Maturazeitung BRG Steyr Michaelerplatz 1968

Sehr wichtig und Interessant ist auch die hohe Zahl der Schüler, die mehr Turnunterricht für nötig halten.Die zwei oder drei Turn ­ stunden sind sicherlich zu wenig im Vergleich zur Anzahl der Stun ­ den, in denen man gebückt und bei schlechter Luft in den Klassen sitzt.Die niedrigen Sessel und Bänke in den Oberstufenklassen för ­ dern sicher nicht eine gute Haltung der Schüler, Denen,die mehr über Geschichte,insbesondere Zeitgeschichte , hören wollen,sei folgendes gesagt:Erst in der 8. Klasse kann man urteilen ob genug über dieses Thema gesprochen wird.Es kommt hier auch sehr auf den einzelnen Professor an.Leider wird aber gegen Ende des Schuljahres die Zeit immer zu knapp,da die ältere Geschichte zu ausführlich behandelt wurde. Mehr Kunstgeschichte oder Musikunterricht wird hauptsächlich von denen gefordert , die besonderes Talent für eines der beiden Fächer haben.Es ist aber zu bedenken,daß es Schüler gibt,die ein einge ­ strichenes "o" von einem zweigestrichenen mit dem besten Willen nicht unterscheiden können,bzw ., daß sie Dürer und Picasso nur nach der Signatur erkennen können. Was den Musikunterricht betrifft,so glauben wir,daß nicht so viel Wert auf das Erkennen von Themen gelegt werden sollte.Ob man das Seitenthema aus dem zweiten Satz der siebten Symphonie von Antori Bruckner sofort erkennt , hängt doch nur vom Gehör ab.Doch ob man ein schlechtes oder ein gutes besitzt,das kann man sich wirklich nicht aussuchen. Nun noch ein großes Anliegen vieler Schüler: Warum wird an unserer Schule eigentlich nicht Maschineschreiben als Freigegenstand unterrichtet?Auch Kurzschrift wird viel zu viel vernachlässigt.Unserer Meinung nach gäbe es viele,die einige Nachmittagsstunden daran gäben,diese Dinge zu erlernen. Frage 3: Was erwarten Sie sich von der Mittelschule? Der größte Teil der Schüler erwartet sich eine ausreichende , alle Wissensgebiete umfassende Allgemeinbildung,bzw . ein möglichst um ­ fangreiches Allgemeinwissen.Man will aus jedem Fach so viel er ­ fahren,daß man Überall ein bißchen mitreden kann.Ein tieferes Ein ­ dringen in die Materie wird von den Schülern eigentlich abgelehnt. Außerdem soll dieses Wissen die Grundlage für den Beruf nach der Matura oder für das spätere Hochschulstudium sein.Die Mittel ­ schule soll also vor allem auf die Universität vorbereiten.Daraus ergibt sich,daß man das bloße Diktieren in den Stunden ablehnt und das Lernen aus Büchern vorzieht .Denn den meisten Maturanten, die auf die Hochschule kommen,fällt der Übergang doch ziemlich schwer.Die Aufgabe der Mittelschule wäre es also,diesen Übergang so weit wie möglich zu erleichtern und nicht gerade das Gegenteil zu bewirken.Dadurch würde die Zahl derer,die aus diesem Grunde das erste Semester verlieren,wesentlich reduziert werden. Wünschenswert wäre auch,wenn man von den Professoren,die ja alle die Hochschule besucht haben,schon an der Mittelschule einen Ein ­ blick in den Hochschulbetrieb bekäme.In den achten Klassen wäre vielleicht eine Exkursion an eine Hochschule zu empfehlen.Denn dadurch,daß man von den Professoren nur zu hören bekommt:"Ihr werdet es an der Universität niemals schaffen! ” kommt man nicht weiter.Oder soll das eine Aufmunterung zum Weiterstudiom sein? 24

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