Kunst und Kunsthandwerk, 15. Jg., 1912, Heft 1

57 tischer Zeit, weist er in der Einleitung dem VI. Jahrhundert zu, ,,zufolge triftiger Gründe", wie es dort heißt. In der Tafelbeschreibung sagt er, ,,die Datierung ergebe sich mit Hilfe der völlig gleichartigen, aus ägyptischen Gräbern stammenden Arbeiten, mit Lederapplikation auf Schuhwerk, die insVI. oderVII. Jahrhundert ge– setzt werden". Sein Gewährs– mann Frauber– ger, den er da– für zitiert, drückt sich aber noch vorsichtiger aus: ,,Mandürf– te sich ... nicht zu sehr von der Wahrheit ent– fernen, wenn man ... die Ar– beiten ausLeder– applikation ins VI. bisVII.Jahr– hundert setzt. Viel mehr dar– über anzugeben wäre gewagt." Trotzdem setzt Gottlieb die Ar– beit in der Ta– felunterschrift und in der Ein– leitung viel bestimmter ins ,,VI. Jahrhun– dert", ohne an– dere „triftige" Gründe zu nennen. Eine spät- Abb. 6. Einband für König Matthias Corvinus, Ofen, vor 1490 ägyptische Einbanddecke in der ägyptischen Abteilung der Königlichen Museen in Berlin, die der Wiener in Technik und Dekorationsmuster nahe verwandt ist, wird wegen der für die Decke verwendeten Papyrusmanuskriptreste weit später, nicht vor dem VIII. Jahrhundert anzusetzen sein und es nahe– legen, den Wiener Einband nur innerhalb weitgesteckter Grenzen zu

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