Maturazeitung BG Steyr Werndlpark 1990

S.'^ "Nfr mm 0 ^uax>*AZLyt f7<s?s'cd.') Joschis Ersiehung muß uns irgenwann aus der Hand geglitten sein. Da er so klein und zierlich war, konzentrierten sich alle unsere mütterlichen Ambitionen nur auf ihn. Er war der einzige Junge, der bis in unsere innersten Gemächer vordringen durfte. Auf nächtlichen Schikursparties hatte er das Privileg, sich in unseren Kleiderschränken verstecken zu dürfen, wenn eine Razzia der Lehrer drohte. Alle anderen Jungs waren auf dem Balkon der Gefahr ausgeliefert, sich eine Lungenentzündung zuzuziehen. In unserer mütterlichen Fürsorge ließen wir nur eines außer acht: Joschis Männlichkeit. Das hatte schwerwiegende Konsequenzen. Wir drängten ihn in die Rolle "der Schmusedecke", ohne seine naturgemäße Entwicklung zu berücksiohtifjen^. Joschi blieb kein anderer Ausweg, als sich vor uns in finstere Szenerien zu flüchten. Zu spät kam unsere Einsicht. Wir hatten seine folgenschwere Identitätskrise ausgelöst. Was nun folgte war eine schwere Zeit für uns. Er bereitete uns schlaflose Unterrichtsstunden, wenn er wieder nicht in der Schule erschien. Vormittage lang grasten wir alle dunklen Spelunken der Stadt ab. Doch Joschi wollte mit seinen Problemen alleine sein. Nachdem er seine Krise überwunden hatte, kehrte ein veränderter Joschi, jetzt Johannes, in unsere Klasse zurück. Unsere Mütterlichkeit wies er schroff von sich. Irgendwie muß Johannes ein "Mann" geworden sein. Oberösterreichische SS LANDESBANK IIIbÄNR Die gute Hand fürs Geld DIE BANK FÜR DIE OBERÖSTERREICHISCHE JUGEND

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