Neue Revue vom 26. April 1956

Redakteur Walter Pause erzählt seine schönsten Eindrücke von dem Märchen, das das Leben schrieb als Bischof Barthe sie vor der Trauung ermahnte, dem Prinzen eine gute Frau zu sein. Man mu8 gese– hen ha_ben, da8 nicht Ex-König Faruk und die trotz hochmütl~er Absagen In Massen erschienene Pro– minenz die Hauptrollen In dieser Miirchenhochzelt 1plelten, sondern das in aller Offentllchkelt einsame Paar Grace-Ralnler. Es war rührend zu sehen, wie ,le sich gegen die Ubermächtlge „publlclty" durch- setzten und dabei alles falsch machten. Richtig war nur, und das merkten alle Menschen, da8 hier ein Paar zusammenkam, das sich aus tiefster Neigung fand und nicht, weil die Braut eine vergiitterte Fllm– kiinlgln und der Briiutigam der lente absolute Souveriin Europas ist. Mehr als 1000 Reporter aus der ganzen Welt waren gekommen, um den „grii8- ten Hochzeitsrummel aller Zeiten" zu sehen: sie sahen alle mehr, sie erlebten die Hochzelt zweier Hebender Menschen, wobei der eine zufiilllg die 26Jiihrlge Fllmschausplelerln und Baumelsteratochter Grace Kelly und der andere der aus altem Ge– schlecht stammende Prinz Ralnler III. von Monaco war. Die Braut war unvergleichlich schiin, der Briiu– tigam ernst und würdevoll. Die Hochzeit erfüllte einen _Traum, den MIiiionen lebenslang triiumen. Die schönste Geste sah ich auf der großen Garden-Party, die das Brautpaar für die 2455 Monegassen im Sdiloßpark gab. Als Grace unter den Tausenden von ~esche~ke_n, di 7 man !h~ überrei~te,_einen ~äfig mit zwei Tauben entdeckte, gab sie den Tieren sofort die Fre1he1t. Prmz Ram1er und die Jugendllchen Spender schauten zuerst sehr verblüfft drein, aber als Grace sagte, sie werde den Monegassen auch das Absdiießen von lebenden Tauben abgewöhnen, verstand man die Tierfreundin und verzieh ihr sofort. Das schiSnste Geschenk, das die Braut für REVUE-Chefreporter Benno Wundshammer bereit hatte, war dieses Lächeln im Schloßpark, als ihr die Mone– gassen huldigten. Es bedeutete das Ende des viertägigen .Journalisten-Krieges • , den die allzu große Zurückhaltung der fürstlicben Verwaltung hervorgerufen hatte. Das große Glück hatte das junge Paar über Nacht zur Nachsicht verführt. -

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