Österreichs Eisen in Vergangenheit und Zukunft

erzeugung nach der Steiermark. Für das lnnerberger Eisenwesen trat nach dem unglückseligen Krieg 1866 eine weitere Verschärfung ein, weii der Absatz nach Deutschland wesentlich erschwert wurde. Auch di~ Erfindung des Bessemerprozesses hatte im steirischen Gebiet für einige Jahrzehnte in Turrach und Neuberg, wo geeignete Erze vorhanden waren, einen Auftrieb gebracht. In den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts begann im staatlichen Hüttenwerk Neuberg, das auf den Raxerzen basierte, der große Aufstieg. Es wurde neben dem Bessemer- prozeß schon früh im sauren Martinofen gearbeitet und höchstwertige Stähle wurden erschmolzen. Als großes ärarisches Gußwerk muß auch die Kanonen- und Kunstgießerei „Gußwerk" bei Mariazell genannt werden, die aus Gollrader Erzen ausgezeichneten Grauguß erzeugte. Zu einer wahren Schicksalsfrage wurde für das gesamte alpenlän- dische Eisenwesen der A u s b a u d e r E i s e n b a h n e n in Mittel- europa. Bis zu diesem Zeitpunkte war es der alpenländischen Eisen- industrie aus Transportgründen nicht möglich, ihr Roheisen auf der Koksbasis herzustellen; es wurde zur Gänze mit Holzkohle erblasen. In den Fällen, in denen hohe Qualität verlangt wurde, spielte die Fracht keine so entscheidende Rolle, anders jedod1, wenn es um einfaches Material ging. Mit dem Einbruch des im Wittkowitzer und Kladnoer Raume bereits auf der Kokskohle erzeugten Eisens und Stahles - wobei in Kladno bereits in den Achtzigerjahren des vorigen Jahrhunderts auf dortigen Erzen thomasiert wurde - ging für das alpenländische Eisen ein Großteil des Absatzmarktes in Wien und dem Vorland verloren. Dazu kam noch, daß durch die Eisenbahnen das Holz eine bessere Ver- wertung als Schleif- und Sdmittholz fand, so daß es zu einer weiteren Preiserhöhung des Holzkohlenroheisens kam. Um diesen Schwierigkeiten zu begegnen, wurden in Prävali, Schwechat, Niklasdorf und Zeltweg Kokshochöfen errichtet. Mit dem Bau der Schwechater öfen in den Sieb- zigerjahren des vorigen Jahrhunderts kam es zu einer vierten Verlagerung der österreichischen E i s e n in d u s t r i e. Die an die Kokshochöfen geknüpften Erwartun- gen erfüllten sich aber nicht. Es waren kleinere Einheiten, deren Tages- leistung zwischen 20 bis 60 Tonnen lag, die aber die erhofften Ein- sparungen nicht brachten, so daß das Koksroheisen noch lange Zeit teurer als das qualitativ höherwertige Holzkohleroheisen war. Diese Entwicklung fiel außerdem noch in die Krisenzeit nach dem Weltaus- stellungskrach. Die auf eine höhere Produktion ausgebaute Eisenindustrie bekämpfte sich außerdem noch durch Tiefpreise. Gegen Ende der Sieb- zigerjahre war das alpenländische Eisenwesen in seiner Zersplitterung, weiters durch die großen Erfindungen in der Welt, zum Z u s a m m e n - s c h 1 u ß gezwungen, der 1881 unter Gründung der Ö s t er r. A 1 pi n e Montan g es e 11 s c h a f t erfolgte. Wenn auch die ersten Jahre für die neue Gesellschaft nicht sehr rosig waren, so kam es doch um die Jahrhundertwende unter Führung des weitblickenden Industriellen Wittgenstein zu einer grundlegenden Erneuerung. Die Roheisen- und Stahlerzeugung wurde unter Ausbau des heutigen Donawitzer Siemens- 21

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