Kunst und Kunsthandwerk, 15. Jg., 1912, Heft 1

Das eigent– liche Besteck, die Zusammenstellung von Löffel, Gabel und Messer zu ei– nem Ganzen bei analoger Ausbil– dung der Griffe ist erst imXVII. Jahr– hundert entstan– qen. Wiewirgehört haben, war es im späterenMittelalter üblich, daß sich der geladene Gast Löf– fel, weiters Messer und Gabel mit– brachte, weil man einerseits den Ge– brauch ganzer Be– steckgarnituren im Hause des Gast– gebers nur am Hofe und beim hohen Adel kannte und andrerseits bei der im Mittelalter stark verbreitetenFurcht Abb. 34 · Vor- Abb. 35 · Messchneidmesser, ser, Griff in Eivor Vergiftung der Griff in E;sen ge– Gast auf ein ihm schnitten, süd– deutsch, vermut– dargebotenes Be- lieb Stadt Steyr, steck aus begreif- XVII.Jahrh. Länge 20·4 Zentim. liehen Gründen versen geschnitten, süddeutsch, XVII. Jahrhun– dert. Länge 13 Zentimeter zichtete. Bei deutschen Völkern hat sich die Sitte der Mitnahme des Bestecks im Hand– werkerstanq bis in das XIX. Jahrhundert, im Abb.32.Kredenz- Abb.33. Vorschneid- Bauernstand, speziell in den Gebirgsgegenden messer, Klinge messer, in Eisen ge- f · ohne Schneide, scbn;ttenerGriff,süd- bis auf den heutigen Tag erhalten. Au emem deutsch,um 1650. deutsch, vermutlich Gemälde von der Hand des Bauernmalers Peter Länge •• Zenti- Stadt Steyr, um 1650. Breughel des Ältem sehen wir einen flämischen meter Länge 2r2 Zentim. Bauern, der seinen Zinnlöffel am Hut trägt (Abb. 62), und Holbein, der Meister der Entwürfe für Dolch- und Besteck– scheiden, zeigt uns, wie die Schweizer Frauen ihr Besteck in einem Köcher am Gürtel trugen. Zu dem Messer in der Scheide gesellte sich eine Gabel

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2