„Vaterländische Reise von Grätz über Eisenerz nach Steyr“

1 Textausschnitt aus „Vaterländische Reise von Grätz über Eisenerz nach Steyr“ von Kajetan Franz von Leitner (1768-1805) Wien, 1798 Steyr und Umgebung im Jahre 1793 … Nach einer Fahrt von beinahe zwei Stunden (denn der Weg von Losenstein nach Steyr wird so, wie der von Kasten nach Losenstein, für eine und eine halbe Post gerechnet) stellte sich mir zur Linken über der Enns das vormalige Benediktinerstift Garsten dar, welches von Kaiser Joseph aufgelassen und in eine Kameral-Herrschaft verwandelt wurde. Ich wusste nun, dass ich nicht mehr fern von Steyr war, und der erfreu- liche Anblick dieser Stadt wurde mir gleich darauf an einer Stelle zuteil, wo ich zur Rechten den ganz mit jungen Buchen bedeckten Damm-Berg und vor mir in dem Fluss eine Fischarche hatte. Lieblich und frei lag diese Stadt in einer heiteren Ebene vor mir ausgebreitet; keine finsterenMau- ern, kein drohendes Kastell, sondern hohe Kirchtürme, neue weiße Ge- bäude, schöne Gärten und Landhäuser fielen mir in die Augen. Alles er- schien mir gerade so, wie ich es von einem glücklichen Aufenthalt ge- segneter Industrie erwartete. Begierde, ihn näher zu sehen, und ein Vor- gefühl des Vergnügens, das ich in dieser Stadt finden würde, sprach aus mir, indem ich den Postillon aufmunterte, unsere Eile zu beschleunigen, und dieser brachte mich in einem Flug in die Stadt. Ich stieg im Haus eines vermögenden Kaufmannes in Steyrdorf ab, welches eine Vorstadt auf der anderen Seite der Stadt über dem Fluss Steyr und der eigentliche Sitz der Gewerbe ist; denn mir war hieran mehr als an allem übrigen, was ich in der Stadt sehen konnte, gelegen. Ich wurde durch die schöne hellgrüne Farbe des Flusses bis zum Entzü- cken überrascht und wählte, um den Anblick desselben recht oft zu ge- nießen, unter den Zimmern, die manmir mit besonderer Gefälligkeit an- trug, jenes, dessen Fenster auf die Brücke über denselben und in die

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