Eisen- und Stahlschnitt

Stahlschnittkunst / H. Angerbauer zum Altarschrein, dem Tabernakel die Gestalt eines Schreins gab und seine Vorderseite, analog zu den Flügeltüren des Altarschreines,in sechzehn Relief felder auflöste, wobei er die Auflösung noch durch die leicht gewölbte Fläche der Reliefrückwand und die zwischen den Feldern tiefliegenden Profile unterstrich, gelang ihm eine Gesamtkomposition, die den Altar und das neue Tabernakel als eine fast ornamentale Einheit erscheinen läßt. Der eiserne Schrank ist an den Seiten und an der Rückwand mit einer glatten versilberten Messingwand verkleidet. Die Tabernakeltüren sind als geschlossene Relief wand gestaltet. Die zwölf Reliefs sind Kupfertreibarbeit, deren Vergoldung entsprechend dem Grundton des Materials eine rötliche Tönung erhielt; die leicht gewölbte Rückfläche ist aus Messing und mehr ins Gelbe vergoldet; die vier Mittelfelder(Bild 98)mitden Cherubim sind in Gravurtechnik gearbeitet. Der Zusammenklang dieser drei Techniken und die verschiedenen Variationen der Goldfarbe sind für den formalen Reiz des Tabernakels bestimmend. Die goldschmiedische Schmucktechnik fand Verwendung beim Fassen der neun Amethysten, diejedes der vier Mittelfelder begrenzen. Diese vier Mittelfelder tragen als eucharistisches Symbol vier Cherubim, die vor dem Throne Gottes stehen und eine Eigenschaft Gottes, die auch ein besonderes Merkmal der Eucharistie ist, versinnbilden: seine Verborgenheit und Undurchdringlichkeit, die ja die besondere Prüfung des Glaubens an die reale Gegenwart des Flerrn unter den Gestalten von Brot und Wein ist. Anderseits warnt die Herrlichkeit der Cherubim vor der Verharmlosung, die in der Gewöhnung eben an die Verborgenheit unter diesen Gestalten liegt. Die Darstellung dieser Geistwesen, die den eucharistischen Gott anbetend mit ihren flachen Flügeln verbergen, ist von der Symbolkraft der Geheimen Offenbarung inspiriert: Das menschenähnliche Antlitz versinnbildlicht ihre hohe Intelligenz, das Kreisrund des Heiligenscheines ihre unverlierbare Gotteskindschaft, die sich Gott gänzlich unterwirft, und die sechs in drei verschiedenen Gravurtechniken ausgeführten Flügel, die den Eindruck einer ungeheuer schnellen Bewegung erwecken, deuten auf ihre Natur der reinen Geister. Um diese anbetenden Cherubim ordnet das Kraftfeld der Eucharistie die zwölf Apostel, die hier nicht als Abendmahlgemeinschaft gedacht sind, son dern in der fürjeden persönlichen Begegnung mit dem eucharistischen Herrn nach seiner Himmelfahrt. Die Majestas Domini hat sie in die Knie gedrückt, und sie haben selbst ihre Füße entblößt, denn hier ist heiliges Land (Ex 3,5). — Ob seiner Ausdruckskraft auf dem Gebiet der eucharistischen Symbolik wollten wir dieses jüngste Kunstwerk besonders würdigen". Zu dem Satz: „Das menschenähnliche Antlitz versinnbildlicht ihr hohe Intelligenz," ... sind einige Erklärungen notwendig.„Mitdem Begriff des Erkennens steht eine 66

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