Kunst und Kunsthandwerk, 15. Jg., 1912, Heft 1

37 Messerklingen, Trattenbach und Stein– bach die Scharschacher Messer lieferten, gingen im Handel unter der allgemeinen Bezeichnung „SteyrerKlingen ", weil von Steyr aus - hauptsächlich über Sierning– hofen - der Vertrieb erfolgte und in der Abb. 84. Besteck (Messer und Gabel), Silbergriffe mit Gra– vierungen, nach Jo– hannTheodordeBry, holländisch, zweite Hälfte des XVLJahrhunderts. Länge 17"4 Zentimeter und 15·7 Zentimeter Stadt selbst zahlreiche Werkstätten der Klin– genschmiede undMes– serer an der Gesamt– produktion teilnahmen. Das Archiv in Steyr verwahrt die Originale der „Clingenschmidt zu SteirHanndtwerchs Ordnung" vom 4. Sep– tember 1559 und der „Messrer Gesellen zu Steyr Ordnung" vom Jahre 1535. Aus ihnen entnehmen wir, daß Österreich fünf Haupt– werkstätten der Klin– generzeugung zählte : Wien, Steyr, St. Pöl– Abb. 83. Entwurf zu einer Messerhaube, Kupfer– stich des Johann Theodor de Bry (1561-1623) (Oroamentsticbsammlung des Österreichischen Museums) ten, Wels und Waidhofen an der Ybbs. Für die Güte der österreichischen Klingen spricht das Verbot des Nürnberger Rates an die dortigen Messerer, den österreichischen Schild auf die Klingen zu schlagen oder schlagen zu lassen, wogegen er es nicht verwehrte, wenn jemand sich aus Österreich und Steyr Klingen bringen ließ. Über die P reise orientieren die Rechnungsbücher des Stiftes St. Florian , wo die geistlichen Herren des öfteren in Steyr Messer zu Geschenkzwecken erwarben ; so 1603 bei Meister Grain– berger „Messer zum Verschicken und zu Verehren um 15 Gulden 4 Sch., item um Messer so mit Perlmutter ein– gelegt 16 Gulden". Zwölf Steyrer Messer „gar saubere" kosten auf dem Linzer Markt anno 1625 g Gulden; 12 Ga– beln, welche der Messerer Sebastian Windtinger in Steyr fertigte, werden diesem mit 2 '/ , Gulden bezahlt. Im Jahre 1633 liefert der Messerer Stephan Weidinger in Steyr Messer, das Paar zu 12 Kreuzer. 1652 kosten vier Paar schöne Messer 3 Gulden, 1658 acht Paar Messermit elfen– beinernen Schalen 6 Gulden.

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