Das Handelsbuch des Budweiser Eisenhändlers Nikolaus Bartlme 1560-1568

68 Zdenek S i m e c e k möglich, daß dem dortigen Fuhrmann Paidl (Pair!) das individuelle Primat zukommt. Im Buch wird er sehr häufig ohne Taufnamen angeführt, und es ist fraglich, ob er mit Hans Paidl identisch ist. Gemeinsam mit diesem Paidl - bzw. mit beiden - wird ein Sohn von Paidl und ein Georg Paidl genannt. Jedenfalls unternahmen Mitglieder dieser Fuhrmannsfamilie in der Zeit von 1560 bis 1568 insgesamt 97 Fahrten von Freistadt nach Budweis, wobei ihre Wagen mit insgesamt 673 q Eisen und Stahl beladen waren. Ein großer Anteil am Transport fiel weiteren Fuhrleuten aus Leopoldschlag zu, nämlich Hans Wiertl, dem großen Mathes und seinem Sohn sowie Veit! Lehner samt Sohn. Die Fuhrleute von Leopoldschlag verfrachteten 28,58 % der gesamten Waren. Umfangreichere Transportleistungen brachten auch Fuhrleute aus Wullowitz auf der österreichischen und Reichenau auf der böhmischen Seite. Es handelte sich aber um einen verhältnismäßig geringen Anteil, der, das ganze Dorf bzw. Markt zusammengenommen, die Aktivitäten von Paidl, Saumer, Mathes, Lehner oder Wiertl bei weitem nicht erreichte. Bei Fuhrleuten, deren Wohnort nicht angegeben ist, zeigt lediglich Benedikt Pudtschekl eine den Fuhrleuten aus Leopoldschlag vergleichbare Aktivität. Zu den Fuhrleuten aus Leopoldschlag sind noch solche aus Pramhöfen hinzuzuzählen. Aus diesem Ort waren Nepl und Kristoff mit Warentransporten für Freistädter Kaufleute beschäftigt. Der Fuhrmann Kristoffbrachte 83 q Waren nach Budweis und nimmt somit ebenfalls einen der vorderen Plätze unter den Fuhrleuten ein. Bei den meisten Lieferungen ist nicht ausdrücklich angeführt, wieviel Fuhrwerke zum jeweiligen Transport notwendig waren. In einigen Fällen ist jedoch die Anzahl der Fuhrwerke angemerkt, weshalb sich hier das durchschnittliche Ladegewicht feststellen läßt. Nachdem wir wissen, daß 75 Fuhrwerke mit 675,24 q Eisen und Stahl beladen waren, gelangen wir zum Schluß, daß der Fuhrmann im Durchschnitt mehr als 9 q pro Wagen transportiert hat. Zur gewichtsmäßig feststellbaren Ware sind nämlich nicht gewogene Eisenerzeugnisse (Nägel, Werkzeug, Schweißeisen) hinzuzuzählen, die üblicherweise in Fässern verschickt wurden. Das Ladegewicht war überdies von der Jahreszeit und vom Wetter abhängig. Die höchsten Ladegewichte sind im Frühjahr (12,09 q) und im Winter (9,08 q) belegt, niedrigere in den Sommermonaten (8,85 q) und die niedrigsten im Herbst (7,71 q). Das Gewicht der Eisenladungen überstieg das durchschnittliche Gewicht jener mit Salz, das sich zwischen 6,86 q und 7,12 q bewegte. Beim Salztransport erwiesen sich die Wintermonate als die stabilsten, als die Wagen im Durchschnitt mit 7,8 bis 8,1 q Salz beladen wurden.86 Auf die Frage, was die Fuhrleute dazu brachte, ihre Wagen schwerer mit Eisen als mit Salz zu beladen, ist die Antwort in den Möglichkeiten zu suchen, die die Spezialisierung mit sich gebracht hat. Bei einigen imGeschäftsbuch erwähnten Fuhrleuten ist vorauszusetzen, daß die Spedition ihren Haupterwerb darstellte. Der Transport von Salz war bei weitem nicht derart konzentriert, es beteiligten sich daran 86 Ebenda, 226

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