Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

197 Wiedertäufer, mit drei seiner Jünger heimlich in die Stadt ein, wurde durch den Kaplan und Prediger des Burggrafen im Schloss aufgenommen, und predigte am Sonntag im Hause des Veit Pfefferl, eines angesehenen Bürgers im Grünmarkt. Der Kaplan führte ihn auch in mehrere Bürgerhäuser ein, lobte ihn sehr, und lockte viele, besonders Frauen, zu dessen Predigten herbei. Er hielt diese auch außer der Stadt, und feierte nach Art der Wiedertäufer den Gottesdienst, das Abendmahl, und taufte mehrere seiner neuen Anhänger. Diese Sekte war bald nach dem Ursprünge der Reformation in Deutschland entstanden, die Häupter derselben waren früher Schüler und Freunde Luthers, wichen aber dann von ihm ab, stellten neue Lehren auf, und waren den Lutheranern und Katholiken gleich verhasst; sie spielten eine große Rolle im Bauernkriege, und obwohl sie damals zerstreut wurden, erhielten sie sich doch, durchzogen verschiedene Länder, verbreiteten aufrührerische Grundsätze und ihre schwärmerischen Lehren. Ihr Hauptsatz war: Die Kindertaufe sei ein Werk des Teufels, daher müssen Erwachsene noch einmal getauft werden. Sie verwarfen das geschriebene Wort Gottes, rühmten sich erhaltener Offenbarungen, verwarfen den Eid und jede Obrigkeit, verjagten die Geistlichen, zerstörten die Klöster, und verkündigten nach Austilgung aller Gottlosen ein auf der Erde zu errichtendes Reich Christi, welches sie nun einleiten sollten. Das Abendmahl war ihnen nur ein Zeichen gemeinschaftlicher Liebe; sie verlangten Gemeinschaft der Güter, Freiheit und Gleichheit in allen Verhältnissen; nur ihre Lehrer sollten auch ihre Obrigkeiten sein. 109) Diese für Religion und Staat gleich gefährlichen und schädlichen Grundsätze sollten nun auch in Steyr verbreitet werden, undwirklichhattenschonmehrere gemeineHandwerksleutedieselben angenommen, und sich wieder taufen lassen. Allein kaum hatte der Rat davon Nachricht erhalten, so ließ er demHut nachstellen, welcher aber zeitlich genug entfloh; seine Zuhörer, und die ihn beherbergt hatten, wurden nun inUntersuchung gezogen, sie gestanden aber diese Lehren nicht ein, ausgenommen die Wiedertaufe. Einige Bürger, Veit 109) Möhler’s Symbolik. Mainz 1834. S. 467 u. s. f.

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