Das Handelsbuch des Budweiser Eisenhändlers Nikolaus Bartlme 1560-1568

52 Zdenek S i m e c e k In den Eintragungen stoßen wir zwar schon im Jahre 1560 auf seinen Namen, aber erst ab 1564 kann man von regelmäßigen Beziehungen und wahrscheinlich auch von einer engerenZusammenarbeit sprechen, die aberwieder mit Kirchmaiers Interessen am Prager Absatzgebiet zusammenhing.M. Kirchmaier hatte veiwandtschaftliche Verbindungen zu dem Altstädter Bürger Valentin Kirchmaier, der nicht nur mit Eisen handelte, sondern als Besitzer von Hammeiwerken in der Umgebung Prags auch als Unternehmer in der Eisenindustrie auftrat.62 Valentin Kirchmaier unterhielt Geschäftsbeziehungen zu Freistädter Kaufleuten bis zu seinem Ableben (+ 1594), sein Partner war damals Wolf Seethaler.63 Aus den Freistädter Quellen ist nicht zu ersehen, daß der Grund für die Schwankungen des Eisenhandels in den Jahren 1560-1568 in individuellen finanziellen Schwierigkeiten der Lieferanten zu suchen wäre. Die im Geschäftsbuch belegten Freistädter Kaufleute gehörten zum wohlhabenden Patriziat, wenn auch nicht ausgeschlossen ist, daß einige von ihnen stark verschuldet waren. Bei anderen wieder ist eine Verschuldung auszuschließen.64 Es scheint somit, daß eine Erklärung eher in einem grundsätzlichen Wandel bei der Kreditierung des Eiseneinkaufes zu suchen ist. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ist bei den Steyrer Eisenhändlern ein Übergang von Geschäften auf Kredit zu solchen gegen Darlehen oder Anzahlungen festzustellen.65 Aus dem von Nikolaus mit E. Attl geführten Saldo ist ersichtlich, daß der ursprüngliche Kredit, den Bartlme bei Attl hatte, nach und nach ebenfalls durch eine Beziehung ersetzt wurde, die auf der Bezahlung eines hohen Pfandschillings und nach Abschluß der Lieferung auf einem raschen Ausgleich der Restsumme gegründet war. Zu Beginn des von uns auf Grundlage des Geschäftsbuches verfolgten Zeitraumes wurde Nikolaus auch von P. Geißenheimer ein großzügiger Kredit gewährt. Durch das bedeutende Absinken des Anteils dieses Hauptlieferanten nach 1563 am Handel mit Freistädter Eisen wurden zweifellos bedeutende Ansprüche auf die Zahlungsfähigkeit des Budweiser Kaufmannes gestellt, soferne sich dieser zum Ziel setzte, die Lieferungen in bisheriger Höhe zu halten. Kleine Lieferanten forderten eben eine schnellstmögliche Bezahlung. Die Angaben im Geschäftsbuch erlauben die Frage, an welchen Sorten des steirischen Eisens Nikolaus Bartlme interessiertwar. Gewichtsmäßig stellt das Stangeisen 62 Über das Eigentum von V. Kirchmajer siehe Josef Janacek, Dejiny obchodu v predbelohorske Praze (Geschichte des Handels in Prag vor der Schlacht auf dem Weißen Berg), Praha 1955, 302 63 Archiv der Stadt Prag, Handschriften Nr. 1073, f. 289'. Seethaler wurde im Kirchmajer's Inventar als Gläubiger bezeichnet. Weitere Gläubiger waren Hans Los aus Nürnberg, Wolf Pauemfeyndl aus Salzburg, Hans Super aus Venedig und Linhart Wasserpekk aus Linz. Los und Paurnfeyndl haben ihre Forderungen·,bekräftigt. Super, Wasserpekk und Seethaler sollten ihre Rechnungen vorlegen. 64 P. Geißenheimer gehörte im J. 1572, als er gestorben ist, zu hoch verschuldeten Bürgern . Siehe Georg Grüll, Die Bevölkerung, 35 65 Über den Handel mit steirischem Eisen in der Legstadt Krems siehe Eleonore Hietzgern, Handel der Doppelstadt Krems - Stein von seinen Anfängen bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges, phil. Diss. Wien 1967, 264 f.

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