Kunst und Kunsthandwerk, 15. Jg., 1912, Heft 1

53 so hat sich Gottlieb nicht wie die Herausgeber früherer Tafelwerke ausschließ– lich von dem Grundsatz leiten lassen, kunstgewerbliche Meisterwerke ab– zubilden, sondern er war in erster Linie bestrebt, neues Material für die geschichtliche Entwicklung des Bucheinbandes beizubringen, Arbeiten, die dunkle Punkte, woran die Geschichte des Bucheinbandes noch überreich ist, aufhellen oder Fingerzeige für neue Wege der Forschung geben können. Das gerade macht den Wert der neuen Publikation aus. Wenn er in einzelnen Fällen Muster von Deckendekorationen bringt, wie sie ebenso oder doch ganz ähnlich bereits in andern Tafelwerken vorkommen, so hat er diese in der Absicht gewählt, um an der Hand der Wiener E xemplare frühere fal– sche Datierungen solcher Bände oder unrichtige Zuwei– sungen an Länder, Orte oder Werk– stätten richtigzu– stellen. Daß er den Arbeiten aus Öster– reich einen verhält– nismäßig breiten Raum zuteilt, ist leicht zu verstehen und umso wertvol– ler, weil über die Einbandkunst und -Technik österrei– chischer Werkstät– ten bisher so gut wie nichts be– kannt war. An– geordnet sind dieTafelnnach den Ländern des Ursprungs der Bände; der Orientbeginnt, darauf folgen Italien, Spa– nien, England, die Niederlan– de, Frankreich, Deutschland undÖsterreich. Infolge dieses Abb. 2. Einband filr Kaiser Friedrich W. vom Jahre 1446, aus farbigem Samt mit Auflagen von vergoldetem Silber

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