Oberoesterreich - Land und Volk

Die Zukunftsaufgaben der Stadt Steyr Von J o s e f W o k r a 1 t Landtagsabgeordneter und Bürgermeister Die Stadt Steyr hat eine lange Geschichte hinter sich. Hat Steyr im Mittdalter und am Aus– gange des Mittelalters wirtschaftlich eine ganz hervorragende Rolle gespielt, so ist die Bedeutung dieser Stadt in der neuen Zeit und vor allem in der neuesten Zeit wesentlich zurückgegangen. Haupt– sächlich drei Momente erklären diese Erscheinung. Eine unglückselige Verkehrspolitik, sodann die A b h ä n g i g k e i t der Stadt von e i n e m Unternehmen und die kurzsichtige Wirtschaftspolitik der früheren Gemeindevertretungen. Man hat seinerzeit den Bahnhof von Steyr abseits vom Hauptverkehr errichtet, indem man die Westbahnlinie über St. Valentin, statt über Steyr führte, wodurch diese an Kunstschätzen so überaus reiche Stadt vom Verkehr förmlich ausgeschaltet worden ist. Heute erst geht man planmäßig daran, die damaligen Fehler allmählich gutzumachen durch A u s b a u v o n A u t o I in i e n, um Steyr in den allgemeinen Verkehr, soweit als möglich, einzugliedern. Es ist dies eine Aufgabe, der die jetzige Gemeindevertretung ihre ganz besondere Aufmerksamkeit widmet und die sie mit dem Aufgebot aller Kraft auch zu lösen gedenkt. In Steyr dominiert seit mehreren Jahrzehnten ein emz1ges Unternehmen, die Österreichische Waffenfabrik, die früher Waffen erzeugte und sich nach dem Zusammenbruch auf die Erzeugung von Autos. die ja in der ganzen Welt bekannt sind, verlegt hat. Von dem Geschäftsgang dieses Unternehmens, das immer ein Konjunkturunternehmen war und bleiben dürfte, hängt das \Vohl und Wehe der gesamten Bevölkerung ab. Dies ist natürlich ein wirtschaftlich beklagenswerter Zustand. Es gehört daher zu den vornehmsten Aufgaben der gegenwärtigen Kommunalpolitik, die Stadt alll der alleinigen wirtschaftlichen Abhängigkeit von diesem Unternehmen allmählich dadurch zu be– freien, dafi die Gemeinde selbst, wenn es sein mufi, unter eigenen Opfern andere Industrien heran– zieht, solchen Industrien Grund und Boden zu günstigen Bedingungen zur V crfügung stellt und wenn nötig. auch für eine Reihe von Jahren Steuererleichterungen gewährt"' ). Die Voraussetzllllgen zur Realisierung dieser Aufgaben sind sehr günstig. Durch eine vernünftige Bodenpolitik der letzten Jahre hat die Gemeinde Steyr grofie Grundstücke erworben, die zur Errichtung von Industrien ge– eignet sind. Die Gemeinde verfügt ferner über eine stattliche Anzahl ehemaliger militärischer Objekte, wie Reitschulen, Magazinsgebäude, Stallungen usw., die sich nach dem fachmännischen Gutachten •) Siehe Anzeige im Anhang. 195

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