Das Handelsbuch des Budweiser Eisenhändlers Nikolaus Bartlme 1560-1568

Handelsbuch des Nikolaus Bartlme 107 vermerkt, war sicherlich außergewöhnlich hoch. Der direkte Einkauf von Eisen in Freistadt durch Budweiser metallverarbeitende Handwerker war ebenfalls nicht ungewöhnlich. Lassen wir ältere, den Handelsaktivitäten des Nikolaus vorangehende Belege beiseite, so können wir belegen, daß zu gleicher Zeit wie Nikolaus auch der Klingenschmied Jakob Raben große Mengen von Stahl in Freistadt eingekauft hat. Im Testament von 1560 bezeugt er nämlich Schulden in der Höhe von 439 Schock gr. zugunsten von Gabriel Burger.116 Es ist anzunehmen, daß er den Stahl für seine eigenen Bedürfnisse gekauft hat. Die Handwerker in Budweis verarbeiteten allerdings nicht nur steirisches Eisen. In der unmittelbaren Umgebung der Stadt beim DorfHlinz wurde Eisenerz abgebaut und in der städtischen Schmelzhütte geschmolzen. In der Mitte des 16. Jahrhunderts waren in Budweis zwei Hammerwerke in Betrieb. In der Zeit, als sich der Silberbergbau bei Rudolfstadt ausweitete, hatten die Hammerherren viel Arbeit. Die Ausrichtung der Erzeugung entsprach wahrscheinlich der Nachfrage. Im städtischen Hammerwerk wurden unter anderem Stangeisen, Schaufeln, verschiedene Werkzeuge und Beschläge erzeugt. Im Jahre 1543 verzeichnete die Stadtkasse einen Ertrag vom Hammerwerk in der Höhe von 223 Schock Meißner. 117 Über die Qualität des Eisens können nur Vermutungen angestellt werden. Unter den Hammerherren gab es wahrscheinlich auch erfahrene Meister. Im Jahre 1563 hat Bart! Kobinger aus Rottenmann der Stadt seine Dienste angeboten; er kam also aus einem bedeutenden Zentrum des Eisenwesens. 118 Es läßt sich jedoch auch ein Beweis der Unzufriedenheit anführen. Der Hammerherr Ruprecht Masthauser beschwert sich 1543 im Eisenregister: "Wer da dient gemain dem vilkopfigen th/ierl, dem wirdt gar wenig dankh und Ion darlbiet/". 119 Eine Analyse des sogenannten Alcavala-Registers, in dem zu Steuerzwecken der Verkauf von Waren in der Stadt in der Zeit vom 31.8.1534 bis 14.3.1535 vermerkt ist, erlaubt die Feststellung, daß etwa 60 % an steirischem und 31 % an einheimischen Eisen auf den Markt gelangten.120 Auf unsicherem Boden befinden wir uns jedoch bei der Beantwortung 116 Abteilung Testamente, ad a. 1560 117 Frantisek Kavka, Mestske hospodarstvi Ceskych Budejovic v letech 1496-1570 (Das Haushaltswesen der Stadt Budweis in Jahren 1496-1570). In: Jihocesky sbornik historicky 34, 1965, 40 f. Siehe auch Reinhold Huyer, Aus Alt-Budweis 118 Chronologisch geordnete Registratur, Akten 1563 119 Abteilung Stadtbücher, Sign. XV d 78 12° Frantisek Kavka, Tndni struktura Ceskych Budejovic, 146 . Über böhmisches Eisenwesen zusammenfassend Jan Koran, Stare ceske zelezarstvi (Die alte Eisenindustrie in Böhmen) und kollektive Arbeit Dejiny hutnictvi zeleza v Ceskoslovensku !.Od nejstarsich dob do pnlmyslove revoluce (Geschichte des Eisenhüttenwesens in der Tschechoslowakei 1. Von den ältesten Zeiten bis zur industriellen Revolution), Praha 1984 und Zdenek Jindra, Zur Geschichte der Eisenerzeugung in Böhmen im 16. und 17. Jahrhundert. In: Schwerpunkte der Eisengewinnung und Eisenverarbeitung in Europa 1500-1650, Köln - Wien 1974, 264-284. Über Eisengewerbe siehe Siegfried Sieber, Eisengewerbe in Schlesien, Sachsen, Thüringen, Böhmen und in der Oberpfalz, ebenda, 241-263

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