Das Handelsbuch des Budweiser Eisenhändlers Nikolaus Bartlme 1560-1568

54 Zdenek S i m e c e k und ein anderer Budweiser Bürger Klement (1,62 q) geliefert hatten. Sorte und Preis des von Nikolaus gelieferten Eisens werden nicht angegeben.67 Nikolaus Bartlme war bestrebt, Abnehmer auch außerhalb der Stadtmauern zu finden. Selbstverständlich werden wir über einzelne Fälle nur nebenbei informiert, denn Nikolaus führte keine Aufschreibungen über seine Abnehmer. Im Zusammenhang mit dem Diebstahl von einer Bürde Eisen erfahren wir, daß es sich um eine Lieferung für den Bäcker Vavra handelte.68 In einem anderen Fall ist belegt, daß Freistädter Händler das Eisen direkt an Bürger südböhrnischer Städte auslieferten. So übernahm Nikolaus im Jahre 1561 vom Kaufmann Mathes Luksi aus Tabor einen Betrag von 3 Talern für ein Zentner Blech, das von P. Geißenheimer geliefert wurde . Geißenheimer hatte auch Forderungen in Pisek, einer weiteren westböhmischen Stadt, was beweist, daß er mit den dortigen Kaufleuten ebenfalls direkte Handelsbeziehungen pflegte. Ob sich diese Forderungen aus dem Eisenhandel ergeben haben, ist jedoch nicht bekannt. Vornehmlich sind aber Lieferungen von Freistädter Kaufleuten an Händler in den Prager Städten nachzuweisen. Einen direkten Handel mit Prag betrieben E. Attl, P. Geißenheimer und M. Kirchmaier. Im Jahre 1562 verschiffte E. Attl versuchsweise das Eisen auf der Moldau von Budweis nach Prag. Auf Anordnung Kaiser Ferdinands wurde ihm hiezu ein Salzschiff zur Verfügung gestellt. Transportkosten und Mauten waren jedoch von Attl zu bestreiten.69 Ebenfalls auf dem Wasserweg transportierte 1566 P. Geißenheimer Eisen nach Prag, wie eine Eintragung im Geschäftsbuch besagt. Aus einem weiteren Vermerk geht indirekt hervor, daß auch M. Kirchmaier für seine Eisenlieferungen den Wasserweg benutzte. Wie im Falle Geißenheimers handelte es sich um eine Wagenladung Eisen; diesmal wurde die Ware per Achse bis nach Moldautein gebracht. In beiden Fällen kann keinesfalls von einem Handel en detail gesprochen werden.70 Auf Grund des 67 Liber I testamentorum, Sign. I b 17, f. 76. Falls die Verhältnissse ähnlich jenen waren, wie sie in Freistadt das Register des Amtmannes am Eisenmarkt des Innerberges W. Höring ausweist, galten im Jahre 1543 in Freistadt unterschiedliche Preise für Eisen bei Barverkauf, beim Verkauf an Schmiede (wahrscheinlich auf Kredit) und beim Verkauf nach Böhmen. Beim Stangeisen sind die Preise für eine Bürde angegeben: 17 ß, 17 1/2 ß und 18 ß. Siehe Stadtarchiv Freistadt, Akten, Schachtel 30. Über die Geschäftspraktiken der Kaufleute aus Böhmen beim Eiseneinkauf in Steyr und Freistadt geben die Beschwerden der Freistädter vom 19.August 1559 Auskunft. Zitiert bei Ignaz Maade, Freistadts Handelsgeschichte, 1882, 135 68 Die Lieferung ist in die Umgebung von Wodnian lokalisiert, jedoch über Vavra Bäcker wissen wir nichts. Siehe Vaclav Mostecky, Dejiny byvaleho kralovskeho mesta Vodnan (Geschichte der ehemaligen königlichen Stadt Wodnian), Bd. 1, 1940 69 Die Auskunft lesen wir bei Franz Seraphin Seyser und Franz Xaver Illing, Kurz gefaßte Chronik der Kreisstadt Budweis, 103. Den Beleg zitiert Vladimir Scheufler, Voroplavba na Vltave v obdobi predbelohorskem (Die Flößerei auf der Moldau in der Zeit vor der Schlacht auf dem Weißen Berg), in : Ceskoslovenska etbnografie 5 (1957) 20. Gleichzeitige Abschrift des Mandats in chronologisch geordneter Registratur, Akten 1561. Siehe Zdenek Simecek, Der Salztransport an der Moldau , 232-233 70 Geißenheimerbeförderte aufdemWasserwege 20 ZentnerScharschachstahl, Kirchmaier schickte einen Wagen mit Eisen nach Moldautein. Der Eisenhandel im Detail ging nicht über 2-3 Zentner.

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