Das Handelsbuch des Budweiser Eisenhändlers Nikolaus Bartlme 1560-1568

114 Zdenek S i m e c e k bindung mit Städten außerhalb Böhmens wurden Voraussetzungen geschaffen, die darin gipfelten, daß sich in Budweis schon in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts das deutsche Element in der Stadtverwaltung und den Bürgerfamilien durchsetzte . In den übrigen südböhmischen Städten - in Wodnian, Pisek und selbstverständlich auch in der von den Hussiten gegründeten Stadt Tabor - erfolgte diese Entwicklung erst nach der Schlacht auf dem Weißen Berg. Editionsgrundsätze142 Das Geschäftsbuchwird im Bezirksarchiv C. Budt'.!jovice, Bestand Stadtarchiv, unter Signatur II B 13 aufbewahrt. Nikolaus Bartholomäus (Nicolaus Bartlme), genannt Weinprenner, unterfertigte die einleitenden Passagen zweifellos mit eigener Hand. Wenn dem so ist, dann erlaubt die Analyse der Schrift im Geschäftsbuch die Feststellung, daß er die Eintragungen bis zum Jahre 1565 ausschließlich selbst durchführte, wogegen sich in der folgenden Zeit ein Helfer an der Führung des Buches beteiligte. Daneben finden sich vereinzelt auch Eintragungen, die durch Geschäftspartner von Bartholomäus getätigt worden sind. Nikolaus und auch sein Helfer führten das Buch in einem Deutsch, das den Charakter der gesprochenen Sprache aufweist. Eine Sprachanalyse wird wahrscheinlich individuelleUnterschiede zwischenNikolaus und seinemHelfer (vermutlich Sebald) nachweisen und darauf fußend vielleicht eine unterschiedliche Herkunft der beiden Schreiber feststellen. Bei Nikolaus kann die Herkunft aus Budweis mit großer Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden. Ein Philologe, der sich mit der Sprache des Geschäftsbuches beschäftigen wollte, müßte auch den Einfluß der vorangehenden Schriftlichkeiten bedenken, das heißt der Lieferzettel, die die Grundlage für das Verzeichnis der gelieferten Waren bildeten. Diese Zettel wurden von Geschäftspartnern aus Freistadt ausgestellt, doch auch hier müßte man sich die Frage stellen, ob diese auch tatsächlich aus Freistadt stammen. Für den Herausgeber ist die Antwort auf die sprachlichen Fragen vor allem dort wichtig, wo sie die Editionsgrundsätze beeinflussen könnten. In unserem Falle geht es deshalb darum, einen Zusammenhang zwischen der Phonetik der Notiz und der Orthographie der Eintragung zu suchen. Und hier können wir zwischen den Eintragungen von Nikolaus und denen seines Helfers gewisse Unterschiede feststellen. 142 Ich erachte es als eine angenehme Pflicht, den Mitarbeitern in den südböhmischen Archiven, insbesondere dem Direktor des Bezirksarchives in Budweis Dr. Vlastimil Kolda, für die liebenswürdige Bereitwilligkeit, mit der sie mich bei meinen Studien unterstützt haben, zu danken . Mein Dank gilt ebenso dem Oberösterreichischen Landesarchiv für die Bereitschaft zur Veröffentlichung sowie für die redaktionelle und drucktechnische Betreuung. Nicht zuletzt bin ich meinem Freunde Prof. Emil Puffer für die Übertragung des einleitenden Textes ins Deutsche und für seine Hilfe bei der Besorgung weiterer wissenschaftlicher Informationen zu Dank verpflichtet.

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