Das Handelsbuch des Budweiser Eisenhändlers Nikolaus Bartlme 1560-1568

48 Zdenek S i m e c e k Eine etwas andere Rolle spielte das Geschäftsbuch mit seinen Eintragungen jener Waren, die Nikolaus den Geschäftspartnern als Gegenleistung anstatt des Bargeldes übersandte. In so einem Fall ist anzunehmen, daß er die Warenliste, wie wir sie dem Buch entnehmen können, aufeinen Zettel schrieb, ähnlich jenen, die die Eisenlieferungen von Freistadt nach Budweis begleiteten. Der Zettelinhalt war im Buch vermerkt, um zu wissen, was er dem Partner schickte, um die richtige Übernahme der Waren kontrollieren und den verlangten Preis hiefür fordern zu können. Abschließend muß die Vermutung ausgesprochen werden, daß sämtliche Angaben auf der Ausgabenseite mit jenen der Einnahmenseite in direkter Beziehung standen und bei der Gegenüberstellung der Aktiva und Passiva im gegenseitigen Geschäft eine bedeutende Rolle spielten. Indirekt haben sie wahrscheinlich auch die Preiskalkulation sowie die gemeinsame Abrechnung beeinflußt. Mit der unterschiedlichen Aufgabe der Eintragungen in den Abschnitten der Einnahmen und der Ausgaben hängt das Durchstreichen der Eintragungen zusammen. Im Einnahmensaldo wurden regelmäßig alle Eintragungen einer Seite durchgestrichen. Offensichtlich war es nicht mehr nötig, zu den einzelnen Posten zurückzukehren, denn durch das gemeinsame Abrechnen haben sie ihre Bedeutung als Einheit verloren. Dies stimmt auch mit der Tatsache überein, daß im jüngsten Teil des Handelsbuches Eintragungen über Eisenlieferungen in der zweiten Hälfte des Jahres 1567 und am Beginn des nachfolgenden Jahres nicht durchgestrichen sind. In diesem Zeitraum ist nur die Abrechnung mit E. Attl bekannt, die im Dezember 1567 erfolgte. Die in diesen nicht durchgestrichenen Eintragungen festgehaltenen Geschäfte können als offen betrachtet werden. In früheren Zeiten finden sich nicht durchgestrichene Eintragungen nur dort, wo auch durch Verhandlungen die Frage nicht geklärt werden konnte, ob Nikolaus auch jene Waren bezahlen soll, die er entweder überhaupt nicht oder nicht in der vereinbarten Menge erhalten hatte.53 Im Ausgabenabschnitt wurden die Eintragungen im Zusammenhangmit Verhandlungen bei der gemeinsamen Abrechnung ebenfalls durchgestrichen. Dies geschah aber nicht en bloc, sondern öfter in kleineren Gruppen der Eintragungen oder auch einzeln. Nicht durchgestrichen blieben Angaben im Zusammenhang mit dem Empfang von Waren, über deren Bezahlung Zweifel bestanden. In solchen Fällen blieb der Grund der Zahlung unsicher. Das Durchstreichen der Eintragungen hängt mit der Art und Weise der Abrechnung zusammen und sagt nichts aus über die Gültigkeit oder Ungültigkeit, Kompetenz oder Inkompetenz des Rechnungsbeleges . Es ist eher als ein Ausdruck eines formellen Buchhaltungsvorganges anzusehen, der jene Partien des Buches, zu denen man nicht zurückkommen brauchte, von jenen trennte, die man erst abrechnen mußte . s, Undurchgestrichen blieb der Eintrag auff. 41'. Für die Interpretation des Zahlungseintrages ist die Anmerkung entscheidend, daß Eisen dem Lieferanten G. Buergerbezahlt wurde. Weitere nicht durchgestrichene Einträge auff. 50, 59 betreffen die strittigen Lieferungen, die Landshuetter realisieren sollte . So steht es auch mit Lieferungen von Scherhakl (f. 63) und Kirchmaier (f. 71).

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