Eisen- und Stahlschnitt

Stahlschnittkunst / H. Gerstmayr geschnitten. Wie immer ist die Idee die Seele des Kunstwerkes. Die Gestal tungskraft des Künstlers gebiert sie zu Leben und Form. „In der Mitte des Kreuzes erstrahlt in vollplastischer, ungeschwächter Ausführung das ChristusMonogramm. Es ist das ideale Herzstück des Kunstwerkes ,Abbas Christi agere vices in monasterio creditur'(,Es wird geglaubt,daß der Abtim Kloster Christi Stelle vertritt.'), so lautet das Axiom der klösterlichen Gemeinschaft. Deshalb leuchtet das Christus-Monogramm auf der Brust des Abtes als Leit stern und Mahnung zugleich. Daher rankt sich auch der Zweig, das Symbol der klösterlichen Familie, vom großen Stamm des Ordens des hl. Benediktus genommen, im Pektorale mit seinen Blättern und Früchten um das Mono grammjesu Christi. Von dort erhält die Gemeinschaft;zu ihm geht der Weg. „....,perducatum Evangelii pergamus itinera eius, ...' (... ,unter Führung des Evangeliums seine Wege wandeln...' Vorrede zur hl. Regel.) Daher sind die Enden der Kreuzbalken mit den Symbolen der Evangelien abgeschlossen. Ihr Cottsuchen kann nur aufden Weisungen dieser Evangelien beruhen, die uns den ,ganzen Christus'zeigen. — Der Anhänger des Pektorale weistin seinem Kelchmotiv aufdie geschichtliche Veranlassungzur Entstehung des Kunstwerkes, auf das 50jährige Priesterjubiläum des Abtes, hin...Das Pektorale will noch die innige Verbindung mit dem Stifte Kremsmünster aufzeigen. Im Anhänger wurde die Gestalt des Tassilo-Kelches als Vorbild verwendet. Der Tassilo-Kelch istja schon beinahe in der ganzen Welt als der ideale Opferkelch bekannt (vgl. Plakat für den Eucharistischen Kongreß zu Barcelona 1952). Der Künstler des Pektorale hat nicht nur die charakteri stische Form des Kelches sehr gut hervorgehoben,sondern sich bemüht, auch die Hauptdarstellung,den thronenden Heiland,aufdemselben noch anzudeu ten. Die Symbole der Evangelien haben ihr Vorbild im zweiten bedeutenden religiösen Wertstück unseres Stiftes, dem Codex Millenarius Major, dessen Entstehung um 800 anzusetzen sein dürfte. Der Codex Millenarius Major ist ein Evangeliar,in welchen die vier Evangelien enthalten sind ... Für die Darstellung aufdem Pektorale wurden nur die Symbole der Evangelien (nicht der Evangelisten selbst) aus dem Codex gewählt, denn sie allein dienen dem ursprünglichen Zweck, die Doppelnatur des Cottmenschen Jesus Christus und seine Aufgabe auf Erden darzustellen. Die Anordnung der Bilder mußte in Rücksicht auf die Platzverhältnisse erfolgen: Oben Lukas (Stier), links Matthäus („Engel"), rechts Johannes (Adler) und unten Markus (Löwe). Ihre Darstellung hat den Künstler bei der Kleinheit des zur Verfügung stehenden Raumes und der Härte des Materials besondere Schwierigkeiten bereitet. Um so bemerkenswerter ist das durchaus gelungene Werk, wie ein Vergleich mit der Vorlagezeigen würde. — Um das Kreuz leichterzu machen, wurde rückwärts die ganze Rankenverzierung etwa 1 mm tief ausgenommen. 58

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