Maturazeitung Gymnasium Steyr Michaelerplatz 1919

-18 lagen an ihr? Aschach ad Donau und Enns, über die ver¬ schiedenen Irrtumer aufgeklart, wurde ihm noch eine Frage vor¬ gelegt und zwar wo sich Amphitheater befänden. Nun erzahlte er unter anderem, dass ein Amphitheater in Pola unterhalb von Wien gewesen sei. Nun war das Mass voll und mit dem Entrüstungs schrei 2 er das ist nichts wurde er auf sehen Platz zurückgeschickt. Seinen Kameraden zuflüsternd: Jch habs eh gleich sagt, so fügte er sich wehmütig seinen Schick¬ sal. Schon war Professor Gut auf der Suche nach einem neuen Jndividuum als das Glockenzeichen dem grausamen Spiel ein Ende bereitete. Diesmal verliessen die Schuler, willig und schnell das Klassenzimmer, da der eben fabrizierte Unsinn eingehend be¬ sprochen wurde. Als nach 20 Minuten die Glocke die Schüler wieder in die Klasse rief, beeilten sie sich diesem Rufe zu folgen, denn die folgenden Stunde gehörte der Naturgeschichte und diese zählte zu den interessantesten der Schulstunden Die Schüler wurden da über ganz merkwürdige Geschichten und seltene Naturerscheinungen belehrt, die dadurch, dass sie der Erzähler selbst erlebte ganz besonders an Reiz gewanen. Die Schilderungen der Schwefelgellen dieses Landes übten auf die Sen mer einestiefe Wirkung aus, dass von nun an jede weitere Erzählung über die Verhältnisse dieses Landes mit der treffenden BezeichnungAlbanischer Schwefelbelegt wurde. Ausserdem treiben auch Sandhosen ihr Unwesen in Albanien. Sie hatten es besonders auf die zu Pferd reitenden Forscher abge¬ sehen. Ganz besonders bemerkenswert ist auch ein Ereignis dass sich beim Rückzuge der österreichisch ungarischen Armee im Herbste 1918 abspielte. Die Truppen mussten, bedingt durch ihre eilige Flucht viele wertvolle Sachen dem hart hinterher folgenden Feind überlassen, darunter such eine grosse Zahl vier¬ beiniger Kinder. Weite Graslandschaften des zerklüften Balkans säumen die Strassen ein, auf denen unsere Truppen zurückfkuteten. Durch eine Unvorsichtigkeit der Truppen fiengen diese Graslandschaften Feuer. Die zurückgelassenen Büffel, Ochsen und Stiere, die das Rote lieben, rannten nun direkt in das Feuer hinein. Die den Truppen nachfolgenden Komitatschis hatten es nun gut, sie konnten sich an den gebratenen Büffelkeulen Rostbraten und dgl. guten Fleischspeisen gütlich tun. Nicht nur in Albanien gibt es derart seltene Erscheinungen und Ereignisse, auch in Jndien gibt es solche. Dort sieht man das Wachsen der Bananen. Eines der schauerlichsten Ereignisse soll in Japan vorkommen, dort trifft der Fluss Gang- Te- Kiang zweimal des Jahres aus seinen Ufern. Bei diesen Ueberschwemmungen sollen jedesmal eine halbe Million Menschen zu Grunde gehen Auch in unse¬ schönen Lande Tirol gibt es ganz ungeahnte Naturwunder. Vor Jahren hat dort ein Murkegel eine Ortschaft derart ver t schüttet, dass man nur mehr die Spitze des Kirchturmes sieht All diese Schilderungen sind bei den Schülern so sehr be¬ liebt, dass ihnen die Stunde zumeist viel zu kurz vorkommt. Nun sollte eine Zeichenstunde mit all ihren Reizen den Schluss dieses Vormittags bilden, doch wurde ihnen mitgeteilt, dass der Zeichenunterricht für heute netfällt. Um die Zeit auszunützen wurde beschlossen, eine Schulgemeinde-sitzung abzuhalten Schulgemeinde Auch ein Erfolg des Umsturzes ! Doch vor¬ läufig ist die ganze Sache noch im Werden begriffen, denn recht viel haben die Schüler von all den Herrlichkeiten, die eine Selbstverwaltung mit sich bringt, noch nicht bemerkt, das wird anders werden, wenn die Disziplinarordnung mal geändert sein wird. Auch ein Elternrat soll geschaffen werden, das ist aber noch ganz im Beginne, doch zurück zur Schulgemeindesitzung. Sie ist das selbe im kleinen, wie eine Reichstagsitzung ehemals im grossen war. Nachdem die Sitzung eröffnet war, sollten vor allem die Statuten aufgestellt werden, die dann vom D. V.A. der vorberei¬ tende Ausschuss, nicht zu verwechseln mit deutschösterreichischer iehausstellung dem Vertrauensmanne übergeben werden sollte Nachdem im Klassenzimmer einigermassen Ruhe eingetreten war, wur¬ de mit der Debatte begonnen und og ergriff das Wort. Er fand meistens nur das als richig und gut, was er vorschlug, alles andere verwarf er als unzweckmässig. Er sprach eine ziemliche Weile ganz ungeniert, die Hände in den Hosentaschen, seine

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