Maturazeitung HTL Steyr NV 1982

Ein Internatszögling schreibt an seine Eltern Liebe Eltern, ich schreibe Euch, damit Ihr wißt, daß ich noch lebe. Ich schreibe langsam, da.ich weiß, daß Ihr nicht schnell lesen könnt. Stellt euch vor, in unserem Zimmer haben wir sogar eine eigene Waschmaschine, Ich tat k Paar Socken-und 2 Unterhosen hinein und zog an der Kette, aber ich habe meine Sachen bis heute nicht wiedergesehen. Letzte Woche hatte es nur 2 x geregnet. Zuerst 3$ dann k Tage, Letzten Dienstag sind wir alle gegen Blutwurst geimpft worden. Ich muß jetzt leider Schluß machen, weil mir nichts mehr ein fällt. PS,: Schickt mir bitte Geld!!!! Antwortbrief der Mutter Lieber Sohn, ich schreibe Dir auch, damit Du weißt, daß wir auch noch leben. Ich schreibe schneller, da ich weiß, daß Du nicht viel Zeit zum Lesen hast, Falls Du vielleicht wieder einmal nach Hause kommst, wirst Du unsere Wohnung nicht wiedererkennen. Wir sind nämlich umgezogen. Dein Vater hat eine neue Arbeit,.sie gefällt ihm sehr gut. Er hat 500 Leute unter sich. Er mäht den Rasen auf dem Friedhof, Deine Schwester hat ein Baby bekommen. Da wir nicht wissen, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist, wissen wir auch nicht, ob Du Onkel oder Tante geworden bist, Onkel Otto ist in ein Whiskyfaß gefallen und dabei ertrunken. Viele Leute wollten ihm helfen, doch er weigerte sich heftig. Wir ließen ihn verbrennen. Es dauerte 3 Tage, bis wir ihn gelöscht hatten. PS,: Ich wollte Dir noch etwas Geld hineingeben, aber ich hatte den Brief schon zugeklebt. 92

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2