Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

156 den ihm anhängenden Bürgern. Am folgenden Tage, 25. Jänner, kam Georg von Stain, welcher unterhalb über die Enns gesetzt hatte, mit 1100Mann zu Pferd und Fuß vor demGottesacker auf demTaborberg an. Dann griff er die Vorstadt Steyrdorf an, welche aber von den Soldaten und Bürgern so tapfer verteidigt wurde, dass sieben Stürme abgeschlagen wurden, und er bei 200 Mann verlor. Aber im achten Sturme eroberte er dieselbe, und plünderte sie aus, Volkenstorf zog sich zurück, und beschloss sich in der Pfarrkirche und beimGilgentor zu verteidigen. Stain rückte nach einemVergleichmit 200Mann in die Stadt, oder eigentlich in das Schloss zu seiner Besatzung, verhöhnte und beschimpfte von dort die Bürger wegen ihrer Treulosigkeit. Dann zog er gegen das Gilgentor, welches Volkenstorf tapfer verteidigte; da er sich aber zu schwach fand, und viele Bürger dem von Stain anhingen, unterhandelte er mit ihm, und zog mit seinen Truppen ab. Dieser aber griff nun die benachbarten Orte und Klöster an, erpresste große Summen von denselben, und ließ von Steyr bis gegen Gmunden alles ausplündern. Ruhig saß indessen K. Friedrich in Linz, und sah diesem Unwesen zu, endlich musste er sogar mit Stain und Puchheim unterhandeln, um den Frieden zu erkaufen. Stain trat ihm gegen Bezahlung von 10,000 fl. seine Rechte auf Steyr ab, aber das Schloss wurde dessen ungeachtet nicht übergeben. Daher schickte der Kaiser den Ulrich von Grafeneck nach Steyr ab, welcher mit Hilfe der Bürger in die Stadt kam, und ihre Huldigung annahm, wofür ihnen der Kaiser in einem eigenen Schreiben von Neustadt im Dezember 1467 dankte. Das Schloss wurde vorzüglich von der Seite des Hofgartens belagert, aber von den böhmischen Soldaten tapfer verteidigt; sie erwarteten Hilfe von den Böhmen unter Anführung des PrinzenViktorin, welcher auch bis Pulgarn unweit Steyregg vordrang, dasselbe eroberte, und nun über die Donau wollte, um das Schloss zu Steyr zu entsetzen. Allein Pulgarn wurde wieder erobert, und er musste sich zurückziehen. Georg von Stain, der sich nicht länger halten konnte, zündete die Schanzen, welche Grafeneck um das Schloss herum gemacht hatte, an, und entwischte während des Brandes und der Verwirrung mit vielen der Seinigen. (Nach andern, aber unwahrschein-

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