Kunst und Kunsthandwerk, 15. Jg., 1912, Heft 1

scheinen mir an vielen Stellen nur möglich, wenn bei stark demolierten Einbänden die Arbeit des Buchbinders am Buchblock oder an den Deckeln oder am Deckenansatz zutage tritt, oder wenn man wenigstens die Vorsätze lösen würde. Dieses beides ist aber für die abgebildeten Stücke kaum Abb. 5. Florentiner Einband für Kardinal Johann Vitez (t 147:2) anzunehmen. Ver– glichen mit dem Katalog der Aus– stellung, sind in dem Tafelwerk die Beschreibungen der Verzierungs– muster mit vollem Recht vielfach ge– kürzt, denn hier ge– bendieAbbildungen die Anschauung. Von einem Kenner der Materie, wie Gottlieb es ist, ließ sich erwarten, daß dieDatierungen der Bände das Richtige treffen. Wenn er aber nicht selten in der Annahme, daß das Buch im Jahre des Druckes auch gebunden sei, eine bestimmte Jahres– zahl für den Ein– band angibt, ohne diese feste Datie– rung anderweit be– gründen zu können, so sind dem die vie– len Einbände ent– gegenzuhalten, die nach ihrer eigenen Datierung oder wie sich sonst nachweisen läßt, erst Jahrzehnte später gebun– den wurden. Man fährt jedenfalls sicherer, wenn man sich in solchen Fällen mit einer ungefähren Datierung oder einer abgerundeten Zahl begnügt. Hat man es mit weit zurückliegenden Zeiten zu tun, so muß man naturgemäß für die Datierung einen weiteren Spielraum lassen. Den ältesten Einband, den Gottlieb abbildet, die hochbedeutsameprachtvolleEinbanddecke aus spätägyp-

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