Eisen- und Stahlschnitt

Die Stahlschnittkunst in Schweden die heutige schwedische Gebrauchskunst klar und einfach zu kennzeichnen, dann sprechen wir dabei häufig von der doppelten Linie: dem Zusammen spiel zwischen den handwerksmäßig gefertigten Einzelstücken und der in Reihenfertigung hergestellten Gebrauchsware. Der gemeinsame Nenner dieser beiden Arten von Erzeugnissen liegt in der Arbeit und im Können des Formgestalters. Eine vorzügliche Illustration dieser Spannung zwischen der Persönlichkeit und der Allgemeingültigkeit bot die Herbstausstellung des Stockholmer Nationalmuseums, in der fünf Formgestalter auf verschie denen Materialgebieten fünf Abtönungen der gleichen Grundeinstellung zeigten. Vielleicht war Sigurd Persson derjenige von ihnen, der das weiteste und lebendigste Register aufwies. Auch eine kurze Darlegung der Dinge, die Sigurd Persson im letzten Jahre geschaffen hat, ist für den Betrachter eine Wanderung auf einer Stufenleiter, einer Stufenleiter sowohl der Form als auch der Empfindung, vom Erhabenen und streng Sakralen bis zum ehrlich Ruhigen, von der expansiven Form bis zur streng sachlichen. Eine solche Wanderung kann übrigens mit dem technischen Anblick beginnen: Der Ehrenring für Prof. Lili Schultz (Bild 119) — in Gold mit einer spitz ovalen Platte aus rostfreiem Stahl mit goldener Inkrustation — ist vielleicht eher ein Zeichen von Perssons Fähigkeit, ein heikles, handwerksmäßig-tech nisches Problem aufzugreifen und zu meistern, als ein Beispiel seiner in der Regel dynamischeren Schmuckform. Denn in seinen bald barocken, bald geschmeidig-schweren, immer plastisch modulierten Formen und in seinem dunkel gesättigten oder glänzenden Emailkolorit enthüllt er das Gefühl für Kraft und Herrlichkeit,das man als einen gemeinsamen Zug in allen seinen Schmuckstücken wiederfindet, seien es Einzelstücke oder sinnreich entwor fene — Konfektionsschmucksachen —." Abschließend geht Dr.Hold auf die alltäglichen Tafelgeräte ein und sagt wörtlich: „Hier hat das Wechsel spielzwischen der Handarbeit der Werkstätte und den Riesenfäusten maschi neller Pressen,zwischen den Anforderungen der Sachlichkeit und der Technik einerseits und den Wünschen des Auges und der Hand andererseits ganz vorzügliche Alltagsdinge geschaffen, die voraussichtlich von jedermann während einer reichlich bemessenen Zeitspanne gutgeheißen werden können." Zusammenfassend können wir sicher sagen, daß Sigurd Persson in formaler Hinsicht für die österreichische Stahlschnittkunst Vorbild sein karm. Die Stahlschnittkunst,im Sinne der Schule Blümelhuber-Gerstmayr, ist heute eine österreichische Kunstform, die in der Welt kaum gepflegt wird. Möge das Buch dazu beitragen, daß diese seltene Kunst im Zeitalter der Maschine mehr Beachtung findet. 90

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