Das Handelsbuch des Budweiser Eisenhändlers Nikolaus Bartlme 1560-1568

38 Zdenek S i m e c e k geschah in Budweis und Fischer anerkannte eine Schuld im gegenseitigen Geschäft. Er versprach, diese Schuld mit der Lieferung neuer Ware auszugleichen.32 Aus dieser Eintragung läßt sich nicht eindeutig schließen, daß Nikolaus Bartlme nicht mehr am Leben war. Wir wissen, daß Ursula im Geschäft mittätig war und gelegentlich Waren übernahm und Gelder auszahlte. Gesamtabrechnungen tätigten jedoch die Geschäftspartner bis zu dieser Zeit ausschließlich mit Nikolaus. Die Abrechnung mit Fischer spiegelt daher vermutlich eine neue Realität wider. Vielleicht war Nikolaus schwer erkrankt und unfähig, seine Geschäfte zu führen, aber auch sein Ableben kann nicht ausgeschlossen werden.33 Es fällt weiter auf, daß Anfang 1567 am Jahrmarkt in Freistadt an seiner Stelle ein Bruder von Nikolaus mit Geldbeträgen bezeugt ist; dessen Name wird nicht angeführt . Bei den Eintragungen im Geschäftsbuch wird die Ichform beibehalten, so daß nicht zu entscheiden ist, wer die Weisungen hiezu erteilt hat. Mit Sicherheit läßt sich nur feststellen, daß die Geschäfte weitergeführt wurden; an ihnen beteiligte sich Sebald, der schon früher bezeugte Helfer von Nikolaus. Nach 1566 wurden die Geschäftsaktivitäten eingeschränkt und es traten dafür Urgenzen von vorfinanzierten Warenlieferungen bei alten Lieferanten in den Vordergrund. Es verblieben deren zwei. M. Kirchmaier hat seine letzte Warenlieferung am 13. März abgefertigt, E. Attl am 13. April 1568. Das Geschäftsbuch wurde danach nicht mehr als Wareneingangsbuch weitergeführt und wurde abgeschlossen. Das Geschäftsbuch von Nikolaus Bartlme bezeugt, daß der Handel mit Eisen im Jahre 1568 aufgehört hat. Indirekt beweisen dies auch Fakten aus dem Leben der Witwe Ursula. Die Insolvenz der Ursula Weinprennerin, wie sie sich nunmehr nennt, zeigt die Verpfändung eines silbernen, vergoldeten Gürtels mit Verschnürung an Dorothea, Witwe nach Stefan Mülner im untertänigen Dorf Vierhöf. Dieses persönliche Eigentum verpfändete sie um 9 Schock.34 Im Jahre 1578 verkaufte Ursula das Haus in der Priestergasse, einstmals im gemeinsamen Eigentum mit Nikolaus, an Georg Tark um 450 Schock. Im Haus war unter anderem ein Himmelbett (Spannbett) und ein Harnisch, der früher sicherlich Nikolaus gehörte.35 Ursula verkaufte dieses Haus als Alleineigentümerin, was den Schluß zuläßt, daß sie mit Nikolaus keine Kinder hatte. Eine Eintragung im Geschäftsbuch belegt, daß Nikolaus einen Bruder hatte, dessen Namen wir nicht kennen. Es fehlen daher die Indizien, die es erlaubten, ihn mit 32 Edition, 148 33 So meinte auf Grund der Feststellung, daß Nikolaus nach dem J. 1566 nicht mehr als Mitglied des Stadtrates erwählt wurde, Jaroslav Kubak, Mestska rada Ceskych Budejovic, 113 34 Dorothea hat über das Pfand im Testament aus dem J. 1571 ausgesagt. Liber I testamentorum, Sign. I b 17, f. 174'-176 35 Kaufvertragsbuch 1531-1615, Sign. III a 14, f. 212. Jaroslav Kubak, Topografie mesta Ceskych Budejovic, 286 spricht durch Versehen über Ursula Weinsponner als Verkäuferin. Weinsponner steht auch im Namensverzeichnis.

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