Kunst und Kunsthandwerk, 15. Jg., 1912, Heft 1

Wir kommen nun zu einem dritten Goldschmied, der auf die Formenentwicklung der Besteckgriffe direkten Einfluß nahm, auf Michael Je Blon. Er war gleichfalls Kupferstecher, wurde 1587 zu Frankfurt geboren und starb 1656 in Amsterdam. Als geborener .Frankfurter und als Vetter des Joachim von Sandrart, des Schülers von Jan Theodor de Bry, stand er diesem nahe und hatte wahrscheinlich bei ihm gelernt. L e Blon kam um 1630 für kurzen Aufenthalt nach Florenz und Rom, später nach London und war dann bleibend inAmsterdamwohnhaft. Seine Stiche sind biblische und historische Darstellun– gen, Wappen, Arabesken, vornehmlich aber Vorlagen für Goldschmiedearbeiten, wie Damen– schmuck, Uhrgehäuse, Messergriffe und anderes. Die Entwürfe zu Messerheften zeigen eine eigentümliche, nach einer Seite volutenartig aus– ladende Form (Abb. 87). Diese Ausladung ist für die hohle Hand bestimmt und steht daher bei richtiger Zusammenstellung des Messers auf der Seite des Klingenrückens. Wie seine Vor– gänger entwirft le Blon durchbrochen gearbei– tete H:i,uben und bedeckt die Breitseiten der Griffe mit Zeichnungen für Ziseleure. Eine seiner Vorlagen mit Darstellung einer Ranke, in die er einen Jagdhombläser, Hirsche, Hunde und Vögel hineinkomponierte, ist durch den Künst– ler selbst oder durch einen Silberschmied zur Ausführung gekommen (Abb. 87 und 88). Mi– chael Je Blon entwarf weiters Besteckgriffe, deren Breitseiten durchwegs mit Arabesken verziert sind (Abb. 89). Diese Vorlagen sind unter den bisher genannten entschieden die schönsten; ob aber nach diesen auch wirklich Griffe gearbeitet wurden, ist mir nicht bekannt. Von le Blon die Form der Hefte, von Johann Theodor de Bry die Vorliebe für figuren– reiche Darstellungen entlehnend, steht der Am– sterdamer Hendric Janssens zeitlich als letzter in der Reihe jener Künstler, welche für das Besteck der Renaissance Entwürfe geliefert haben. Der Höhepunkt seiner Tätigkeit fällt in die Zeit um 1630. Zierstreifen mit Blätterwerk und Vögeln, Figuren und Tiere im Laubwerk, Abb. 54 und SS- Messer zum Einschla• gen, Griff aus Buchsholz geschnitzt, deutsch, XVII. Jahrhunden. Länge geöffnet 22 Zentimeter

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