clil' v1•rdie11stliche l~11td1:clrn11g \V a 1 1o 11 b ach 's aus einer Gothaer Handschrift i11 <IP11 ~il1,1111g·Hhl'l'ic•lil1•11 dPr pl1il. lii HI. <Jln8SC der k. Akad. <lor WiHH<·11seh. w Wien X. 115. mit einem Nach- 11 orl11 1·rn1 l>r. (L '1'11 . v. Karaj:111 vcriilfo11tlieht . Diese Leg-P11de grhiirt RO\\'Ohl durch die Zeit ihrer Handlung (l•:11<1,· cl1 ·H 111. ), HOii i1· dur<'h das hol1e Alter ihrer Aufzeichnung (J\lille des lV. Jahrhnndcrts) zn den anziehendsten 111111 11 ic·ldi g-H il·11 , clio :1.111' u11s gekommen sind. In ihr ist kein leeres Wortgcpriinge, kein abschreckendes Aus- 111:d1·11 grii11lil'l1er Martern, es ist ein Stück wirklichen Lebens wiedergegeben, es tritt uns überall Wahrheit und Naliir li1·lokl'il l'11lgeg·c11, 11ilhreml lelihaftes Gespriich das anziehende Gemiilde belebt. Zur Zeit, als Kaiser Diocletian nach Pannonien kam, um in den Gebirgen verschiedene Steine in seiner <logemrnrt brechen zu sehen, geschah es, dass sich unter den dortigen Steinarbeitern als die geschicktesten jene vier ersteren der obbenannten l\fänner hcrvorthaten, die insgeheim Christen waren. An der Ausführung eines aus- zumeisclndcn Sonnengottes und der zu dessen Verzierung bestimmten Victorien und Amoretten nahmen die christlichen Arbeiter keinen Anstoss, allein das Tcmpelbilcl eines Aesculap weigerten sie sich entschieden zu verfertigen. Diess benützten die Aufseher, die ihnen längst neidisch waren um die Gunst des Kaisers, zu ihrem Verderben. Sie zeigten die Weigerung der vier Arbeiter dem Kaiser an, der crkliirtc, dass, wenn sich andere Arbeiter für die Aesculapstatue finden würden, diese wegen ihrer frevelhaften Acussenmg zu bestrafen wiiren. Der Tribun Lampadius lässt auf Befehl des Kaisers diese vier christlichen Arbeiter, <lencn sich ein fünfter, Simplicins, als ihr Schüler im Christenthum zugesellte, peitschen, wird aber 1mmittelbar <lnrnach vom bösen DHmon zerfleischt un<l stirbt auf seinem Richterstuhl e. Diocletian iibcrdie Standhaftigkeit <lerfiinf'Christcn erbittert, Hisst sie lebendig in flinf bleierne Särge legen und in den Fluss (wahrscheinlich Savc) werfen. Ein gewisser Nicollemus, ein Christ, erhob nach 42 Ta- gen die Särge mit den Leichnamen und verwahrte sie in seinem Ilausc. Als Kaiser Diocletian von Sirmium nach Rom zurückkehrte, befahl er bei den Bädern des Trajan einen Tempel des Aesculap zu erbauen. Namentlich wurde dem Militär befohlen, den Tempel zu besuchen, und dem Aesculap zu opfern. Unter diesem weigerten sich vier Fliigelmiinner Namens Serinns, Severianus, Carpoforus und Victoriuus entschieden zu opfern. Der Kaiser liess sie desshalb vor dem Standbilde zu Tode peitschen, und ihre Leichname den Hunden vorwerfen . So blieben sie durch fünfTagc liegen, bis man siezurNachtzeit in der via lucana beerdigte, Bischof Mclciades befahl, ihre Gcclächtnissfcier mit jener des Claudius u11cl seiner Genossen zu feiern. Auch auf jenen Tafeln, welche sich am Genossenschaftshausc der Wiener Bau- und Stcinmetzmeister befinden, und die Monogramme und Namen der Baumeister von St. Stcplrnn etc. vom .fahre 713 bis 1844 enthalten, ist dieser vier Patrone des Bauwesens in einem Verse Envithnung gcthan 11n<l s ind deren Bilder, die heil. Maria umgebend, angebracht. Sonderbarer Wei se sind jcdorh als die vier ( 'oro11ati 11icht die vier Eingangs erwiilmten Heiligen (s . Serinus nnd Genossen), sondern <lcr heil. ('l:t11di11s 1111<1 S('i110 drei Fre11nde mit A11sschl11ss des heil. Simplicius dargestellt, auch zeigt sich in clcr lnsehrif't oi11c Vcrmisch1111g lll'i<lcr Legenden. fl io erscheinen im langen Kleide oder in der Tunica, mit einem Mantel dariibrr, zwei sincl hiirlig, ,1wei oh110 Bart, alle gekrönt nfül nimbirt, woselbst ihr Name steht. Jeder ist mit einem Embleme clcs Stci11111etzhandwerks (Zirkel, Zollstab etc.) versehen. Dabei steht folgender Vm·s : In der Zeit als Diocletiano der abgöttische Kayscr Regiert, da lebten auch diese kinstlcr Als Claudius Nicostratus Si11dl1orianus (sie) und Casto- rius diese waren geschickte 8tainhaucr von l\1anchcrlcy Arbl'it,, clc8swcgcn waren sie hoch jn Jshrcn wei len sie aber Christen waren uncl hleidcn das heilige Chreutz hoch in Ehren, machtens auch alzcit über ihr Arbeit zu Morgrnz, wan i:;ie dl'S wo\{l('n anfangen, als aber clic l'hilosophus solches vormerkten hicltc11 sie stnrck bei dem K,iyser Diocl c- tiano an das man sie soldc clarzu zwingen das eie auch ihrc11 Gott der Sonnen Solden anpcttcn welches sie durchaus nicht wolclen sondern bliben bcstenclig an dem Gekreutzigtcn dahero der Kayser erzürnt und liess sie hart peinigen und letzlich liese er sie alle vier lebendig jn plcicn rlruchen jn das wasscr versenkeu Als man zeit Anno zweihundert und Nciue den achten Nowernbcr Nacher über Etliche 40 Däg wurden sie wieder Sampt den pleien druhen gefunden und erhebt durch Einen Christen und jn Via Lamana (sie) zu Rom begraben. 14 *

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