ÖKO-L 1987/4

des Reichramingbaches, hohe Staumauern in unmittelbarer Nähe vom Siedlungsgebiet usw.) würde kein Kompromißvorschlag etwas ändern! Angesichts eines 92prozentigen Wasserkraftausbaues in Oberösterreich (Abb. 22) kann man wohl schwer noch von einem Kompromiß sprechen, wenn die letzten Prozente der noch intakten Bäche zubetoniert werden sollen. Sanfter Tourismus gegen Staumauern? Lange Zeit gi ng das Gerücht um, das Hintergebirge sei unerschlossen, unwegsam, ein Dickicht, eine unordentliche Landschaft, für die Öffentlichkeit abgesper rt und harre seiner Erweckung und damit seiner Veredelung durch den Bau von Kanonensch ießplätze n, asphaltierten Durchzugsstraßen, sauberen Kraftwerksanlagen, Natur-Disneylands und ähnlicher Errungenschaften neuzeitlicher Naturpflege. Die Arge Hintergebirge sucht zusammen mit dem Österr. Alpenverein und dem Eisenwurzen Verein eine Alternative zum a lthergebrachten „Zerschließen" einer Landschaft und erstellte ein Konzept, das einen Kompromiß zwischen Erschließung und ökologischen Notwendigkeiten darstellt. Der 16. Mai 1987 war ein ganz besonderer Stichtag in der neuerdings bewegten Geschichte des Reichraminger Hintergebirges: Im Beisein Hunderter Wanderfreunde, Radfahrer und prominenter Gäste eröffnete Landeshauptmann Dr. Josef Rat ze nböck offiziell den neu Abb . 24: Die fo rstwirtschaftliche Nutzung des Gebietes geht bis ins Spätmittelalter zurück. Aus Gründen der lei chteren Triftbarkeit wurde bevorzugt Nade lh olz geschl äge rt. Der Laubholza nteil blieb dadurch erha lten, wobe i der hohe Buchena nteil den Besucher besonders beeindruckt. Fo to : 0. Harant versicherten Triftsteig durch die Große Schlucht, den Radweg von Reichraming nach Unterlaussa und ein ganzes Netz sanierter und neu bezeichneter Wanderpfade. All diese Erschließungsmaßnahmen , die im Naturparadies des Hintergebirges auch ein „wanderbares" Erholungsgebiet für jung und alt, für Einheimische und Gäste eröffnen, haben eine besondere Bedeutung: Sie sind das eingelöste Versprechen der Hintergebirge-Schützer, das Gebiet als wirtschaftli che Alternative zur technischen Zerstörung einem „sanften", Abb . 25: Di e Forsts traße benützt die Tras e und Tunnels der alten Wa ldbahn und steht se it dem Frühjahr 1987 an Samstagen, Sonn- und Feiertagen als Radfahrweg zur Verfügung. Foto: K. Zukrig l der Landschaft angepaßten, nichttechnisierten Wander- , Erholungsund Erlebnistourismus zu erschließen . Die Wege, Radrouten oder der Klettersteig durch die herrliche Große Schlucht haben , auch wenn sie noch so bescheiden oder selbstverständlich erscheinen mögen , eine lange und bewegte Geschichte. Es waren Naturschützer und Menschen, die eine eigenständige Entwick lung ihrer Heimatregion selbst vorantre iben wollten , die sie in ihrer Freizeit und ohne irgendeine Entschädigung, ja unter materiellen Opfern durchgesetzt und realisiert haben - lange genug gege n den Widerstand vieler, die sie heute begrüßen. Dies sollte niemand, der sie benützt und dem sie hoffentlich viele schöne Stunden am Wasser und in den Wäldern des Hintergebirges vermitteln, vergessen. Grundzüge des Erschließungskonzeptes Das Hintergebirge in seiner ursprünglichen Form bietet die Grundlage für eine ganz neue Art des Fremdenverkehrs: Hier kann man noch tage lang unterwegs sein, ohne einem Menschen zu begegnen; man braucht nur den versteckten Steigen Abb. 23: Herbst im südli chen Hintergebirge. 12 Foto: M. Zierer zu fo lgen, um nach spätestens zwei, ÖKO·L 9 / 4 (1987)

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