Das Handelsbuch des Budweiser Eisenhändlers Nikolaus Bartlme 1560-1568

64 Zdenek S i m e c e k baren Preisen zu finden. Ausschlaggebend waren dabei die Nachfrage nach steirischem Eisen und Stahl in böhmischen Städten und die von Nikolaus an den Tag gelegte individuelleGeschäftsaktivität. DerGewinnwar selbstverständlichvomUmfang der abgeschlossenen Geschäfte abhängig. Im Buch sind Eisen- und Stahllieferungen aus Freistadt im Wert von 14.917 f1 belegt. Weitere Lieferungen müssen hinzugezählt werden, bei denen der Preis nicht angeführt ist. Schätzungsweise gelangten wir zu einer Gesamtsumme von rund 16.000 fl. Es handelt sich um eine Summe, die ungefähr das Vierzigfache des Verkaufspreises des Hauses beträgt, das Nikolaus in der Priestergasse besaß. Im Vergleich mit den Forderungen für Eisen und Stahl sind Zahlungen für Talg nach Freistadt als unbedeutend zu bezeichnen. Talg gehört anscheinend zur Ware des Lebensmittelhandels und wir würden es daher eher unter den böhmischen Ausfuhrartikeln suchen. Aus dem metallurgischen Handbuch Speculum juris metalici oder Berg-Rechts-Spiegel des Sebastian Span (Dresden 1698) erfahren wir jedoch, daß Talg ein integrierender Bestandteil des Metallhandels war. Es war ein Rohstoff, der unter Tage zur Beleuchtung diente. Deshalb wird auch Nikolaus Bartlme mit dieser Ware gehandelt haben. Überraschen kann nur die Tatsache, daß der Talg von Freistädter Händlern nach Budweis geliefert wurde. Nikolaus kaufte ihn bei P. Geißenheimer ein; in den Jahren 1561-1563 waren es insgesamt 955 Pfund zu einem Preis von 55 f1 6 ß 28 den. Die Eintragungen im Geschäftsbuch geben keine Auskunft darüber, wem Nikolaus den Talg weiterverkaufte, es ist aber anzunehmen, daß er Bergleute der Budweiser Silberbergwerke belieferte. Das Geschäftsbuch des Nikolaus Bartlme ist nicht nur eine wichtige Quelle für die Geschichte des Handels mit österreichischem Eisen. Die darin enthaltenen Angaben geben Zeugnis über Beziehungen, die zwischen Einfuhr und Ausfuhr bestanden.Die intensiven Kontakte des Nikolaus mit Freistädter Händlern im Eisenhandel führten zu Handelsaktivitäten aufdem Gebiet des Exports traditioneller Artikel aus Südböhmen. Im geringeren Maße handelte Nikolaus auch mit Waren, die vermittels des Fernhandels aus den Ländern der Hanse nach Budweis gelangten. Im Zusammenhang mit der Entfaltung des Berg- und Hüttenwesens in Oberösterreich und in der Steiermark entstand in den dortigen Städten eine größere Konzentration der Bevölkerung, so daß diese nicht mehr der Lebensmittelproduktion in diesen gebirgigen und wenig fruchtbaren Gegenden entsprach. Es ist bekannt, daß sich die böhmischen Länder zu den bedeutendsten Vorratskammern an Lebensmitteln für diese Gegenden entwickelten. In das Gebiet von Steyr und weiter in die Steiermark kamen aus Böhmen Fische, Getreide, Schmalz, Bier, Malz, Topfen, Käse und andere Lebensmittel. Auch billige böhmische Tuche fanden in den Städten Oberösterreichs und der Steiermark guten Absatz. Über Böhmen und Mähren

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