Kunst und Kunsthandwerk, 15. Jg., 1912, Heft 1

für die Identifizie– rung der Stempel. Wer mit dem gegenwärtigen Stan– de der Erforschung der Geschichte des Bucheinbandes ver– traut ist, wird die Einleitung, in der Gottlieb zusammen– faßt, was er an den Einbänden der Hof– bibliothek und bei seinen sonstigen Stu– dien beobachtet und ermittelt hat, ohne Zweifel mit lebhaf– tem Interesse lesen. Denn Gottlieb hat scharf beobachtet und manche bis– her nicht entdeckte Zusammenhänge aufgefunden. Er hat mit großem Fleiß Material von weit auseinanderliegen– den Stellen zusammengetragen und 61 Abb. 10. Pariser Einband von Bozt:rian jeune, Anfang des XIX. Jahrhunderts sehr beachtenswerte neue Fingerzeige gegeben für die Erforschung gerade der wichtigsten Kapitel. Aber in dem Eifer, mit alten nicht verbürgten T radi– tionen abzurechnen, mit Konjekturen und unsicheren Schlüssen aufzuräumen , ist er manchesmal zu weit gegangen.Wenn er hie und da ein auf unsicherem Grunde leicht aufgeführtes Gebäude, wie sie in den bisherigen Darstellungen der Geschichte des Bucheinbandes dastehen, niederreißt, so gelingt es ihm noch nicht, mit dem von ihm beigebrachten Baumaterial festere, sicherer fundamentierte dafür aufzubauen. Wer ruhig abwägend nachprüft, wird finden, daß er bei mehreren der von ihm behandelten Kardinalfragen zu der Entwick– lung des Bucheinbandes im Grunde über neue Hypothesen nicht hinaus– gekommen ist, wenn diese auch zu weiterer Forschung anregen und, sobald es gelingt, stärkere Beweise zu finden, zu neuenWegen der Erkenntnis führen mögen. Der Verfasser hat selbst das Bedürfnis empfunden, seine neuen Auf– stellungen an weiterem Material nachzuprüfen und tiefer zu begründen, denn er stellt uns in der Einleitung verschiedentlich ausführlichere Behandlungen

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