ÖKO-L 1987/4

oben erwähnt, fast die Hälfte aller Arten; an großen Arten kommen hauptsächlich Carabus coriaceus (Lederlaufkäfer) und der goldgrün bis violettglänzende Carabus scheid!eri vor, wobei die Populationsdichte von Carab. coriaceus gegen den Herbst zu deutlich zunimmt. Bemerkenswert ist auch das Auftreten einer ganzen Rei - he wärmeliebender Arten, hier wären Leistus ferrugineus, P!atynus dorsa!is, Badister bipustu!atus und Cymindis humera!is (Abb. 3) zu nennen. Das Vorkommen von Cymindis humeralis (Fourcroy) ist faunistisch für Oberösterreich bemerkenswert, weshalb hier auf die Lebensweise und Verbreitung dieser Art in unserem Bundesland etwas näher eingegangen werden soll: Nach FREUDE-HARDE-L0HSE (1976) geht die Art bis in alpine Höhen, und war in Mitteleuropa, im Gegensatz zu heute, früher nicht selten. Vorkommen auf Heiden, an sonnigen Waldrändern und im Trockenraserr. Fortpflanzung im Herbst, Larve und Imago (Vollinsekt) können überwintern. FRANZ (1970) kennt folgende oberösterreichische Funde: Wels, Pfenningberg, Lichtenberg und Linz, Umgebung Steyr, Damberg bei Steyr, Ternberg, Sehoberstein, Schafberg, Dachstein, Stoder und Pyhrgas. Die Belege befinden sich größtenteils im OÖ. Landesmuseum in Linz, die Funde liegen jedoch schon mehr als ein halbes Jahrhundert zurück. Im Mai 1986 konnte nun ein Exemplar dieser Art in einem Köderbecher im Auwald südlich des Dammes nachgewiesen werden. Die Aaskäfer sind lediglich durch einige gewöhnliche Arten in wenigen Exemplaren vertreten, nur der Schneckenfresser Phosphuga atrata ist häufig. Unter den Kurzflüglern (wegen ihrer kurzen Deckflügel so benannt) sind besonders der räuberisch lebende, bunte Platydracus stercorarius und die Ameisengäste Drusilla cana!iculata und Zyras humeralis hervorzuheben . Die vier festgestellten Schnellkäferarten sind häufige Tiere: Agriotes ustulatus bevorzugt leichte, sonnenexponierte Böden, Agriotes sputator ist mehr auf feuchterem Wiesengelände anzutreffen; die Larven sind Wurzelfresser (,,Drahtwürmer"). Pillenkäfer, Marienkäfer und Dungkäfer scheinen in jeweils nur einer Art auf; auch die Blattkäfer sind nur ÖKO·L 9/4 (1987) Abb . 3: Cymindis humeralis (FouRc.) ist heute deutlich seltener als früher , an sonnigen Waldrändern und Heidegebieten. Wie alle Laufkäfer lebt er räuberisch von anderen kleinen Insekten und sonstigen Tieren der Bodenfauna . Foto: G. Laister durch zwei Arten vertreten: das Herbsttier Galeruca tanaceti im September und der „Erdfloh" Aphthona venustula, der auf Wolfsmilch lebt, im Mai. Die nachgewiesenen Rüsselkäferarten leben in Bodenstreu und Rasen; manche von ihnen sind dämmerungs- oder nachtaktiv. Apion violaceum lebt an verschiedenen RumexArten. Dichteverteil ung Vergleicht man die lndividuenzahlen der nach Norden gerichteten Böschungen mit denen, die nach Süden gerichtet sind, so ergibt sich ein statistischer Durchschnittswert von 15,4 Exemplaren bzw. 17 Exemplaren pro Köderbecher. Interessanterweise ist die durchschnittliche Anzahl der Individuen in den Bechern abseits des Dammes, also im Auwaldbereich, nur genauso hoch wie an den südseitigen Böschungen. Vom Biotop her gesehen, würde man dort eine wesentlich größere Individuenzahl vermuten, doch dürfte dies durch die frühzeitige und lang andauernde Erwärmung der Südhänge ausgeglichen werden. Zusammenfassung Zusammenfassend kann festgehalten werden, daß in dem untersuchten Abschnitt noch ein erfreulich hoher Anteil an „nützlichen", räuberisch lebenden und auch optisch ansprechenden Laufkäfern zu finden ist, und dies trotz der unmittelbaren Nähe eines Siedlungsgebietes und Kulturlandes. Der Auwald südlich des ESG-Kanals und die bescheidenen Reste nördlich davon sollten als Rückzugsgebiet für diese Tiere unbedingt erhalten werden! Literatur EBERLI NG, L. u. M., 1986: Faunistische und ökologische Untersuchungen zur Sukzession aasbesuchender Coleopteren im südlichen Eggegebirge. Decheniana (Bonn) 139, S. 231 - 240. FRANZ, H. , 1970: Die Nordostalpen im Spiegel ihrer Landtierwelt, Bd. 3, Innsbruck, Univ.-Verl. Wagner. FREUDE-HARDE-LOHSE, 1965 - 83: Die Käfer Mitteleuropas, Bd. 1 - 11 , Krefeld , Ver!. Goecke & Evers. HORION , A., 1941 - 74: Faunistik der mitteleuropäischen Käfer , Bd. 1 - 12, Krefeld, Frankfurt / M. , München , Überlingen. REITTER , E. , 1908 - 16: Fauna Germanica , Bd. 1 - 5, Stuttgart, Ver!. K. G. Lutz. RENNER, Kl. , 1981: Die Käferfauna eines artenreichen Kleinbiotops im Teutoburger Wald bei Bielefeld. 25. Bericht des Naturwi ssenschaftlichen Vereins Bielefeld, S. 163 - 175. RENN ER , KI. , 1981182: Coleopterenfänge mit Bodenfallen am Sandstrand der Ostseeküste, ein Beitrag zum Problem der Lockwirkung von Konservierungsmitteln. Faun.-ökol. Mitt. 5, S. 137 - 146, Kiel. RENN ER , Kl. , 1985: Am Ziegenberg bei Paderborn nachgewiesene Käferarten und ihre Einstufung in die Gefährdungskategorien der Roten Listen. Decheniana (Bonn) 138, S. 92 - 103. BUCHTIP GESUNDES WOHNEN Anton SCHNEIDER: Wald - Holz - Mensch. 4 I Seiten, 13 z. T. farbige Abbildungen , Format 14,7 X 21 cm. Paperback, Preis :, S 80.-, Neubeuern: Institut für Baubiologie, und Ökologie , 1986 (Schriftenreihe „Gesundes Wohnen" , H. 9). In dieser ansprechend illustrierten Broschüre werden bisher unbeachtete Tatsachen berücksichtigt, welche ganz neue Wege für Problemlösungen aufzeigen. Wald und Mensch werden als Einheit und Schicksalsgemeinschaft betrachtet. Holz wird mit seinen vielseitigen, häufig noch unbekannten Vorteilen sowie hinsichtlich seiner unbegrenzten Verfügbarkeit beschrieben . Jeder, dem Wald und Holz am Herzen liegen , hat hier die Möglichkeit, sich zu bilden. (Verlags-Info) 31

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2